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Jonathan Rea: «Würde für mich in den Krieg ziehen»

Von Ivo Schützbach
Jonathan Rea

Jonathan Rea

Als Jonathan Rea 2020 zum sechsten und letzten Mal Superbike-Weltmeister wurde, war er 33 Jahre alt. Der Nordire ist überzeugt, dass er es fahrerisch immer noch draufhat, erneut die Nummer 1 zu werden.

Mit 36 Jahren ist Jonathan Rea der Zweitälteste im Feld der Superbike-WM 2023, Alvaro Bautista ist zwei Jahre und drei Monate älter.

Der Spanier wird seinen Titel in der Superbike-WM an diesem Wochenende höchstwahrscheinlich erfolgreich verteidigen. Während Champions über 30 in der MotoGP-WM schon länger eine Rarität sind, spielt das Alter bei den Superbikern eine geringere Rolle.

Bautista wird am 21. November 39 Jahre alt, Max Biaggi war bei seinem letzten Titelgewinn 41 und Carlos Checa bei seinem Triumph 2011 gerade 39 geworden.

Schaut man Rea heute zu, agiert er auf dem Motorrad kein Stück weniger eindrucksvoll als bis 2020, als er reihenweise Rennen und Titel gewann. Der Unterschied zu damals ist, dass Kawasaki erst vom Reglement eingebremst wurde und außerdem seit vielen Jahren keine wirklich neue ZX-10R gebracht hat.

Mit seiner neuen Aufgabe bei Yamaha, am kommenden Dienstag wird Rea in Jerez erstmals mit der R1 testen, schöpft er Hoffnung, an frühere Erfolge anknüpfen zu können.

Sieht Rea die Möglichkeit, in der Zukunft eine weitere Weltmeisterschaft zu gewinnen? «100-prozentig», betonte Johnny gegenüber SPEEDWEEK.com. «Ich glaube an mich – ich würde für mich selbst in den Krieg ziehen und bin hoch motiviert. Über das Alter denke ich aber schon länger nach, das ist nichts Neues. Schon vor vielen Jahren habe ich zusammen mit Neil Hodgson, der mein Nachbar auf der Insel Man war, darüber gewitzelt. Als ich meinen ersten Titel gewann, hatten wir zusammen ein Abendessen und ein paar Drinks. Ich sagte ihm damals, dass dies mein letzter Vertrag wäre. Er grinste nur und meinte ‚sicher, sicher‘. Als ich 34 war, hatten wir die gleiche Unterhaltung. Eine Saison vergeht so schnell. Jetzt haben wir noch diesen einen Event, dann beginnen die Vorsaison-Tests und plötzlich sind wir in Australien. Kaum später ist es September und wir sind in Magny-Cours. Alles geht so schnell.»

«Ich begann meine Saison in Australien mit einem zweiten Platz im Regenrennen, insgesamt war es aber ein beschissenes Wochenende», erinnerte sich der Rekordchampion. «Wir haben ein Haus in Australien und blieben dort. Ich dachte an Chaz Davies und Eugene Laverty, die gerade zurückgetreten waren. Mir wurde bewusst, dass ich womöglich zum letzten Mal als Rennfahrer in diesem Haus wohne. Ich wollte nicht zurückkommen und nicht über Tests oder Rennen nachdenken. Ich will meine Karriere weiter vorantreiben, ich will Rennen fahren, das ist ganz klar. Aber ich weiß nicht, wie lange das noch sein wird. Die Zeit wird alles zurechtrücken, vielleicht komme ich nach ein, zwei, drei oder vier Jahren an diesen Punkt. Eines Tages werde ich zum Ende kommen, aber jetzt bin ich wieder motiviert.»

Das Jerez-Wochenende begann mit Platz 13 am Freitag nach Reas Maßstäben katastrophal. Die Tatsache, dass er nach neun Jahren mit Kawasaki letztmals mit dem Provec-Team arbeiten wird, rückte dadurch in den Hintergrund.

«Bislang habe ich mir nicht erlaubt, emotional zu werden», bemerkte der Nordire. «Richtig seltsam wird es erst am Montag, wenn ich der Fahrer in einem anderen Team sein werde. Dann werde ich meine langjährige Familie in ihrer Uniform sehen und ich trage andere Farben. Das ist natürlich aufregend, gleichzeitig aber auch sehr seltsam. Sonntagabend wird das ganze Team zusammen ausgehen, dann werden wir all die schönen Momente noch einmal Revue passieren lassen. Die Jungs von der Dorna haben mir einen unglaublichen Videozusammenschnitt gezeigt, ich vergesse manchmal, was wir gemeinsam erreicht haben. Okay, es ist drei Jahre her, seit wir dominierten und viel gewonnen haben. Aber bis dahin haben wir zusammen eine unfassbare Geschichte geschrieben. Im Rennsport geht alles so schnell, ein Rennen folgt auf das andere. Da vergisst man solche Zeiten leicht. Ich bin sehr stolz, was wir zusammen erreicht haben. Gleichzeitig bin ich auch sehr stolz auf mich, dass ich jetzt die Hosen für große Jungs angezogen und diese harte Entscheidung getroffen habe. Manchmal sind die schwersten Entscheidungen die richtigen. Es wäre zu einfach gewesen, in einem Umfeld zu bleiben, in dem mir so viel Liebe entgegengebracht wird – ich suche die Herausforderung.»

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