Stimmen Dorna/FIM zu? Ducati und Yamaha machen Druck
Mitte Juni berichtete SPEEDWEEK.com von den revolutionären Plänen für das technische Reglement der Superbike-WM ab 2027. Dann treten in der MotoGP neue Bestimmungen in Kraft: 850 statt 1000 ccm Hubraum, reduzierte Motorleistung, geringerer Spritverbrauch, keine höhenverstellbaren Fahrwerke und deutlich restriktivere Regeln für die Aerodynamik.
Die Motorräder sind in den vergangenen Jahrzehnten so schnell geworden, dass die Sturzräume auf immer weniger Rennstrecken heute noch ausreichend sind. Die MotoGP-Maschinen sollen deshalb langsamer werden und die Superbikes im gleichen Maß mit, damit der Unterschied bei den Rundenzeiten in etwa gleichbleibt.
Wie genau die Superbikes eingebremst werden, wird derzeit diskutiert. Schon jetzt können die Motorräder über die maximal erlaubte Spritdurchflussmenge gedrosselt werden, die Überlegungen sind aber viel weitreichender.
Gesprochen wird über Einheitssprit, Einheitsbremsen, Einheitsfederelemente und weitere Bauteile, über welche die Performance reduziert und die Kosten gesenkt werden können. Für viele Teile an den Motorrädern gibt es seit Jahren Kostendeckel, das geht Promoter Dorna und dem Motorrad-Weltverband FIM aber offenbar nicht weit genug. Zur Diskussion steht auch, die Testteams zu verbieten, um die Entwicklung zu entschleunigen. Selbst eine Leistungsobergrenze oder ein Drehzahllimit sind nicht ausgeschlossen, um die Motorräder merklich zu verlangsamen.
Bereits vorher könnte die Supersport-WM neue Vorschriften erhalten. Seit 2022 gibt es die Next-Generation-Regeln, seither sehen wir Maschinen mit zwei, drei und vier Zylindern mit 600 bis 955 ccm.
Als Basis für die Balance-Regel wurde der damalige Klassenprimus Yamaha R6 genommen, die Leistung der Motorräder liegt bei zirka 145 PS.
Yamaha und Ducati üben einigen Druck auf Dorna und FIM aus, um die Leistung nach unten zu bringen – denn die derzeitige R9 und die neue Panigale V2 leisten im Serientrimm keine 120 PS.
Yamaha hat für die R9 einen Rennkit entwickelt und führt die Weltmeisterschaft zur Halbzeit der Saison 2025 mit Stefano Manzi und Can Öncü an. Ducati möchte ab 2026 in der Supersport-WM das neue Modell einsetzen, sich diese Investition aber sparen.
Einiges spricht dafür, dass es so kommen wird. Yamaha und Ducati sind die beiden Hersteller im SBK-Paddock, die sich am meisten engagieren und entsprechend den größten Einfluss haben.
Außerdem harmoniert dieses Bestreben mit der Absicht von FIM und Dorna der mittelfristigen Leistungs- und Kostenreduktion.
Den anderen Herstellern, die über die Jahre einiges Geld investiert haben, um auf den heutigen technischen Stand zu kommen, schmeckt das natürlich nicht. «Zieht es die Dorna vor, es zwei Herstellern recht zu machen, und es sich mit allen anderen zu verscherzen», fragte ein Teamchef, der ungenannt bleiben möchte. «Wahrscheinlich ja.»
Die neue Ducati Panigale V2 hat einen 90°-V2-Motor mit 890 ccm und Monocoque-Rahmen (mit einem Gewicht von nur 4 kg), sie ist 17 kg leichter als das Vorgängermodell Panigale V2 mit 955 ccm. Das geringere Gewicht kompensiert die reduzierte Motorleistung, das Gesamtperformanceniveau auf der Rennstrecke bleibt voraussichtlich gleich oder wird sogar gesteigert.