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Rennbaron und Funktionär: Fritz Huschke von Hanstein

Von Thorsten Horn
Fritz Huschke von Hanstein 1954 auf dem Sachsenring

Fritz Huschke von Hanstein 1954 auf dem Sachsenring

Am 3. Januar 1911 – vor 110 Jahren – erblickte Fritz Huschke von Hanstein das Licht der Welt. Er machte sich als Rennfahrer, Rennleiter und Funktionär um den deutschen Motorsport verdient.

Als Sohn des königlich preussischen Oberstleutnants und Gutsbesitzers Carlo von Hanstein (Herr auf Gut Wahlhausen-Unterhof im «Dreiländereck» Thüringen-Hessen-Niedersachsen) und Anna von Dippe wurde Fritz Sittig Enno Werner von Hanstein in Halle an der Saale geboren. Mit seiner adligen Vorgeschichte und seinen motorsportlichen Erfolgen auf den Rennstrecken dieser Welt sowie auch an deren Rändern erwarb er sich den Beinamen «der Rennbaron».

Nach einer landwirtschaftlichen und einer kaufmännischen Lehre studierte von Hanstein Rechtswissenschaft. 1939 wurde er Geschäftsführer in einem in Familienbesitz befindlichen Saatzucht-Unternehmen. Parallel begann er 1929 bei verschiedenen Motorradwettbewerben, wie zum Beispiel Geländefahrten, seine Motorsport-Karriere. Später wurde er Automobilrennfahrer und war Werksfahrer für Hanomag, Adler und BMW.

1938 gewann er in einem BMW 328 Roadster die deutsche Sportwagen-Bergmeisterschaft. Dazu verhalf ihm unter anderem sein dritter Gesamtrang beim Grossen Bergpreis von Grossdeutschland auf der Grossglockner Hochalpenstrasse in der Klasse Sportwagen bis 2000 ccm.

1940 gewann er die berühmte Mille Miglia, die in jenem Jahr nur eine Art Ersatzrennen war. Diese hatte nach schweren Unfällen 1938 ein Jahr pausiert und wurden nun, als in Europa der zweite Weltkrieg Fahrt aufnahm, am 28. April 1940 auf einer stark veränderten Strecke wiederbelebt. Ein 167 km langer Dreieckskurs zwischen Brescia, Cremona und Mantua war nun neun Mal zu umrunden. Am Ende siegten Fritz Huschke von Hanstein, der den Löwenanteil des Rennens am Steuer des BMW Touring Coupes sass, und sein Partner Walter Bäumer mit 15 Minuten Vorsprung vor der ersten Alfa-Romeo-Besatzung.

Ende der 1930er-Jahre hatte er für die sächsische Auto Union Testfahrten im Grand-Prix-Rennwagen unternommen, doch Renneinsätze vereitelte seine eingeschränkte Bewegungsfähigkeit. Diese begleitete ihn seit einem komplizierten Schulterbruch bei einem nicht selbst verschuldeten Verkehrsunfall im Jahr 1936.

Nach dem Krieg, in dem er mit seiner NSDAP- und SS-Mitgliedschaft seit 1933 eine ziemlich unrühmliche Rolle spielte, setzte er mit einem Eigenbau-VW-Sportwagen seine Motorsport-Karriere fort.

1950 heiratete er bezeichnenderweise am Nürburgring die ebenfalls Adlige Ursula von Kaufmann. Über die Presseabteilung von Volkswagen kam er 1951 zu Porsche, wo er schnell eine führende Rolle einnahm. So war Fritz Huschke von Hanstein von 1952 bis 1968, ausser als Rennfahrer, auch als Rennleiter und Leiter der Öffentlichkeitsabteilung tätig.

1956 feierte er bei der zweiten berühmten italienischen Langstreckenfahrt, der Targa Florio auf Sizilien, als Rennleiter und zugleich zweiter Fahrer neben dem Italiener Umberto Maglioli mit einem Porsche 550 RS 1500 Spyder den Gesamtsieg. Ab Ende dieses Jahres trug er auch offiziell eingetragen den Vornamen Fritz Huschke.

Bei den 12h-Rennen in Sebring in den USA feierte er 1958 und 1959 zwei Klassensiege in einem Porsche 356A Carrera bzw. Porsche 356A Carrera GT.

Im gleichen Auto gewann er 1960 die Bergeuropameisterschaft in der Klasse für GT-Fahrzeuge. Mitte der 1960er-Jahre spielte Fritz Huschke von Hanstein die federführende Rolle bei der Einführung der Nachwuchsserie Formel V in Deutschland.

1970 wurde er mit dem «Silbernen Lorbeerblatt», der höchsten in der Bundesrepublik Deutschland verliehenen sportlichen Auszeichnung, geehrt.

Ende 1972 schied er auf eigenen Wunsch bei Porsche aus und wechselte in den Unruhestand. So übernahm er als Markenbotschafter im Hause Porsche weiter Sonderaufgaben, wie zum Beispiel die VIP-Betreuung. Zudem weitete er sein Engagement als Funktionär aus. Als Sportpräsident des Automobilclubs von Deutschland (AvD) fungierte er schon einige Jahre.

Der obersten nationalen Sportkommission für den Automobilsport in Deutschland (ONS; Vorläufer des heutigen DMSB – Deutscher Motor Sport Bund) stand er von 1975 bis 1987 als Präsident vor. Auch beim internationalen Automobilsportverband FISA (heute FIA – Federation Internationale de l’Automobile) war er als Vizepräsident in einer entscheidenden Funktion tätig.

Am 5. März 1996 verstarb Fritz Huschke von Hanstein im Alter von 85 Jahren in Stuttgart. Er wurde auf dem Friedhof von Wahlhausen, unweit der (Stamm-)Burg Hanstein bei Bornhagen, neben seinem Vater beerdigt.

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