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Bevilacqua (Althea): Wieso seine Ducati nicht siegen

Von Ivo Schützbach
Während das Ducati-Werksteam einen Podestplatz nach dem anderen abräumt, hinken die Kundenteams trotz fast gleichem Material hinterher. Althea-Teamchef Genesio Bevilacqua gewährt einen Blick hinter die Kulissen.

Bis auf Thailand und das zweite Rennen in Imola stand in dieser Saison in jedem Lauf ein Ducati-Fahrer auf dem Podium, in Aragón siegte Werkspilot Chaz Davies sogar.

Weniger positiv sieht es bei den Kundenteams von Althea (Nico Terol, Matteo Baiocco) und Barni (Leandro Mercado) aus, sie fuhren in keinem Rennen in die Top-5.

SPEEDWEEK.com sprach mit Althea-Boss Genesio Bevilacqua.

Ducati sagt, dass alle Kundenteams bis auf die letzten Updates dasselbe Material wie das Werksteam haben?

Ich habe alles miterlebt, vom echten Privatteam bis zum Werksteam, und kenne die Unterschiede genau. Dieses Jahr haben wir so gut wie dasselbe Material. So gut wie bedeutet, dass das Werksteam zum Beispiel mit einem neuen Auspuff oder anderen Kleinigkeiten getestet hat, die sehr wohl Auswirkungen auf die Performance haben können.

Wir sind nicht in der Lage solche Sachen gleichzeitig zu testen. Darüber beschwere ich mich nicht, ich wusste, dass es so ist. Bevor ich mich über das Material beschwere, muss die Leistung der Fahrer stimmen.

Es wird nie so sein, dass wir genau das gleiche Material wie das Werksteam haben – nie. Das Werksteam ist uns immer einen Schritt voraus.

Betrifft das alle Teile am Motorrad oder bekommt ihr zum Beispiel Elektronik-Updates schneller als etwa einen neuen Auspuff?

Wir haben einen Kanal zwischen Ducati und unserem Team geschaffen, um Elektronik-Neuerungen sofort umzusetzen. Während eines Rennens können wir mit denselben Strategien arbeiten wie das Werksteam.

Das Ducati-Werksteam hilft uns dieses Jahr auch sehr mit Ersatzteilen aus, diese sind für Kundenteams nicht immer einfach zu organisieren. Das führt zu weitreichenden Problemen. Wenn du Teile erst spät bekommst, dann hast du keine Zeit diese zu testen. Wir haben quasi jede Woche neue Teile bekommen, mit ihnen aber keinerlei Erfahrung. Das schlägt sich in schlechteren Rundenzeiten nieder.

Wenn du diese Saison mit 2011 vergleichst, als Althea als Ducati-Werksteam Weltmeister wurde: Wie groß ist der Unterschied?

Es ist eine andere Welt.

Damals war die Basis des Motorrades so gut wie perfekt, die Maschine war sehr leicht zu handhaben. Selbst Leute, die nicht viel Erfahrung mit dem Motorrad hatten, konnten gut mit ihm arbeiten.

Die Panigale stellt einen vor technische Herausforderungen. Bis zum letzten Test in Jerez Ende Januar entwickelte Ducati Teile, dann wurden die Bikes nach Australien geschickt. Ducati hatte keine Zeit, um sich mit uns zu treffen und uns alles zu erklären – sehr schwierig.

Außer in Buriram und Imola stand in jedem Rennen dieses Jahr ein Ducati-Fahrer auf dem Podium. Wie erklärt sich der Rückstand deiner Fahrer: Ist es das Bike, das Team, der Fahrer oder eine Kombination aus allem?

Ich habe kein Problem damit einzuräumen, dass in meinem Team Fehler gemacht werden. Den größten Unterschied zum Werksteam sehe ich aber in der Erfahrung der Piloten. Chaz Davies und Davide Giugliano sind Experten auf ihrem Motorrad. Ihnen gegenüber stehen meine Fahrer Nico Terol und Matteo Baiocco, die keinerlei Erfahrung haben auf diesem Level.

Sie brauchen mehr Zeit, um an die Performance der Werksfahrer heranzukommen.

Ich sehe den größten Unterschied aktuell bei den Fahrern, da bin ich ganz ehrlich.

Bist du mit deinen Top-10-Resultaten zufrieden oder hast du dir mehr erwartet?

Ich bin nicht gänzlich zufrieden, wir wollen an der Spitze fahren. Oder wenigstens in den Top-5. Das gelang uns zuletzt 2012, als wir Vierter in der Weltmeisterschaft wurden, obwohl wir damals von den technischen Regeln arg eingebremst wurden. Wir waren aber in jedem Rennen in der Lage um den Sieg zu kämpfen.

Weshalb denkst du jedes Jahr darüber nach, mit deinem Team aufzuhören?

Als ich das letzte Mal davon sprach, meinte ich es wirklich ernst. Aber jetzt habe ich zu viel investiert, in eine neue Hospitality und neue Trucks. Ich bin auch wieder wirklich motiviert. Mit plus+ton hat Althea eine neue Marke, wir arbeiten hart dafür, diese bekannter zu machen – das ist sehr wichtig für uns. Wir wollen plus+ton weltweit vermarkten. Dank plus+ton fanden wir auch neue Sponsoren, die ebenfalls in vielen Ländern tätig sind.

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