Reifenpoker in Salzburg
Eckart Rösinger und Andreas Kolloch
Da das Rennen auf dem Salzburgring bereits eine Woche nach Schleiz anstand, erschien uns eine weite Heimfahrt nach Trier unnötig. Das Team Tassilo Gall/ Thomas Eisentraut und die Franzosen Mikael Ducouret/Bastien Herman schlossen sich uns an. Es war eine sehr nette, entspannte Zeit mit gemeinsamen Malzeiten und viel Gesprächen. Und dem einen oder anderen Pernod, ganz nach Landessitte unserer französischen Freunde.
Am freien Donnerstag (Vatertag) fuhren wir auf Einladung eines weiteren Gespannteams nach Schönram zum örtlichen Brauereifest, inklusive Renngespannshow. Was das im tiefsten Bayern bedeutet, kann man sich nicht vorstellen. Es sei denn, man war dabei. Ab 9.00 Uhr Morgens Kampftrinken der übelsten Sorte. Naja, lecker war’s auf jeden Fall. Mittags gegen 14.00 Uhr mussten wir weiter auf den Salzburgring, da mit dem Veranstalter noch das Fahrerlager zu klären war. Wir verpassten die obligatorische Schlägerei. Wir bauten alles auf… und waren alleine im Fahrerlager. Leider war auch der Strom noch nicht angeschaltet, so war es sowohl im Zelt, wie auch im Bus eine sehr frische Angelegenheit. Wenigstens ist, bei gefühlten 0 Grad, nichts aus dem Kühlschrank verdorben. Gegen Freitagmittag kamen die ersten Teams an, die dann eingeparkt werden mussten. Abends gegen 19 Uhr kam Andy nach «endlosen» 25 Kilometern Anfahrt dazu. Er wohnt direkt an der Grenze zu Österreich. Wir haben dann das Gespann vorbereitet, da wir uns auf dem Campingplatz wirklich Urlaub gegönnt haben und das Motorrad im Anhänger liessen.
Wir «schnallten» für das erste Training am Samstagmorgen einen neuen Satz Yokohama-Reifen drauf und übernahmen die Abstimmung von 2008, damals noch mit Basti im Boot. Es ging gar nichts! Das Gespann rutschte vorne und hinten- einfach schlimm. Richtig bockig war die Karre. Wir entschlossen uns, für das nächste Training das Fahrwerk ganz weich abzustimmen und auf die guten Avon-Reifen aus Schleiz zurück zu greifen. Es lagen Welten zwischen dem ersten und zweiten Training. Mit einem sehr harmonischen Fahrwerk schafften wir es auf den 7. Startplatz. Hinter Ex-Weltmeister Klaus Klaffenböck waren wir das zweitbeste Formel2-Gespann. Auch der Motor drehte früh aus, so dass wir auch die Übersetzung auf Isle of Man-Niveau brachten. Nirgendwo fahren wir jetzt mit einer so hohen Endgeschwindigkeit. Immer wieder wahnsinnig toll ist die Einfahrt in die superschnelle Fahrerlagerkurve. Kurz am Gas gerollt und dann im 6ten Gang mit 14.000 Drehzahlen durch die Ecke hinunter in das Loch. Da trennen sich die Knaben von den Männern (O-Ton Ralf Bohnhorst). Am Renntag - Regen. Nichts Ungewöhnliches für die Salzburger Strecke.
Mit Regenreifen und nochmals weicherer Abstimmung ging es zum Start. Der verlief eigentlich sehr gut, nur fuhren wir auf eine weisse Wand aus Wasser zu. Vorsichtig «tasteten» wir uns bis zur ersten Schikane vor, da stand schon ein Gespann mit demolierter Verkleidungsnase quer. Aber alle Anderen sind gut vorbeigekommen, wir setzten unsere Fahrt fort. Es dauerte etwa drei Runden, bis die Reifen richtig Grip aufbauten. Immerhin waren es nur 6 Grad Lufttemperatur, am Asphalt wohl noch etwas weniger. Am Start hat sich Freund und Kollege Tassilo Gall rechts vorbeigeschoben. Ihn haben wir an unserem Paradestück, weit hinter dem 100-Meter-Schild an der Fahrerlagerkurve mit hohem Geschwindigkeitsüberschuss überholt. Damit lagen wir schon mal auf dem 5. Platz. Vorne jagten sich der Josef Moser und Klaus Klaffenböck. Dahinter mit Schmitz/Lehnertz ein weiteres Gespann aus unserer Region . Direkt vor uns fuhren die Franzosen Ducouret/Hermann. So richtig konnten wir nie aufschliessen. Sie hatten uns im Griff. So fuhren wir das 8 Runden dauernde Rennen «nach Hause». Es gab 16 Punkte für das Gesamtklassement, sowie erneut volle 25 Punkte für die Trophy-600-Wertung.
Nachdem wir uns umgezogen und aufgewärmt hatten, machten wir uns über das Motorrad her. Sauber machen, alles nachsehen, Tanken, Kette schmieren. Mehr ist bei einer guten Vorbereitung auf dem Rennplatz nicht zu tun. Die Reifenfrage war völlig offen, da der Regen erst nachgelassen und dann ganz aufgehört hat. Pokern! …..aber so haben wir es ja gerne. Ich habe dann den Veranstalter, ein ehemaliger Gespannrennfahrer, angerufen und ihn nach seiner Meinung gefragt. Er lag richtig. Wir waren die ersten im Fahrerlager, die für das zweite Rennen auf Slicks wechselten. Wir wussten ja aus Schleiz, wie gut diese bei schmierigen Bedingungen sind. Ausserdem bauen sie schon nach einer halben Runde Grip auf. Etwa die Hälfte des Starterfeldes wählten die weicheren, aber anfälligeren Regenreifen. Nach der Einführungsrunde wurden deren Gesichter länger, unsere Helme beulten sich wegen dem breiten Grinsen aus. Start und ab!!