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KTM mit Dungey und Musquin ohne Stallorder auf Kurs

Von Thoralf Abgarjan
Galten die Bikes aus Österreich in den USA noch vor wenigen Jahren als Exoten, haben sie sich inzwischen fest in der Supercross-WM etabliert. In Minneapolis holten die Mattighofener sechs Top-10-Ergebnisse.

Noch vor wenigen Jahren wurden die KTM-Motocross-Motorräder in den USA mit ihren archaisch anmutenden Stahlrohrrahmen belächelt. Als die Österreicher mit ihrem US-Engagement begannen, waren die reinrassigen Werksmaschinen in orange nicht nur in der Minderheit, sie waren die einzigen beiden Motorräder im gesamten Feld.

10 Jahre danach hat sich die Situation gedreht. Nachdem Ryan Dungey 2015 den ersehnten ersten US-Supercross-WM-Titel nach Mattighofen holte, stieg die Nachfrage nach den österreichischen Bikes schlagartig an.

Ein Quantensprung, der die Szene nachhaltig veränderte.

Privat- und Satellitenteams, die mit KTM ausrückten, schossen plötzlich wie Pilze aus dem Boden.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Beim letzten WM-Lauf in Minneapolis waren 5 KTM-Fahrer unter den ersten zehn Finalisten. Anders ausgedrückt: Jeder zweite Top-10-Fahrer pilotierte eine KTM. Dazu kam: Sämtliche am Start des Finales stehende KTM-Piloten beendeten das Rennen unter den ersten Neun, mit Marvin Musquin auf Platz 2, Ryan Dungey auf Position 3, David Millsaps auf Rang 6, Trey Canard auf Platz 8 und Blake Baggett auf Rang 9. Wenn man Husqvarna-Pilot Jason Anderson auf Platz 4 auch noch zur KTM-Familie dazurechnet, ernteten die Mattighofener am letzten Samstag stolze 6 Top-10-Ergebnisse!

KTM ist nun auf dem Wege, den dritten Supercross-WM-Titel einzufahren. Mit WM-Tabellenführer Ryan Dungey und seinem Verfolger Marvin Musquin halten sie die WM-Spitze weiter fest in den Händen.

Ein ernsthafter Störer könnte Kawasaki-Werksfahrer Eli Tomac werden. Tomac kommt mit 3 Siegen in dieser Saison immer besser in Fahrt. Aber sein Rückstand beträgt nach knapp der Hälfte der Saison 24 Punkte, das ist fast so viel wie die Punktausbeute eines ganzen WM-Laufs.

Und dennoch ist die Supercross-WM längst nicht entschieden. Das weiß auch Ryan Dungey, der weiterhin fleißig sein Punktekonto füllt, auch wenn er einmal nicht auf dem Siegerpodest steht, wie in Dallas vor einer Woche geschehen.

Mit Marvin Musquin hat das Team Red Bull KTM Factory Racing ein weiteres heißes Eisen im Feuer. In Minneapolis stellte der Franzose seine Fähigkeit unter Beweis, auch aus schwierigen Situationen gestärkt herauszukommen: Im heat-race startete er schlecht und stürzte bei seiner Aufholjagd. So musste er sich erst über das Semifinale qualifizieren. «Das war gar nicht einmal so schlecht», erinnert sich der Franzose, «denn so konnte ich die Strecke besser kennenlernen».

Im Finale konnte Musquin - von einem suboptimalen Gate startend - rasch einige Gegner überholen und machte am Ende Boden auf die Spitze gut, bis er seinen Teamkollegen erreichte, der zuvor einen kleinen Fehler beging.

Stallorder gab es seitens KTM also offensichtlich nicht: Musquin schob sich entschlossen am Titelverteidiger vorbei und nahm diesem bei seinem Heimrennen wichtige Punkte ab.

Aber: So lange die Punkte 'in der Familie' bleiben, geht das aus Sicht von Team-Manager Roger De Coster in Ordnung. Wer sich den Slogan 'Ready To Race' auf die Fahnen schreibt, muss das auch und gerade auf der Rennstrecke leben.

Zwei KTMs auf dem Podium, 5 Top-10-Ergebisse, darüber freut sich der Vater des Erfolgs: Der Job von Roger De Coster war es von Anfang an, KTM im US-Supercross fest zu etablieren und zum Erfolg zu führen.

Das ist dem Belgier mit Instinkt, Talent und nicht zuletzt dank hartnäckiger und unermüdlicher Arbeit glänzend gelungen.

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