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Der schwere Anfang der Gruppe C, Teil 3

Von Guido Quirmbach
Erstes ordentliches Feld in der Gruppe C: Silverstone 1982

Erstes ordentliches Feld in der Gruppe C: Silverstone 1982

Vor dem Saisonhighlight in Le Mans nahm vor 30 Jahren das Feld der Gruppe C Gestalt an.

Der vierte Lauf zur Deutschen Rennsportmeisterschaft 1982 auf dem Flugplatz von Mainz Finthen brachte eine geringe Verbesserung im Feld der Gruppe C: Mit dem Sauber von Walter Brun, dem Toj von Norbert Przybilla und dem Lotec von Kurt Lotterschmidt sowie zwei URD waren fünf Gruppe C im gerade einmal 14 Wagen starken Feld vertreten, die aber im Rennen allesamt keine Rolle spielten. Bob Wollek im Porsche 936 siegte vor dem Kremer 936 von Rolf Stommelen und dem Porsche 908 von Volkert Merl. Klaus Niedzwiedz fiel aus, wurde nur als 9. gewertet und verlor wichtige Punkte im Kampf um die Meisterschaft.

Doch die Sportwagen-interessierte Motorsportwelt wartete auf das kommende Wochenende: da stand der zweite WM-Lauf in britischen Silverstone auf dem Programm. Und dort ging es dann mit der Gruppe C spürbar aufwärts, gleich 15 Autos der neuen Kategorie waren am Start, insgesamt gingen 37 Wagen ins Rennen. Eine würde Generalprobe für Le Mans, das als übernächsten Lauf zur Marken-WM auf dem Programm stand.

Ford brachte einen rundum überarbeiteten C100 für Ludwig/Winkelhock nach England. Neu im Gruppe-C-Feld waren zwei Nimrod Aston Martin. Doch schon im Training deutete sich an, dass die Wagen einfach zu langsam sind, rund 8 Sekunden fehlten auf dem 4,7km auf die Bestzeit. Und die Bestzeit ging an den neuen Porsche 956 von Jackie Ickx und Derek Bell, der in England debütieren würde. Ickx war mehr als eine Sekunde schneller als der Lancia von Teo Fabi. Das Team in Weissach unter Projektleiter Norbert Singer hatte den 956 als Ground-Effekt-Wagen ausgelegt und dies konsequenter als alle anderen Hersteller, für die diese Entwicklung im Motorsport spätestens seit dem Lotus 78 bzw. 79, mit dem Mario Andretti und Ronnie Peterson die Formel 1 im Jahr 1978 dominierten, keine Unbekannte war. Dies führte zu einer Überlegenheit in den Kurven des 956, erst recht auf dem für diese Technologie wie geschaffenen Flugplatzkurs in Silverstone, der damals ausser der Woodcote-Schikane vor der Zielgeraden fast nur Highspeed-Kurven hatte.

Und dennoch wusste Porsche, wo in Silverstone erstmals Peter Falk auf dem Posten des Rennleiters wirkte, dass sie zumindest bei trockener Fahrbahn in Silverstone nicht gewinnen können. Der Grund lag im Reglement, dass die Spritmenge bei Rennen über 1000km und 6 Stunden gleich setzte. Nur war eben das Problem, dass in Silverstone, wo das Rennen über 6 Stunden angesetzt war, weitaus mehr als nur 1000 Kilometer gefahren werden können. Damit gab es für den 2,6 ltr. Turbo-Motor im 956 zu viel Sprit zum Verdursten, aber zu wenig, um die nominale Leistung von 630PS abgeben zu können. Für das Jahr 1983 wurde das Reglement diesbezüglich geändert und ausser Le Mans gingen alle Rennen über die Distanz von 1000 Kilometern.

Jackie Ickx und Derek Bell mussten deshalb von Beginn an auf den Verbrauch achten und durften zu keiner Zeit voll fahren. Die Lancia hatten mit ihren kleinen Motörchen keine Spritprobleme und hätten wohl einen Doppelsieg eingefahren, wenn nicht eben dieses Motörchen am LC1 von Ghinzani/Fabi hochgegangen wäre. So gewannen Riccardo Patrese und Michele Alboreto. Sie legten in den 6 Stunden 1132 Kilometer zurück und hatten im Ziel drei Runden Vorsprung auf Ickx/Bell, die beim Debüt des 956 ein problemloses Rennen absolvierten, abgesehen davon, dass beide Fahrer über diese Art von Autorennen, bei denen man nicht voll fahren konnten, einen Fluch nach dem anderen abliessen.

Trotz des guten Feldes war Silverstone ein erster Schock für alle Beteiligten der Gruppe C. Denn die Überlegenheit des Porsche 956 war trotz dessen Schleichfahrt zu gross. Zu gross auch, als dass man hoffen konnte, dass die Konkurrenz näher dran sein wird, wenn sie ihre eigenen Probleme einmal aussortiert haben sollte. Und die Fahrzeuge mit den wenigsten Kinderkrankheiten, die Rondeau, waren einfach zu langsam. Neben dem Joest-Porsche 936C, der mit insgesamt 9 Runden Rückstand Dritter wurde, machte noch der Ford C100 in Silverstone die beste Figur. Allerdings durchschlug ein Stein einen Kühler und machte einen längeren Stopp erforderlich. Doch immerhin sahen Klaus Ludwig und Manfred Winkelhock mit dem C100 erstmals die Zielflagge.

