Kaum GP-Stars wegen zu vielen Rennen
Zu Beginn der Saison hilft viel Rennpraxis
Anfang 2009 waren lediglich vier von 15 GP-Fahrern in England unter Vertrag. Nur Leigh Adams, Fredrik Lindgren, Chris Harris und Kenneth Bjerre standen von Anfang der Saison bis zum Ende in der Elite League am Startband. In der polnischen und schwedischen Liga hingegen waren alle GP-Fahrer vertreten, dort lockt schneller verdientes Geld. Viele Fahrer kehrten der Insel den Rücken, da ihnen der Reiseaufwand zu hoch war.
Ein klarer Vorteil für diejenigen, die in der britischen Liga dabei sind, ist der frühe Beginn der Saison. Bereits Mitte März, sofern das Wetter es zulässt, kommt die Saison ins Rollen, während in Polen die Maschinen noch ruhen und in Schweden die Liga erst Ende April startet. Adams, Lindgren und Co. hatten somit bei den ersten GP-Läufen den Vorteil, mehr Rennpraxis zu haben.
Es sah nach einer Modeerscheinung aus, als Anfang 2009 nur noch vier GP-Fahrer in den Startlisten der britischen Clubs auftauchten. Hans Andersen und Scott Nicholls taten es Ex-Weltmeister Nicki Pedersen gleich, der bereits seit 2008 nicht mehr in England an der Liga teilnimmt. Er machte vor, dass man auch ohne England den Speedway-GP dominieren kann, und war der erste Weltmeister ohne Vertrag in einem britischen Verein. Der Däne war tatsächlich lockerer denn je - die Ersparnis vieler Flugkilometer half ihm, sich mehr auf den GP zu konzentrieren.
Diese Rechnung ging für Nicholls und Andersen aber überhaupt nicht auf. Anfang der GP-Saison waren beide nur noch ein Schatten ihrer selbst. Das in den Jahren zuvor in der englischen Liga getankte Selbstvertrauen, hatten sie nicht mehr. Im Grand Prix und auch der polnischen Liga kamen sie Anfangs nicht richtig in Schwung. Zur Mitte der Saison beschlossen beide, auf die Insel zurückzukehren, um dort das Siegen wieder zu lernen. Es hat es ihnen geholfen, ihre miserablen Leistungen zu Saisonbeginn hinter sich zu lassen. Bei beiden stieg die Formkurve an.
Diejenigen, die an allen drei grossen Ligen in Polen, Schweden und England teilnahmen, sind vom Stressfaktor her alles andere als zu beneiden. Die meiste Zeit verbringen sie mit Reisen zu den Rennen. Ihr eigentlicher Arbeitsauftritt dauert dann bei durchschnittlich fünf Rennläufen am Tag lediglich sechs Minuten. Nach dem Rennen geht der Stress erst richtig los. Dann heisst es, zum nächsten Hotel oder Flughafen zu kommen, ins nächste Land zu jetten, um abends wieder im Oval Vollgas geben zu können. Während einer GP-Woche sind für sie Rennen in vier verschiedenen Ländern keine Ausnahme, sondern eher die Regel.
«Es ist sehr hart, in Grossbritannien, Polen, Schweden und im Grand Prix zu fahren, weil es zu viel Reiserei ist und es zu viele Rennen sind», weiss GP-Wiedereinsteiger Jaroslaw Hampel.
Allein die Verpflichtung in England zu starten, bedeutet etwa 50 Rennen über das Jahr verteilt. Hinzu kommen die elf GP-Läufe, und die jeweils durchschnittlich 15 Liga-Rennen in Polen und Schweden. Mit den Verpflichtungen bei offenen Rennen kommen mehr als 100 im Jahr zusammen. Besser gesagt in der Saison, die nur von Mitte März bis Oktober dauert.
Zu den Anfangs vier GP-Fahrern, und den beiden England-Rückkehrern Andersen und Nicholls, gesellte sich im letzten Saisondrittel ein siebter GP-Fahrer hinzu, den der Ausflug in die britische Liga beinahe den WM-Titel gekostet hätte. Jason Crump fand zu Saisonende in seinem Kalender noch Platz und warf die Weste der abstiegsbedrohten Belle Vue Aces für ein Kurzzeit-Engagement über. Nicht der Mehraufwand an Reisekilometern wurde ihm dabei beinahe zum Verhängnis, sondern ein Sturz mit seinem Landsmann Troy Batchelor. Die Verbrennungen am Arm, mit anschliessenden Hauttransplantationen, standen als grosses Handicap, die WM-Führung bis zum Schluss zu behaupten, im Weg.
Derzeit gibt es nur wenige GP-Fahrer, die bereits einen Vertrag für die britischen Liga unterzeichnet haben. Grund dafür ist, dass die Jahreshauptversammlung der britischen Speedway-Promoter noch stattfindet. Erst, nach dem das Regelwerk und die neue Average-Grenze der Mannschaften für 2010 verabschiedet wurde, dreht sich das Fahrerkarussell weiter. Nicht einmal der beste Fahrer der Elite League, Fredrik Lindgren, ist bis jetzt fix.
Sicher ist, dass wenn die von vielen geforderte Kürzung der Anzahl der Rennen in der Elite League auf der Tagung in Bournemouth beschlossen wird, der Drang der GP-Stars ein Engagement zu erhalten steigt. Selbst Nicki Pedersen kündigte bereits an, dass eine Rückkehr für ihn nie kategorisch ausgeschlossen war, er jedoch, sofern die Anzahl der Rennen bei aktuell 40 bis 50 bleibt, keine Chance sieht.