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Philipp Öttl: Sein Kawasaki-Teamchef ließ ihn hängen

Von Ivo Schützbach
Philipp Öttl vermisste die nötige Unterstützung

Philipp Öttl vermisste die nötige Unterstützung

Nach zwei Jahren in der Supersport-Klasse und den WM-Rängen 3 und 5 steigt Philipp Öttl 2022 in die Superbike-WM auf und wird eine Ducati V4R pilotieren. Wie der Bayer seine Zeit mit dem Team Puccetti Kawasaki beurteilt.

2019 hatte Philipp Öttl den Tiefpunkt seiner Karriere erreicht. Mit der Moto2-KTM kam er absolut nicht zurecht und beendete das Jahr ohne einen WM-Punkt. Der in Salzburg wohnhafte Bayer wechselte für 2020 in die Supersport-WM und zum Team Puccetti Kawasaki. Dort fand er die nötige Nestwärme und hatte auch ein schnelles Motorrad. Öttl fuhr in 15 Rennen zehnmal in die Top-5 und viermal aufs Podest, was den starken dritten WM-Rang bedeutete.

Für 2021 erwartete Teamchef Manuel Puccetti eine Steigerung, er wollte den ersten Sieg von Öttl und mindestens WM-Rang 2 sehen. Der 25-Jährige eroberte in zwei Jahren und 38 Supersport-Rennen zwar elf Podestplätze und eine Pole-Position (Jerez 2021), doch ganz nach oben aufs Podest schaffte er es nie.

Obwohl Öttl in seinem zweiten Supersport-Jahr sogar sieben Podestplätze holte, der Kalender umfasste 23 statt 15 Rennen, wurde es am Ende nur WM-Rang 5 – womit er bester Kawasaki-Fahrer ist. Während vor allen das Yamaha-Team Ten Kate mit dem späteren Weltmeister Domi Aegerter das Niveau noch einmal anhob und auch die Leistungsdichte höher war, stagnierte das Puccetti-Team. Auf Tests wurde fast vollständig verzichtet, die Aufmerksamkeit im Team bekam immer mehr Can Öncü (18), der über einen Fünf-Jahres-Vertrag verfügt und ordentlich Geld ins Team spült. Philipp fühlte sich zunehmend allein gelassen und vernachlässigt, zum Saisonende stürzte er in ein tiefes Loch. In den letzten drei Events in Portugal, Argentinien und Indonesien kam er nie über Rang 8 hinaus, es wurde offensichtlich, dass er einen Tapetenwechsel und frische Motivation braucht.

«Was da passiert ist, kann kaum einer verstehen», meinte Öttl im persönlichen Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Portimao war nicht so verkehrt, in Argentinien hatte ich mit dem Arm enorme Probleme, die Rennen können wir wegstreichen. Indonesien war nicht schlecht, das war wie Portimao und ich wurde Neunter. Die Klasse ist extrem stark, ich ging mit gutem Selbstvertrauen in die Saison. Jeder hat mir im Winter gesagt, dass ich zwar nicht das beste Motorrad habe, aber Weltmeister werde. Dann gingen alle Yamaha-Teams zum Testen, aber wir nicht. In Most und Navarra war ich alleine mit meinem Trainingsmotorrad unterwegs und habe die anderen beim Testen gesehen – das ist nicht schön. Und dann bekam ich zur Saisonmitte gesagt, als ich WM-Dritter war und schon oft auf dem Podium stand, dass ich erst mal ein Rennen gewinnen soll, dann können wir weiterreden.»

Teamchef Puccetti sagte Öttl ins Gesicht, dass es einen Fahrer braucht, der aus der 13 Jahre alten ZX-6R das Maximum herausholt. Dass sich solche Aussagen nicht leistungssteigernd auswirken, kann sich jeder ausmalen.

«Das tat weh und hat sich addiert», hielt Philipp fest. «Nachdem das alles passiert war, stand ich in Jerez auf Pole. Okay, das ist meine Strecke. Ab einem gewissen Zeitpunkt fragte ich mich, was ich noch alles machen soll, dass Puccetti und Kawasaki sagen, dass ich es eigentlich nicht so schlecht kann. Es kamen einige Sachen zusammen, die zu meiner Situation geführt haben. Das hört sich jetzt an wie jammern – in Assen wollte ich am Freitag als WM-Vierter heimfahren, so schlimm war es. Ich ging in die Saison und dachte, dass ich Weltmeister werde. Dann gingen wir nicht zum Testen und ich dachte mir trotzdem, dass ich es vielleicht wieder unter die ersten drei schaffe. Irgendwann habe ich mich dann selber runtergezogen.»

Ende Oktober einigte sich Öttl mit dem Superbike-WM-Team Go Eleven Ducati, wo er Nachfolger von Chaz Davies wird. Die Testtage hat er sich vertraglich garantieren lassen. Ducati lässt seine Teams im Winter immer zusammen testen, Öttl wird vor dem Saisonstart Anfang April in Aragon also eine gute Vorbereitung haben. Er ist seit 2016 der fünfte Deutsche, der es in die Superbike-WM schaffte, und folgt auf Markus Reiterberger, Stefan Bradl, Sandro Cortese und Jonas Folger.

Team- und Fahrerliste Superbike-WM 2022:

Aruba.it Ducati: Michael Rinaldi (I), Alvaro Bautista (E)

Barni Spark Ducati: Luca Bernardi (I)

Motocorsa Ducati: Axel Bassani (I)

Go Eleven Ducati: Philipp Öttl (D)


Honda Racing Corporation:
Iker Lecuona (E), Xavier Vierge (E)

MIE Honda: Tati Mercado (RA), Hafizh Syahrin (MAL)


BMW Motorrad:
Michael van der Mark (NL), Scott Redding (GB)

Bonovo action BMW: Eugene Laverty (IRL), Loris Baz (F)


Kawasaki Racing Team:
Jonathan Rea (GB), Alex Lowes (GB)

Puccetti Kawasaki: Lucas Mahias (F)

Orelac VerdNatura Kawasaki: Sykes? Vinales?

Outdo Pedercini Kawasaki: Loris Cresson (B), König?


Pata Yamaha:
Toprak Razgatlioglu (TR), Andrea Locatelli (I)

GRT Yamaha: Kohta Nozane (J), Garrett Gerloff (USA)

Gil Motor Sport Yamaha: Christophe Ponsson (F)

FETT = bestätigt


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