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Grosse Flaute in der Rallye-WM

Kolumne von Toni Hoffmann
Citroën-Dreifacherfolg in Mexiko bei nur 30 Startern

Citroën-Dreifacherfolg in Mexiko bei nur 30 Startern

In der Rallye-WM herrscht Katerstimmung, nicht nur wegen der mageren Starterfelder.

Eigentlich sollte der FIA-Weltrat über die Kalender der Rallye-WM 2011 auf seiner Sitzung beim Formel 1-Saisonauftakt in Bahrain entscheiden. Die Herren am grünen FIA-Tisch dachten aber nicht daran, über den Terminvorschlag des WM-Verrmarktes North One Sport mit 15 Läufen abzustimmen und vertagten die Entscheidung auf die nächste Sitzung am 16. April. Bis dahin sollen der neue FIA-Präsident Jean Todt, ehemals Beifahrer von Ari Vatanen, Morrie Chandler, Vorsitzender der Rallye-Kommission, und eben North One Sport (NOS) weiter darüber verhandeln.

Dies bedeutet ganz konkret, North One Sport hat seine Hausaufgaben nicht gemacht. Und nicht beim Kalender hapert es dort ganz gewaltig. Bisher konnte man vom Vermarkter, der zudem auch noch das TV-Rechte-Monopol hat, mehr tolle Sprüche als konkrete und realisierbare Ergebnisse lesen, sehen oder hören. Die TV-Vermarktung ist, zumindest in Deutschland, gelinde gesagt inakzeptabel. Da hat NOS einen TV-Vertrag mit dem Bezahlsender Motors-TV, den gerade mal einige Insider kennen und der nur in bestimmten Regionen Deutschlands über Kabel zu empfangen ist, abgeschlossen und den bisherigen TV-Anbieter Eurosport mit freiem Zugang geschasst. Auch RTL zog sich aus der Rallye-WM zurück.

Der deutsche Rallye-Fan, wohnt er nicht zufällig in den wenigen Regionen, in denen man Motors-TV per Kabel-Kasse empfangen kann, schaut in diesem Jahr in die Röhre, auf der aber nichts zu sehen ist. Der ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk hat sich in einem Interview auf racing1.de sehr kritisch über diese Situation so geäussert: «Die TV-Situation ist wahrlich sehr unbefriedigend, ärgerlich und im Grunde genommen nicht akzeptabel. Der ADAC ist aber in dieser Frage ziemlich machtlos. Wir hoffen vor allem für die Fans, dass sich für die ADAC Rallye Deutschland noch eine Lösung findet.»

Bleibt zu hoffen, dass der grösste Automobilclub Europas auch wirklich für den deutschen WM-Lauf am dritten August-Wochenende eine vertretbare TV-Lösung findet, eventuell über die dritten Programme, RTL oder DSF. Denn ohne TV sind gerade bei den Privatteams kaum Sponsoren zu finden.

In der Rallye-WM sieht es zu Saisonbeginn sehr mau aus. Die Starterfelder dürren aus. Nach der Auswahl zugkräftiger Rallyes, die der NOS-Vorschlag nur teils berücksichtigt, ist NOS mehr den je gefragt, gegen diese Flaute anzugehen und für wenigstens halbwegs vernünftige Starterfelder zu sorgen. Früher, lang ist es aber her, war auch ein FIA-Kriterium, dass bei einem WM-Lauf mindestens 50 Fahrzeuge starten müssen, eben «war».

Waren es beim Saisonauftakt in Schweden noch 55 Starter, so gingen beim zweiten Lauf in Mexiko, der zudem auch zur neuen S2000-WM und zur Produktions-WM zählte, gerade mal 30 Teams an den Start. Und bei der dritten Runde in Jordanien Anfang April schaut es auch nicht besser aus. 36 Teams haben dort genannt. Ein Armutszeugnis für die höchste Klasse im weltweiten Rallyesport.

Natürlich liegt es auch an der Termingestaltung der FIA, die mehr oder weniger die Vorschläge von North One Sport 1:1 umsetzt. Da werden Rallyes aufgenommen, die für die Hersteller kaum einen Marktwert haben und für die sich die Fans nur wenig begeistern können, wie in diesem Jahr mit dem Neuling Bulgarien oder auch zum zweiten Mal Jordanien. Dafür mussten WM-Klassiker wie die griechische Akropolis, Argentinien oder Neuseeland gehen.

Früher war es auch üblich, dass Rallyes erst dann in den Kalender aufgenommen wurden, wenn bei einer WM-Genalprobe die FIA-Kriterien erfüllt wurden. Nun steht im Kalender 2011 plötzlich die Rallye Abu Dhabi auf der NOS-Vorschlagsliste, eine Rallye, die noch nie stattgefunden hat und die erst im Dezember zum ersten Mal ausgetragen wird. Da haben bei NOS wohl finanzielle Geschichtspunkte mehr Vorrang als sportliche.

Die Monegassen wollen das WM-Gezerre nicht mehr mitmachen und belassen ihre Rallye-Legende lieber in der Intercontinental Rally Challenge, wahrscheinlich auch beim 100. Geburtstag im nächsten Jahr. Dort haben sie die Freiheiten, mit denen eine Rallye mit individuellen Kriterien, eben das, was den Charakter einer jeder einzelnen Rallye auszeichnet, durchgeführt werden kann. Kaum vorstellbar, dass die oft eigensinnigen Monegassen diese Freiheiten für ein WM-Prädikat, das sie in diesem Jahr verweigert haben, aufgeben werden. Der TV-Rekord bei der diesjährigen Live-Übertragung von Eurosport mit zwölf Millionen Zuschauern belegt das recht aussagekräftig. Zudem waren sie, und nicht nur sie, über das von NOS und FIA eingeführte Rotationsprinzip, weswegen ihre Rallye 2009 kein WM-Lauf war, ziemlich verärgert.

Die Rallye-WM braucht Rallyes mit Aussage- und Anziehungskraft, für Teams, Medien und für die Fans. Und zu denen gehören einfach die Klassiker. Davon und damit hat die Rallye-WM bisher sehr gut gelebt, und damit soll sie auch weiterleben. Da scheinen die NOS-Herren Neil Duncanson und Simon Long etwas anders zu denken, wie auch bei sehr umstrittenen und zweifelhaften TV-Vermarktung, einfach am Zuschauer vorbei. Bis Ende 2009 konnte sich der Fan wenigstens noch auf die halbstündigen Zusammenfassungen der Etappen bei Eurosport freuen, ohne dafür zusätzlich zur Kasse gebeten zu werden. Heute ist Deutschland für den Rallyesport quasi ein TV-Nirwana, von wenigen Regionen abgesehen. Der umstrittene Deal mit Motors-TV ging zumindest in Deutschland nach hinten los.

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