Thomas Stange: «Kein GP-Fahrer in Sicht»

[*Person Thomas Stange*] gehört zur gleichen Generation wie Smolinski, Hefenbrock oder Kroner und galt einst als riesiges Speedway-Talent. Viele sagten ihm den grössten Grundspeed aller deutschen Fahrer nach. Doch Verletzungen, der Verlust von Sponsoren und mangelnde Karriereplanung bugsierten den Badener ins Aus.

Stange kritisierte vor Tagen auf www.speedweek.com das neue Bundesliga-Reglement. Er macht es dafür verwantwortlich, dass deutsche Kategoerie-B-Fahrer wie er, nicht mehr genügend Rennen bekommen.

Das alleine kann aber doch nicht der Grund für deinen schrittweisen Rückzug sein, oder?

Nicht nur. Hinzu kommen meine vielen Verletzungen. Ich habe Menschen in meinem Alter gesehen, die von der Brust an gelähmt waren und dachte, ich muss noch was anderes machen. Irgendwann bin ich 35 Jahre alt, hatte alle Knochen gebrochen und habe nichts davon.
In unserem Sport verdient man nicht so viel, dass man nach der Karriere davon leben kann. Ich hatte ein Angebot von meinem Sponsor mich ausbilden zu lassen und das mache ich. Seit August mache ich eine Umschulung zum Sportkaufmann und bin ziemlich gut. Ich merke, da geht was.

Mein Sponsor Top Life aus Berghaupten hat mir das Angebot gemacht, mich für die Rennen freizustellen. Die Überlegung war, dass ich bis zum Ausbildungsende nächstes Jahr ein paar Rennen fahren und dann eventuell wieder mehr einsteige.

Doch wenn das Geld von der Anfangsinvestition in die Motorräder nur rumsteht, weil ich keinen Ligavertrag bekomme, dann funktioniert es nicht, und dann kann ich auch gar keine Rennen fahren.

Als angehender Sport- und Fitness-Kaufmann hast du die Leistungstest der deutschen Nationalmannschaft durchgeführt und ausgewertet. Wer muss im konditionellen Bereich nachsitzen?

Die Leute, die ich beim ersten Mal im Dezember getestet habe, waren alle durchweg gut, bei den zweiten Tests waren die Werte von dem ein oder anderen leicht defizitär. Aber nur, weil alle zuvor trainiert haben und das die Werte in den Keller zieht. Im Grossen und Ganzen kann man mit der Fitness zufrieden sein. Gerade unsere guten Fahrer waren alle sehr fit.

Wirst du neuer Fitnesstrainer der Nationalmannschaft?

Ich helfe wo ich kann. Die Fitnesssachen sind ein guter Schritt von René Schäfer. Ich würde mir mehr finanzielle Unterstützung vom DMSB für ihn wünschen, damit er mehr machen kann.
Er hat alle Fahrer des Kaders eingeladen doch nicht alle sind gekommen. Es sollte normalerweise Pflicht sein, dass jeder dahin muss, aber dann passiert nichts, da es alle Geld kostet. Dass Fahrer nicht nur wegen mangelnder zeit fehlten, kann ich sehr gut verstehen. Allein die Reiserei kostet viel Geld. Mittel fehlen, sei es nur für die Erstattung des Benzins oder Hotels.

Martin Smolinski ist als vormals reiner Speedway-Fahrer auf die Langbahn umgestiegen. Wäre das auch was für dich?

An der Langbahn habe ich kein Interesse, es hat mir noch nie gefallen. In Haunstetten und Herxheim bin ich gefahren, aber es macht mir keinen Spass.

Wie siehst du die Chancen in den nächsten fünf Jahre darauf, dass ein Deutscher permanenter GP-Fahrer wird?

Ich kann ich mir nicht vorstellen, dass es in der nächsten Zeit jemand schafft, weil der Stellenwert des Sports in Deutschland nicht der ist, der er dazu sein müsste.

In Polen muss sich keiner Gedanken machen, wo bekomme ich was her, wie kriege ich was organisiert und wie wird das Bike schneller. Es findet sich immer jemand, der dir hilft. Bei uns sagt kein Fahrer dem anderen was, jeder arbeitet gegen jeden. Vielleicht ist es ein Problem der Mentalität. Ich gebe meine Erfahrung jetzt weiter, sonst stirbt der Sport irgendwann.