Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Gerloff überzeugt: Das macht Toprak nicht langsamer

Von Ivo Schützbach
Starkes BMW-Trio (v.l.): Garrett Gerloff, Michael van der Mark und Toprak Razgatlioglu

Starkes BMW-Trio (v.l.): Garrett Gerloff, Michael van der Mark und Toprak Razgatlioglu

Nach Rekordchampion Jonathan Rea hat sich auch Superbike-WM-Leader Toprak Razgatlioglu für Cremona abgemeldet. Dessen BMW-Kollege Garrett Gerloff ist überzeugt, dass der Türke umso motivierter zurückkehren wird.

Yamaha-Werksfahrer Jonathan Rea hat sich am Dienstag vom Superbike-WM-Event in Cremona abgemeldet. Der Nordire hat bei seinem Sturz in Magny-Cours einen tiefen Riss am rechten Daumen erlitten und musste operiert werden. Seine Ärzte raten ihm vom Start auf der neuen WM-Strecke in Norditalien ab, dass er in der Gesamtwertung nur auf dem elften Platz liegt, dürfte Rea darin bestärkt haben, seiner Genesung Vorrang einzuräumen.

Am Mittwochnachmittag kam die nächste Hiobsbotschaft: Auch WM-Leader Toprak Razgatlioglu (BMW) wird bei den Rennen in Cremona fehlen. Der 27-Jährige erlitt bei seinem Crash am Freitag in Magny-Cours einen Pneumothorax und starke Rückenprellungen.

Titelverteidiger Alvaro Bautista, der sich bei seinem Sturz im Sprintrennen auf dem Circuit de Nevers eine Rippe gebrochen hat, wird alles daransetzen, in Cremona dabei zu sein. Denn nur so hat der Spanier eine Chance, in der Weltmeisterschaft wieder den Anschluss zu schaffen; er liegt bereits 122 Punkte hinter Toprak. Seinem Aruba-Teamkollegen Nicolò Bulega fehlen auf Rang 2 derzeit 55 Punkte, der Italiener könnte mit hervorragenden Heimrennen sogar die Führung in der Gesamtwertung übernehmen – in den drei Rennen gibt es insgesamt 62 Punkte zu holen.

In Frankreich wurde auch den besten Fahrern bewusst: Sie sind weder vor Stürzen noch Verletzung gefeit.

Razgatlioglus überragender Speed basiert auf seinem Vertrauen zum Vorderreifen. Wird er es nach dem heftigen Abflug und den verpassten Rennen in Frankreich und Cremona vorsichtiger angehen lassen? «Das glaube ich nicht», hielt BMW-Kollege Garrett Gerloff fest. «Er wird eher wütend und noch motivierter sein. Er hat gesehen, wie Bulega am Sonntag in Magny-Cours zwei Rennen gewann, er wird bei seiner Rückkehr von Anfang an vorne fahren wollen. Er wird nicht langsamer machen. Ich glaube eher, dass er mit noch größerem Vorsprung gewinnen wird.»

Topraks ROKiT-Teamkollege Michael van der Mark gewann das Regenrennen am Samstag in Magny-Cours. Der Niederländer hat schon früh in der Saison festgestellt, dass die M1000RR nur dann sehr schnell ist, wenn er sie mehr wie der Türke fährt.

Das versucht auch Gerloff. «Ich habe Topraks Einstellungen für die Elektronik, Federelemente und Geometrie versucht, der Druck war groß in seine Richtung zu gehen, weil er so erfolgreich ist», schilderte der Texaner, der im zweiten Hauptrennen in Frankreich als Dritter seinen ersten Podestplatz auf einer BMW eroberte. «Aber wir haben alle einen anderen Stil. Es ist hart mit anzusehen, wie einer gewinnt und du selbst bist außerhalb der Top-10. Und jeder fragt dich, was los ist. Das verleitet dich dazu Dinge zu tun, die du normal nicht tun würdest. Ich würde sagen, dass ich zwei große Runden gedreht habe und jetzt eine Hybridabstimmung aus meinem letztjährigen Set-up, und dem was Toprak und Michael fahren, habe. Am Ende geht es darum, dass du Vertrauen in das Motorrad hast und dich auf ihm wohlfühlst. Je mehr ich vorhersehen kann, wie sich das Bike verhalten wird, desto komfortabler fühle ich mich. Kannst du es nicht vorhersagen, dann ist es extrem schwierig zu pushen, weil du nicht weißt, wo das Limit ist.»

Gerloff gegenüber SPEEDWEEK.com weiter: «Beim Blick auf die Daten wurde uns schon zu Jahresbeginn klar: Toprak ist schneller in die Kurven hinein, in den Kurven und aus den Kurven heraus. Also muss ich das gleich machen wie er. Die Frage ist immer, wie du dorthin kommst. Er ist so gut auf der Bremse, gleichzeitig beansprucht er den Vorderreifen aber nicht zu stark – er hat für sich eine sehr feine Balance ausgearbeitet. Und er hat ein sehr gutes Gefühl für den Gasgriff. Wir versuchen das auch – es ist leichter gesagt als getan. Es ist offensichtlich, was er besser macht. Es ist aber auch schwierig, das umzusetzen – er leistet hervorragende Arbeit. Wir haben in der Elektronik ein paar Kleinigkeiten gefunden, die uns einen Schritt nach vorne ermöglicht haben. Es war aber nicht so, dass uns diese Dinge ins Gesicht geschrien haben.»


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