Speedway auf Amerikanisch

Kolumne von Ivo Schützbach
Die kleine aber feine Bahn in Hangtown

Die kleine aber feine Bahn in Hangtown

Nirgends sonst wird auf so kurzen und technischen Bahnen gefahren wie in den USA. Billy Hamill zeigte in Hangtown, dass er es immer noch drauf hat.

«Big Time Speedway». Was für ein passender Name für ein Rennen. Normalerweise wird in White Rock (Hangtown) in der Nähe von Sacramento in Nordkalifornien Samstagabend gefahren. Weil jedoch am gleichen Wochenende der Auftakt der US-Motocross-Meisterschaft war, entschied sich der Promoter für Freitagabend – und kollidierte so mit Auburn. Das Ergebnis: beide Rennen waren nicht gut besucht.

Die meisten guten Jungs kamen nach Hangtown, dort gab es Startgeld. Wir sahen Billy Hamill, Billy Janniro, Charlie Venegas, Eddi Castro, Chris Kerr und andere.

Bei einem US-Rennen geht es anders zu als in Europa. Die Bahn ist nur 150 Meter lang. Helme, Motorräder und die Bahn waren mit diversen Kameras bestückt. Dirt-Deflector: Fehlanzeige. Manch ein Auspuff: Aus den 80er-Jahren. Kotflügel: Schön, wie sie vor der Saison 2012 waren. Man merkt schnell: Über dem grossen Teich interessiert sich niemand für die neuesten Errungenschaften des Motorrad-Weltverbandes FIM.

Das Rennen wurde mit einer Schweigeminute für Lee Richardson begonnen. Billy Hamill (Weltmeister 1996) startete wie in alten Zeiten, Startmarschall Fuzzy McGee (nicht zu verwechseln mit dem Western-Idol von Al Bundy), wagte sich mit den Flaggen soweit auf die Strecke, dass wir um sein Leben fürchteten. Sponsor Hooters hatte einige Girls zur Unterhaltung geschickt. Ob sie hübsch waren? Keine Ahnung, meine Augen verharrten nicht auf den Gesichtern.

Sprecher «Crazy Chris» unterhielt während der viel zu langen Bahndienstpausen das Publikum mit vollem Einsatz seiner athletischen 120 Kilogramm prächtig – ein geborener Entertainer.

Schiedsrichter Steve Lucero (inzwischen etwas beleibter), selbst mehrfacher US-Meister, fungierte als Mädchen für alles: Er reparierte das Startband, zog die weissen Linien nach, dirigierte den Bahndienst, bog Kotflügel gestürzter Fahrer gerade. Welch Unterschied zu manch europäischem Schiri, der sich in Jahren harter Arbeit auf das Vertilgen von Häppchen und das Schlürfen von Schampus spezialisiert hat.

Das Rennen war gekennzeichnet von vielen Stürzen. Ein Bike flog fast bis ins Fahrerlager und wurde nur von einem grossen Geländewagen aufgehalten. Airfences gab es keine, die Hälfte der Strecke hatte nicht mal eine Bande. Crashte ein Fahrer, kam die gelbe Flagge raus – Überholen verboten. Wäre jedes Mal abgebrochen worden, hätte das Rennen mit 23 Läufen fünf anstatt drei Stunden gedauert.

Obwohl langwierig und mit 20 Dollar Eintritt nicht gerade günstig, war es doch unterhaltsam. Im Sonderlauf um 500 Dollar siegte Hamill vor Fishback, Janniro und Hooten. Das Rennen gewann Janniro vor Hamill, Fishback, Hooten und Kerr.

Wer die Möglichkeit hat, ein solches Rennen live zu sehen, sollte sich das gönnen. Manch eine Veranstaltung in Deutschland sieht man danach mit anderen Augen.

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