BMW buckelte für Toprak: Tag für Tag, Monat für Monat
Damit hatte keiner gerechnet: Nach den drei Rennen beim Saisonstart in Südaustralien stand Titelverteidiger Toprak Razgatlioglu Ende Februar 2025 mit mickrigen 20 Punkten da und lag nur auf dem achten Gesamtrang, während der aufstrebende Ducati-Könner Nicolo Bulega alle drei Läufe gewonnen hatte und die Wertung mit maximalen 62 Zählern anführte.
Die Verantwortlichen bei BMW blieben ruhig, jeder weiß, dass die Strecke auf Phillip Island sehr speziell und kein allgemeingültiger Gradmesser für die Leistungsfähigkeit eines Fahrers oder Motorrads ist.
«Auf Phillip Island konnten wir zum ersten Mal unser 2025er-Motorrad bei trockenen Bedingungen testen», schilderte BMW-Technikchef Chris Gonschor im Gespräch mit SPEEDWEEK.com den missglückten Saisonbeginn. «Es waren nicht nur die Regeländerungen, die uns dazu zwangen, ein anderes Chassis einzusetzen, was dazu führte, dass wir vorab zu wenige Testfahrten hatten. Wir hatten zudem ein Facelift für dieses Jahr mit neuen Motorteilen und anderer Aerodynamik. Letztlich hatten wir ein neues Motorrad, das wir vor dem ersten Rennen nie in seiner finalen Konfiguration erproben konnten. Auf Phillip Island war es trocken, unglücklicherweise hatte Toprak aber bereits während der Tests einen Sturz, das war kein perfekter Start.»
«Wir verließen Phillip Island mit vielen Informationen, wenn auch nicht mit den Erfolgen, dir wir gehofft hatten zu holen», ergänzte der gebürtige Bochumer. «Das war aber kein großes Drama, nur die Punkte waren nicht so viele. Als wir zurück in Europa waren, holte Toprak in Portimao sofort das Triple. Das zeigte uns, dass das 2025er-Paket über Potenzial verfügt.»
Nach dem Titelgewinn 2024, Razgatlioglu gewann mit 43 Punkten Vorsprung auf Bulega, obwohl er nach seinem schlimmen Sturz in Magny-Cours verletzungsbedingt sechs Läufe verpasste, ruhte sich BMW nicht auf den Lorbeeren aus.
Gonschor: «Uns war klar, dass wir viel ändern müssen, wenn wir erneut Weltmeister werden wollen. Alle redeten nur von der Regeländerung. Aber wir befinden uns im Wettbewerb. Und das bedeutet, dass du Tag für Tag, Monat für Monat und Jahr für Jahr hart trainieren musst und nie aufhören darfst. Für mich als Ingenieur bedeutet das, jeden Aspekt des Motorrads anzupassen. Wir haben viel an der Motorbremse und Traktionskontrolle gearbeitet und viel Zeit auf dem Prüfstand verbracht, um angesichts der Spritmengenlimitierung die bestmögliche Effizienz zu erreichen. Wir waren auch im Windkanal und haben die Aerodynamik optimiert. Denn mit weniger Sprit hast du weniger Leistung und damit Spitzengeschwindigkeit. Ab Portimao waren wir im Spiel, in Assen gab es Mischverhältnisse und wir bekamen es mit den neuen Entwicklungsreifen nicht perfekt hin. Dort haben wir Punkte verloren, ab Cremona haben wir unser Paket verstanden. Dort wurden wir dreimal Zweiter, was nicht perfekt war, aber auch kein Desaster.»
Beim sechsten Saisonevent in Misano setzte Toprak zu einem neuerlichen Siegeszug an und stellte seinen eigenen Rekord von 13 Triumphen in Folge ein. Über die gesamte Saison stand er in 36 Rennen 31 Mal auf dem Podium, 21 Mal zuoberst. Womit er seinen WM-Titel gemeinsam mit BMW erfolgreich verteidigte.
2026 stellt sich der Türke einer neuen Herausforderung und tritt auf Yamaha in der MotoGP-WM an. Der erste Test mit der M1 ist auf den 9./10. November im MotorLand Aragon angesetzt, bevor er bei den Testfahrten am 18. November in Valencia erstmals auf seine nächstjährigen Gegner trifft.










