Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Barry Briggs: «So schnell wie möglich in den Kurven»

Von Manuel Wüst
Barry Briggs (88) wurde viermal Speedway-Weltmeister

Barry Briggs (88) wurde viermal Speedway-Weltmeister

Im SPEEDWEEK-Adventskalender dreht sich am 7. Dezember alles um Barry Briggs, der aus Neuseeland nach Europa kam und viermal Speedway-Weltmeister wurde. Auch nach der Karriere hatte er ein bewegtes Leben.

«Alles begann in Christchurch, sie hatten dort eine neue Trainingsbahn angelegt und ich war etwa 12 oder 13 Jahre alt», erinnerte sich Barry Briggs an seine ersten Schritte in den Speedwaysport. «Alle Fahrer fuhren mit Vollgas die Geraden runter und langsam um die Kurven. Ich fuhr langsam die Geraden runter und so schnell wie möglich um die Kurven. Sie dachten, ich sei ein Idiot, aber so fing es an.»

Auf der Nähmaschine der Mutter fertigte Briggs seine erste Rennkombi selbst und kam damit bei seinem Debüt auch gleich zu Sturz: «Ich stellte fest, dass meine Lederbekleidung einen Konstruktionsfehler hatte, denn ich hatte nicht genügend Polsterung an den Knien angebracht. Ich verletzte mich ziemlich schwer am rechten Knie und lag ein paar Tage im Krankenhaus.»

1952 ging es für Briggs wochenlang mit dem Schiff nach Europa, wo er sich den Wimbledon Dons in der britischen Liga anschloss. Ronnie Moore, der ebenfalls aus Christchurch stammte und «Briggos» Jugendidol war, war eine große Stütze für den damals 17-Jährigen. «Als ich nach England kam, behandelte er mich wie einen Bruder. Er ging ein paar Jahre vor mir nach England und kannte sich dort aus. Selbst wenn Ronnie am Montagabend ein Maximum fuhr, war er am nächsten Morgen um 7 Uhr auf der Strecke. Er brauchte sicherlich kein Training, aber er hat es für mich getan und sich um mich gekümmert», sagt der heute 88-Jährige über seine Rookie-Zeit. «Ich war eine ganze Weile nicht im Team, aber wenn sich jemand verletzte, war ich eine Reserve und kam zum Einsatz. Ohne Ronnie hätte ich es wahrscheinlich geschafft. Aber ich glaube, es hätte deutlich länger gedauert.»

1954 stand Briggs erstmals im Weltfinale in Wembley, 1955 gewann der Neuseeländer mit Bronze seine erste Medaille und 1957 wurde er im Stechen gegen Ove Fundin erstmals Champion. «Ove war eine harte Nuss. Er war ein viel besserer Starter als ich und hat den Start gemacht, aber ich habe ihn eingeholt. Ich kam in der dritten Runde auf der Gegengerade neben ihn. Dann legte er unglaublicherweise seinen linken Arm über meinen Gasarm und jetzt lastete der Druck auf mir», schmunzelte Barry. «Ich musste zu 100 Prozent genau auf der weißen Linie bleiben, denn wenn ich von ihr abgedriftet wäre, wäre ich ausgeschlossen worden. Ich blieb direkt auf der Linie und Ove landete im Zaun. Selbst Ove konnte ohne seinen linken Arm nicht um die Kurve kommen und so war ich Weltmeister!»

In insgesamt 18 Finalteilnahmen, davon 17 am Stück, wurde Briggs noch dreimal Weltmeister – die Titel 1958, 1964 und 1966 holte er mit Maximum.

1972 bestritt «Briggo» sein letztes WM-Finale und verlor bei einem Sturz mit dem Schweden Bernt Persson den Ringfinger der linken Hand. 1974 kehrte er nach seinem ersten Rücktritt zurück und beendete seine Laufbahn 1976 endgültig, in der er viermal Einzel-, zweimal Teamweltmeister, sechsmal Britischer und zweimal Neuseeländischer Meister wurde.

Auch nach dem Ende seiner Karriere führte Briggs ein bewegtes Leben. 1981 musste der vierfache Weltmeister um seinen Sohn Tony bangen, der nach einem Sturz gelähmt war und später maßgeblich an der Entwicklung der Airfences beteiligt war. Zudem experimentierte Briggs bereits während seiner Laufbahn mit liegend eingebauten Motoren und entwickelte die seit langem vorgeschriebenen Dirt-Deflektoren. Abseits der Speedwaybahn betrieb der umtriebige Mann einen Plattenladen und eine Fahrschule und schürfte in Liberia im großen Stil nach Diamanten.

 


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