Hans Mezger ist im Alter von 90 Jahren verstorben

Von Martina Müller
Hans Mezger neben Chassis 001 des Porsche 917

Hans Mezger neben Chassis 001 des Porsche 917

1970 und 1971 dominieren die von Hans Mezger konstruierten Porsche 917 bei den 24h Le Mans und in der Sportwagen-WM. Auch der Mezger-Motor ist legendär. Die Motorsport-Welt trauert um eine ganz große Legende.

Der Name Hans Mezger hat im Motorsport große Spuren hinterlassen. Der Gesamtkonstrukteur des legendären Porsche 917 ist am 10. Juni 2020 im Alter von 90 Jahren verstorben. Porsche verdankt ihm auch den luftgekühlten Sechszylinder-Boxermotor des Porsche 911. Zudem war Mezger Schöpfer des TAG-Turbo Formel-1-Motors. Mehr als drei Jahrzehnte lang war Hans Mezger für die erfolgreichsten Rennfahrzeuge und Rennmotoren von Porsche verantwortlich. «Die Nachricht über seinen Tod trifft uns sehr. Wir sind in Gedanken bei seiner Familie», sagt Michael Steiner, Vorstand für Forschung und Entwicklung der Porsche AG.

Geboren wird Hans Mezger am 18. November 1929 in Ottmarsheim, einer kleinen Dorfgemeinde bei Ludwigsburg vor den Toren Stuttgarts. Zu Porsche kam er am 1. Oktober 1956. «Ich wollte zu Porsche, denn der Sportwagen Typ 356 begeisterte mich. Daraufhin bewarb ich mich, wurde auch eingeladen und man bot mir eine Tätigkeit in der Dieselmotorenentwicklung an. Bis dahin wusste ich nicht einmal, dass es bei Porsche so etwas gab. Mir schwebte jedoch die Arbeit an Sportwagen vor. Man zeigte Verständnis und so fing ich in der Berechnungsabteilung bei Porsche an», beschrieb Hans Mezger seinen Einstieg beim Zuffenhausener Sportwagenhersteller.

Dann geht es sozusagen Schlag auf Schlag. Hans Mezger sammelt erste Erfahrungen mit dem Viernockenwellenmotor Typ 547, entwickelt eine Formel zur Berechnung von Nockenprofilen und wird 1960 Teil des ersten Formel-1-Projekts von Porsche. An der Entwicklung des 1,5-Liter-Achtzylinders vom Typ 753 ist er dabei ebenso beteiligt wie am dazugehörigen Chassis des 804. «Bei diesem Formel-1-Projekt lernte ich viel über die Gestaltung von Brennräumen.

Dies kam unmittelbar auch der Konstruktion des Sechszylinder-Boxers für den späteren 901/911 zu Gute. Im Laufe der Zeit wurde Ferry Porsche mit seiner visionären Unternehmensführung, seinen menschlichen Qualitäten, seiner Würde und seinem großen Einsatz zu meinem Vorbild. Seine Philosophie, Rennsport zu betreiben, um den besten Sportwagen für die Straße bauen zu können, war überzeugend und prägte mich und meine Arbeit für die ganze Zeit meiner Tätigkeit im Hause», berichtete er aus jener frühen Epoche bei Porsche.

Beruflich folgen Anfang der 1960er-Jahre der weltberühmte Mezger-Motor für den 901 beziehungsweise 911 und 1965 der Aufstieg zum Leiter der von Ferdinand Piëch geschaffenen Abteilung Konstruktion Rennfahrzeuge. Sie ist der Schlüssel für eine neue Qualität und Dynamik von Porsche im Motorsport. 1965 entsteht in nur 24 Tagen der sogenannte Ollon-Villars-Bergspyder und kurz darauf der 910. Mit seiner Konstruktion aus Gitterrohrrahmen, Glasfaser-Karosserie und der Auslegung auf die neue Reifentechnologie aus der Formel 1 wird der Wagen sozusagen zur Blaupause für alle Rennfahrzeuge, die in den darauffolgenden Jahren entstehen.

Auch bei der Entwicklung des 917 setzt Porsche 1968 auf dieses Konstruktionsprinzip. Mit dem 917 soll endlich der erste Gesamtsieg für Porsche in Le Mans möglich werden und einmal mehr vertraut Ferdinand Piëch auf Hans Mezger, der die Gesamtkonstruktion des Fahrzeugs und seines Zwölfzylinders übernimmt. 1970 und 1971 dominieren die 917 in Le Mans und in der Sportwagenweltmeisterschaft. 1972 und 1973 zeigen die 917/10 und 917/30 dank einer von Porsche selbst entwickelten neuartigen Abgasturboaufladungs-Technologie auch auf den kurvenreichen Strecken der CanAm-Serie wo es langgeht. Erstmals war es gelungen, der Turboaufladung ein Ansprechverhalten zu verleihen, mit dem Rennwagen und Serienfahrzeuge auf allen Rennstrecken und öffentlichen Straßen eingesetzt werden können.

Eine Technologie, die Porsche zum Vorreiter auf diesem Gebiet macht und die Hans Mezger und seine Mannschaft 1974 in Gestalt des 911 Turbo auf die Straße bringen. Viele weitere siegträchtige Entwicklungen folgen. Für die 24 Stunden von Le Mans, die Sportwagen-WM oder auch für die amerikanische Indy-Serie.

Doch das wohl herausragendste Projekt nimmt 1981 Fahrt auf, als sich Ron Dennis und sein McLaren-Rennstall auf die Suche nach einem schlagkräftigen Turbo-Motor für die Formel 1 machen. Die Wahl fällt schließlich auf Porsche und es wird beschlossen, einen komplett neuen Motor zu konstruieren, zu bauen und auch vor Ort bei den Rennen zu betreuen. Auch diesmal ist Hans Mezger der kreative Kopf und Macher des 1,5-Liter-V6-Motors mit 80 Grad Bankwinkel, der es später im Rennen auf mehr als 1000 PS bringen sollte.

«Wir danken Hans Mezger für seine außerordentlichen Ingenieursleistungen, was er für den Motorsport im Allgemeinen und für Porsche im Besonderen getan hat. Seine Innovationen für unsere Serien-Sportwagen bleiben für immer unvergessen», fügt Michael Steiner weiter an.

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