Beim bereits zwei Wochen später stattfindenden 1000km-Rennen auf dem Nürburgring, den letzten 1000 Kilometern auf der originalen Nordschleife (1983 befuhr man die Nordschleife ohne den Start/Ziel-Bereich), wollte Ford erst gar nicht antreten, da die völlig andere Art von Rennstrecke die Vorbereitung für Le Mans gefährden würde. Doch es war das Heimrennen der Kölner, ausserdem warb der Veranstalter auf dem Plakat mit dem C100, so setzten Erich Zakowski und Co wenigstens einen C100 ein.

Es sollte trotz zweier späterer Siege in der Rennsportmeisterschaft die vielleicht beeindruckendste Vorstellung des C100 überhaupt werden. Mit 7.16.57 min. erzielte Klaus Ludwig die Trainingsbestzeit, der Roisdorfer und Manfred Winkelhock dominierten 2/3 des Rennens, bis Kegel-Tellerrad seinen Dienst quittierte. So kam es zu einem erneuten Lancia-Sieg von Alboreto/Fabi sowie Riccardo Patrese. Der Italiener kam total motiviert in die Eifel, gewann er doch in der Woche nach Silverstone in Monte Carlo sein erstes Formel-1-Rennen. Sein Ziel war es, im Training die 7-Minuten-Grenze auf der Nordschleife zu unterbieten, was als einzigem Piloten bis dahin (und auch für alle Ewigkeit) Niki Lauda beim Grand Prix 1975 gelang. Doch der Versuch ging gewaltig schief, Patreses Auto überschlug sich beim Versuch am Samstagmorgen am Pflanzgarten. Alboreto, der ein ähnliches Ziel hatte, kam beim zweiten Anlauf gerade einmal bis zur Südkehre. So qualifizierte sich Lancia nur mit mässigen Zeiten, was den erneuten Sieg aber nicht verhindern konnte.

Die anderen Gruppe C am Nürburgring erwiesen sich für die Nordschleife als viel zu fragil. Die schwierigste Rennstrecke der Welt und dazu bei den Cosworth-Motoren die Vibrationen waren zu viel für die meisten Autos. Der Joest-936 fiel nach einem durch einen Aufhängungsschaden verursachten Unfall von Jean-Michele Martin auf der Quiddelbacher Höhe aus. Am Rondeau wurde so ziemlich alles verstärkt, was machbar war. Dadurch schafften es Pescarolo und Rolf Stommelen trotz gesundheitlicher Probleme des Kölners immerhin auf Rang zwei. Damit war Rondeau der einzige Gruppe C in den Punkten, nicht aber der einzige Wagen, der Punkte in der Marken-WM erhielt. Denn auf Rang 9 in der Gesamtwertung kam ein privater, in der Gruppe B genannter Porsche 930 mit den Piloten Georg Memminger und Fritz Müller ins Ziel. Da neben der Gruppe C auch die Gruppe B in der WM punkteberechtigt war, kam Porsche so noch zu 15 unerwarteten WM-Zählern. Die später die WM entscheiden sollten.

Noch zwei weitere Läufe der Rennsportmeisterschaft standen auf dem Programm, bevor in Le Mans das Saisonhighlight der Sportwagen stattfand. Am Salzburgring gab es eine brisante Entwicklung. Kurt Lotterschmidt protestierte gegen den Porsche 936 von Rolf Stommelen, dessen Motorleistung des angeblichen Zweiventil-2,1ltr.-Motors dem Rosenheimer ein Rätsel war. Da man nach dem Training keinen Motor zerlegen und auslitern kann, zumindest wenn er noch im Rennen verwendet werden will, wurde das Aggregat an verschiedenen Stellen mit Plomben versehen. Von denen am nächsten Tag einige fehlten. Kremer Racing erhielt Startverbot. Später wurde der Rennstall für den Rest der Saison gesperrt, fuhr aber unter neuer Bewerbung weiter. Bob Wollek gewann auf dem schnellen Kurs 30km von Salzburg ungefährdet vor Ludwig im Capri. Stommelen startete kurzfristig noch in einem URD, den Lokalmatador Willy Siller fahren ursprünglich fahren sollte, konnte aber ebenso wenig punkten wie Klaus Niedzwiedz.

Zwei Wochen später dann aber feierte Rolf Stommelen im Porsche 936 dann auf dem Fliegerhorst im niedersächsischen Wunstorf seinen ersten Saisonsieg. Er profitierte von einem Kommunikationsproblem von Wollek, der davon ausging, das Rennen sei eine Runde kürzer und er somit darauf seinen Benzinverbrauch ausrichtete. Dadurch wurde der Elsässer im letzten Umlauf zur wehrlosen Beute Stommelens. Durch einen erneuten Ausfall verabschiedete sich der zweifache Saisonsieger Klaus Niedzwiedz aus dem Kreis der Titelkandidaten.

Doch Niedzwiedz fieberte da auch schon seinem ersten Einsatz im Ford C100 entgegen, der am 19./20. Juni in Le Mans stattfinden sollte. Doch für alle Teams aus der Gruppe C sollte dieses Rennen eine bittere Enttäuschung werden. Es sei den sie fuhren einen Porsche 956.

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