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Der erste Weltmeister: Als Kriegspilot abgeschossen

Von Manuel Wüst
Lionel van Praag: Der erste Motorrad-Weltmeister

Lionel van Praag: Der erste Motorrad-Weltmeister

Im Adventskalender blicken wir an 24 Tagen auf die 100-jährige Geschichte des Speedway-Sports zurück. Am 2. Dezember geht es um den ersten Champion Lionel van Praag.

Lionel van Praag ist nicht nur der erste Speedway-Weltmeister, er ist auch der erste Motorrad-Champion. Seit 1923 werden in Australien Speedwayrennen gefahren, 1931 fand van Praag den Weg nach England, um dort in der Liga anzutreten, nachdem er 1926 mit dem Driftsport begonnen hatte.

Als Fahrer der Wembley Lions qualifizierte sich van Praag 1936 für das erste Weltfinale und wurde zur Nummer 1, obwohl im Finale Bluey Wilkinson ein 15-Punkte-Maximum fuhr. Weil damals die Punkte aus den WM-Halbfinals zum Gesamtergebnis addiert wurden, und Wilkinson in diesem nur zehn Punkte erobert hatte, kam er in Summe auf 25. Van Praag und der Brite Eric Langton hatten in den Halbfinals jedoch mehr Punkte geholt und in Summe einen Zähler mehr als Wilkinson, der 1938 Weltmeister wurde.

Van Praag und Langton gingen ins Stechen, welches zu weiteren Kontroversen führte. Nachdem Langton das Startband zerriss, wäre er regulär disqualifiziert worden. Van Praag bestand jedoch darauf, dass ein Rennen stattfindet. Das gestartete Stechen führte Langton bis zur letzten Runde an, doch van Praag schaffte es, sich in der letzten Kurve die Führung und den ersten Titel zu schnappen.

Nach dem Rennen gab es diverse Anschuldigungen, dass das Rennen abgesprochen gewesen sein soll, dass der Fahrer, der in der ersten Kurve führt, den Lauf auch gewinnen soll. Nach Überlieferungen soll van Praag seinem Kontrahenten 50 Pfund zur Rücknahme der Vereinbarung gezahlt haben. Van Praag verlor im Folgejahr seinen Weltmeistertitel und kam lediglich beim WM-Finale 1938 als Vierter nochmals in die Nähe der Medaillenränge.

Nach Ausbruch des 2. Weltkriegs wurden von 1939 bis 1949 keine Weltfinals ausgetragen und auch van Praag blieb vom Kriegsdienst nicht verschont. 1942 wurde der erste Speedway-Weltmeister als Pilot der australischen Luftwaffe abgeschossen. Er und sein Co-Pilot retteten zwei Mitglieder der Besatzung, von denen einer halb bewusstlos war und einer nicht schwimmen konnte. Nach 30 Stunden im Wasser schafften sie es an Land und van Praag erhielt für seinen Mut und seine Tapferkeit die George-Medaille verliehen, die zweithöchste zivile Auszeichnung des Vereinigten Königsreichs und Commonwealth.

Nach Ende des Krieges fuhr van Praag wieder Rennen, beendete 1948 jedoch seine Karriere und konzentrierte sich auf die Luftfahrt. Im Mai 1987 verstarb der Australier im Alter von 78 Jahren in Brisbane. 1990 wurde van Praag in die australische Hall of Fame des Sports aufgenommen, 2008 in die australische Speedway Hall of Fame.


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