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Befohlenes Ende der Porsche-Vormacht?

Von Guido Quirmbach
Ihm wird die Luft abgedreht: GT2-Porsche von Manthey

Ihm wird die Luft abgedreht: GT2-Porsche von Manthey

Nicht gerade glücklich ist man im Lager der etablierten Porsche-Teams über die Regeländerungen für das 24h-Rennen am Nürburgring.

Beim letzten Lauf zur Langstreckenmeisterschaft war Marc Lieb meist der schnellste Mann auf der Strecke. Im Manthey-Porsche fuhr er Kreise um die Konkurrenz, darunter auch das Schwester-Auto aus dem Manthey-Team. Nur, normalerweise ist dies der schnellere, handelt es sich doch dabei um einen GT2-Porsche vom Typ 997 GT3 RSR. Doch dieser fuhr nach 2009er Reglement, ebenso Lieb. Der allerdings auf einem Papier her langsameren Porsche GT3 Cup S. Auch wenn die Witterungsbedingungen und das Fahrtalent von Lieb hier eine zusätzliche Rolle spielen, eins ist klar, ein GT3 ist in der kommenden Saison gesamtsiegfähig.

Was die Besitzer der eingebremsten GT2-Autos nicht gerne sehen: „Die GT3 sind viel zu positiv eingestuft im Vergleich zu den GT2“ sprach im Dezember Olaf Manthey. Ich trifft dies in erster Linie ebenso wie Wolfgang Land. Land und Manthey haben in den letzten drei Jahren sicher 90% aller VLN-Rennen gewonnen, lediglich wenn die beiden in Probleme waren, konnte einmal ein anderes Auto gewinnen. Aber das war meist auch ein Porsche, oder wenn die sich einmal selbst eliminierten, ein Schuberth-BMW. Zählt man aber die Fabrikate, die in den letzten drei Jahren am Ring siegten, so ist dies ähnlich wie bei der DTM, nämlich gerade mal deren zwei.

Nun drängt sich natürlich der Verdacht auf, dass mit der Einführung der GT3 die Organisatoren neue Fabrikate an den Ring locken wollen, um dem Porsche-Einheitsbrei ein Ende machen zu wollen. Mehr als zehn Hersteller haben GT3-Autos homologiert. Die GT3 fährt am Ring nach EM-Reglement (mit speziell homoligierten Nordschleifen-Kit), das heißt, sie unterliegen der umstrittenen, aber erfolgreichen „Balance of Performance“! Bedeutet, mit unterschiedlichen Gewichten, Restriktoren und Bodenfreiheit versucht die FIA, die Fahrzeuge auf ein einheitliches Niveau zu bringen. Die Einstufung geschieht vor der Saison, doch die FIA wertet jeden, auch nationale Läufe aus und greift auch schon einmal während der Saison ein. So war der Ford GT am Anfang des Jahres unschlagbar und später dann nur noch ein normaler GT3.

Klingt kompliziert, ist es auch, aber funktioniert: In allen nationalen GT3-Meisterschaften als auch der EM siegten unterschiedliche Fabrikate. Verärgert sind natürlich die Hersteller, wenn ihre Autos eingebremst werden. „Warum muss immer der Hersteller bestraft werden, wenn die Teams und Fahrer einen besseren Job machen als andere?“ fragt Porsche-Sportchef Hartmut Kristen zu Recht. Doch es ist nicht möglich, einem Rennfahrer das Gas geben zu verbieten und man kann auch keinem Olaf Manthey Boxenverbot geben, bloß weil er sein Team im Griff hat. Also bleibt nur der Weg über das rollende Material.

Wird die Strategie des Veranstalters ADAC Nordrhein Erfolg haben? Mittelfristig sicher, rund 300 GT3-Autos gibt es weltweit, da hat sich auch schon ein Gebrauchtwagenmarkt entwickelt. Audi bringt ein bis zwei R8 LMS zum 24 Stunden-Rennen. Dazu plant Mühlner-Motorsport mit Cup S anzutreten. Die ADAC GT Masters, in den beiden letzten Jahren im Rahmenprogramm der 24h, verzichten in diesem Jahr auf den bei ihren Teams beliebten Auftritt. „Die Teams sollen die Möglichkeit haben , mit ihren GT3-Autos das 24 Stunden Rennen zu fahren“ sagt Serienpromoter Jürgen Barth. Außer von Bernhard Mühlner hat aber noch kein GT Masters-Team konkrete Pläne veröffentlicht.

Eines ist jedoch sicher: Ein GT3 ist nicht billig, aber deutlich billiger als ein GT2. Ein Cup S kostete vor der letzten Saison 250.000€, Audi bringt im Herbst den R8 LMS für 262.000€ unters Volk. Natürlich zuzüglich 19% Mehrwertsteuer. Zum Vergleich, der GT2- Porsche 997 GT3 RSR liegt da schon bei rund 380.000€.

Und langsamer wird es auch ein wenig, wenn auch nicht viel. „Mit 328 km/h (Alzen-Turbo) über die Döttinger-Höhe zu rasen, ist sicher nicht zeitgemäß“ spricht Klaus Ludwig, der auch in einem Technik-Ausschuss des ADAC Nordrhein zu den 24 Stunden sitzt. Und der kann es beurteilen, er ist auf der Nordschleife schon so ziemlich alles gefahren. Und sogar im Gruppe5- Capri mit deutlich höheren Rundenschnitten als heute die GT2. Ein Risiko, dass er heute niemals mehr eingehen wollte.

Fazit: Die GT2 für die Nordschleife zu beschneiden, war angesichts des horrenden Speeds überfällig, ebenso solche faszinierenden Geschosse wie die Turbos aus dem Hause Alzen. Wenn dadurch noch mehr Wettbewerb entsteht, kann es nur gut sein. Mit Audi kommt eine gesamtsiegtaugliche Marke zu den 24h, sie werden mit einer 1a-Fahrerbesetzung antreten und eine sehr ernste Gefahr für die Porsche-Teams. Und Porsche selbst verliert einen Markt für deren GT2-Autos, die sie sicher noch gern ein Jahr lang verkauft hätten, bevor sie eh keiner mehr will. Aber Porsche gewinnt einen Markt für die Cup S und wird dann auch bald wieder die Masse der GT3-Fahrzeuge auf der Nordschleife stellen. Weil es immer so war.

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