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Der schwere Anfang der Gruppe C, Teil 2

Von Guido Quirmbach
Der in Monza siegreiche Rondeau vor dem Joest-Porsche 936 C

Der in Monza siegreiche Rondeau vor dem Joest-Porsche 936 C

Der zweite Teil über das erste Jahr der neuen Sportwagen-Epoche der Gruppe C, die vor 30 Jahren ihr Debüt feierte.

Bevor es nach Monza in den königlichen Park zum Auftakt der Marken-WM ging, hatte die deutsche Rennsport-Meisterschaft noch ihren zweiten Lauf in Hockenheim. Auch diesmal waren die wenigen Gruppe-C-Autos chancenlos. Der Ford C100 konnte nie die Pace der Porsche 936 und des Ford Capri von Niedzwiedz gehen, dazu wollte die Technik nach wie vor nicht. Wollek gewann in Hockenheim vor Stommelen.

Ford zog daraufhin die Notbremse. Wurde der C100 bislang bei Ford entwickelt, ging die Entwicklung nun zu Zakspeed. Für die Rennsportmeisterschaft wurden die Einsätze des C100 erst einmal gestoppt, vorläufig bis nach Le Mans. Bis dahin wolle man sich auf die Marken-WM konzentrieren.

Die Marken-WM startete dann in Monza. Bis dahin war durch die beiden DRM-Läufe etwas Ernüchterung eingetreten, favorisiert waren die kleinen Lancia LC1. Die dann auch beide die erste Startreihe belegten.

Neun Gruppe-C-Wagen hatten es bis Italien geschafft: Zwei Sauber SHS C6, ein Ford C100, zwei Rondeau, ein Grid und ein Lola, sie alle waren ausgestattet mit dem 3,9 ltr. Cosworth. Der Sauber, ein Gemeinschaftsprojekt von Peter Sauber mit der Firma Seeger & Hoffmann sah beinahe futuristisch aus. Eine für den Laienblick wunderbar aerodynamisch geformte Karosserie, verkleidete Hinterräder und ein riesiger Heckflügel, vom optischen ersten Eindruck das modernste Auto der neuen Gruppe C.

Dazu gab es einen WM mit Peugeot-Motor und ein Porsche 936C. Den hatte auf Basis des Gruppe 6-936 Reinhold Jöst mit einem Dach versehen und auch sonst den Gruppe-C-Regeln angepasst. Der Vorteil dieses Wagens war die über viele Jahre bewährte Technik. Finanziert wurde das Projekt von dem Sponsorgeld, dass die belgischen Gebrüdern Martin mit zu Jöst brachten. Bob Wollek durfte als dritter Pilot auf dem Auto antreten.
Nach Hockenheim kam Gianpiero Moretti mit seinem March 82G mit Chevrolet-Motor nach Monza, wie in Hockenheim packte er nach einigen Trainingsrunden wegen umfangreicher technischer Probleme wieder ein. Es war das letzte Mal, dass man dieses Auto in Europa sah.

Weiter starteten in Monza einige italienische 2-ltr.-Sportwagen, meist Osella mit BMW-Formel-2-Motoren und eine ganze Horde Gruppe-5-Porsche 935. Die waren aber aufgrund des Verbrauchsreglements, an das sich Kategorien alle halten mussten, meist mit schwächeren 2,8ltr.-Motoren unterwegs.

Das Rennen begann wie erwartet, beide Lancia zogen unwiderstehlich davon. Nach 20 Runden war die Gruppe-C-Streitmacht schon um vier Autos dezimiert. Der neue Lola hatte Probleme mit seiner Aerodynamik, die die Sportkommissare als nicht reglementskonform ansahen. Bei beiden Sauber versagten die Benzinpumpen, die den Vibrationen des 3,9 ltr. Cosworth-Motors nicht gewachsen waren und jener Motor verendete im einzigen Werks-Ford C100.

Doch auch die Lancia hatten ihre Probleme. Die Fronthaube hatte für den Hochgeschwindigkeitskurs von Monza zu viel Abtrieb und setzte immer wieder auf. Doch auch das führte nicht zum Ende der modernsten Gruppe-6-Autos, nach rund 3 Stunden versagten an beiden LC2 die Motoren.

Der Jöst-Porsche 936 C vergab seine Siegeschance bei einem unplanmässigen Boxenstopp: Denn ein Mechaniker goss nach alter Gewohnheit Benzin in den Tank. Da aber nicht nur die Spritmenge, sondern auch die Anzahl der Tankstopps limitiert auf fünf limitiert war, konnten die Gebrüder Martin und Bob Wollek nicht die zur Verfügung stehende Menge Sprit nutzen und begaben sich im letzten Renndrittel auf Schleichfahrt. Sie sahen die Flagge auf Rang sieben, wurden aber im Nachhinein disqualifiziert, weil der Tank um 1,5 Liter zu gross war.

Doch wenigstens einer rettete die Ehre der Gruppe C: Der Rondeau von Giorgio Francia und Henri Pescarolo fuhr in gemächlichem Tempo, doch er fuhr und das bis ins Ziel. So siegte im ersten WM-Lauf der neuen Gruppe C wenigstens ein Auto der neuen Formel und bewahrte die FISA (heute FIA) vor einer Blamage. Rang 2 ging an den Kremer-Porsche 935 von Rolf Stommelen und Ted Field, auf Rang 3 landete ein italienischer Osella-BMW mit den Piloten Ciuti/Benusiglio/Piazzi. Neben dem später disqualifizierten Joest-Porsche sah mit dem WM-Peugeot, der aber bereits auf Rang 6 zehn Runden Rückstand aufwies, nur noch ein weiterer Gruppe C die Zielflagge.

Doch bevor es wirklich aufwärts ging mit der Gruppe C ging sie noch zum absoluten Tiefpunkt: Beim Eifelrennen, dem dritten Lauf zur deutschen Rennsport-Meisterschaft, waren mit einem Sauber, zwei URD und einem Toj von Norbert Przybilla (Toy-Chassis und Lotec-Karosse) nur noch vier Gruppe C überhaupt an den Start.

Der Sieg ging an einen dominierenden Klaus Niedzwiedz im Capri vor Stommelen im 936 und Klaus Ludwig. Der fuhr anstelle vom C100 in einem weiteren Ford Capri und kämpfte anfangs mit Niedzwiedz, bekam aber dann Öl auf die Pedalerie und nahm etwas Tempo raus. Bob Wollek landete nach einem Reifenschaden auf Rang 5.

Derweil machten erste Bilder des neuen Gruppe-C-Fahrzeuges von Porsche die Runde. Es sollte auf den Namen 956 hören, wirklich viel erfuhr man aber nicht. Die Testzeiten, die in Paul Ricard erzielt wurden, waren dem Vernehmen nach schneller als alle anderen Gruppe C bislang, aber noch nicht so schnell wie die kleinen Lancia. Bis Ende April 1982 behielt sich Porsche offen, ob sie vor Le Mans noch ein Testrennen in Silverstone fahren. Dann fiel die positive Entscheidung. Und schon dort sollte die Konkurrenz merken, was für ein Gegner neu aufs Parkett der Gruppe C kommt.

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