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Jochen Neerpasch: Da staunte sogar die Polizei

Kolumne von Rainer Braun
​Kölner Kult-Geschichten, unsere Folge 3: Über Jochen Neerpasch, seine perfekten Drifts, das Kult-Auto Ford Capri RS und die Kölner Polizei.

Bevor Jochen Neerpasch 1969 die rennsportlichen Geschicke bei Ford in Köln übernahm, galt er als begnadeter Renn-Profi mit perfekter Fahrzeug-Beherrschung. Das Kult-Auto Capri RS hatte er schon zwei Jahre nach Dienstantritt in Köln nicht nur auf die Rennstrecke, sondern auch in größerer Stuckzahl auf die Straße gebracht. Das Auto für knapp 16.000 D-Mark (ca. 8000 €) wurde ein Verkaufsschlager.

Zum Job in der Ford-Rennabteilung in Köln-Niehl reiste Neerpasch, Sohn eines Krefelder Ford-Händlers, noch täglich von seinem Wohn- und Heimatort über die Autobahnen A4/A1 an. Anfang der 1970er-Jahre konnte man sowas noch ohne größere Zeitverluste machen, morgens und abends gab es kaum Staus auf dieser Strecke.

Vor allem die leicht ansteigende, herrlich lange Rechtskurve im früheren, noch nicht umgebauten Autobahnkreuz Frechen hatte es dem alten Racer bei der morgendlichen Anreise angetan. Mir übrigens auch – und zwar bei der täglichen Fahrt von meinem früheren Wohnsitz Bergheim nach Köln in die Redaktion der Auto Zeitung.

Wie Neerpasch konnte auch ich nicht widerstehen, die Kiste querzustellen. Man konnte hier so wunderbar in einem einzigen langen und sauberen Strich bergauf zur A1 driften, besonders bei nasser Fahrbahn. Auch ich war um diese Zeit glücklicher Besitzer eines schwarzen Capri RS (Kennzeichen BM-RS 55) mit Diff-Sperre, Schalensitz, Hosenträgergurten.

Ab der A4-Einfahrt Bergheim hatten Jochen und ich über das Kreuz Frechen bis zur Ausfahrt Köln-Lövenich auf der A1 den gleichen Weg. Er musste dann noch weiter bis über das Nord-Kreuz nach Niehl. Unabhängig voneinander haben wir die morgendlichen Drift-Momente zelebriert, wann immer die Kurve frei von anderen Verkehrsteilnehmern war.

Als Jochen eines trüben Tages bei halb nasser, halb trockener Straße mal wieder breitseits, aber wegen der Mischverhältnisse nicht ganz so sauber wie gewohnt seinen Capri RS durch den Rechtsbogen hinauf zur A1 zirkelte, hatte er wohl den im schützenden Buschwerk des Infields geparkten Streifenwagen der Kölner Autobahn-Polizei nicht registriert.

So sah sich der wackere Drifter urplötzlich einem aus dem Infield heraussprinten Polizisten mit Haltekelle gegenüber. Er wurde auf die begrünte seitliche Fläche gewinkt, es folgte das übliche Prozedere, Führerschein und Fahrzeugpapiere. Der zweite Beamte gesellte sich ebenfalls dazu.

«Herr Neerpasch, Sie wissen schon, warum wir sie angehalten haben», lautete die Ansprache in einem Tonfall, der das Schlimmste befürchten ließ. Artig antworte Jochen mit einer Entschuldigung für seine Drifteinlage. «Wir beobachten ihr Treiben hier bereits über einen längeren Zeitraum», entgegnete der Polizist und schob jetzt grinsend nach, «aber das heute war nix, das haben Sie schon viel besser hingebracht.»

Danach gaben sich die beiden Sheriffs als Renn- und Ford-Fans zu erkennen und wünschten dem Capri-Schöpfer eine gute Fahrt und «viel Erfolg beim nächsten Rennen».

Jochen hat mir diese Geschichte irgendwann mal erzählt. Ich konnte dann auch noch meinen Teil zu dieser schier unglaublichen Episode beitragen. Auch mich hatten sie erwischt, allerdings mit einer anderen Ansprache: «Der Herr Neerpasch kann das aber viel besser als Sie, da müssen schon noch ein bisschen üben.»

Was soll ich zu dieser wunderbaren, schier unglaublichen Episode noch sagen – bestenfalls dies: Es waren unbeschwerte Zeiten in und rund um Köln. Wer sie erleben und genießen durfte, konnte und kann sich glücklich schätzen.


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