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Ogier und M-Sport: volle Attacke in der Türkei

Von Toni Hoffmann
Bei dem Comeback der Türkei in der Rallye-Weltmeisterschaft sind Sébastien Ogier und M-Sport im Titelkampf voll auf Angriff und Sieg beim zehnten Saisonlauf gepolt.

Auf zu fremden Ufern: M-Sport Ford freut sich am kommenden Wochenende auf eine neue Herausforderung, denn mit der Rallye Türkei steht erstmals seit langer Zeit wieder ein für alle Beteiligte gänzlich unbekannter Weltmeisterschafts-Lauf auf dem  Programm. Rund um das Rallye-Zentrum in der Mittelmeer-Küstenstadt  Marmaris warten auf die Teilnehmer 17 Schotterprüfungen mit einer Länge von insgesamt 312,44 Kilometer, die noch nie zuvor auf WM-Ebene zum Einsatz kamen. Somit stehen auch den amtierenden Champions von M-Sport Ford keine Daten aus den Vorjahren zur Verfügung, gleichzeitig müssen die einzelnen Crews beim Abfahren der Strecken komplett neue Aufschriebe anfertigen.

Dabei kehrt die Rallye-Weltmeisterschaft zurück zu Freunden: Bereits zwischen 2003 und 2010 hat die Rallye Türkei sechsmal den WM-Kalender bereichert, wurde seinerzeit aber in der östlicher gelegenen Provinz Antalya rund um Kemer mit dem Taurusgebirge im Hintergrund ausgetragen. Ford denkt daran gerne zurück: 2006 und 2008 fuhr der Autohersteller - der in der Türkei unter anderem die Transporter Ikone Transit produziert - mit dem Ford Focus WRC jeweils Doppelsiege heraus. Daran möchte M-Sport in der Endphase der  laufenden Saison gerne anknüpfen, um die Weichen in Richtung Titelverteidigung zu stellen. Aktuell liegt das Team in der  Markenwertung auf Rang drei, Sébastien Ogier und Copilot Julien Ingrassia rangieren in den Fahrer- und Beifahrertabellen auf Platz zwei.

Zur Vorbereitung hat M-Sport viertägige Testfahrten in

Griechenland anberaumt und dort Schotterpisten unter die Räder genommen, die ähnliche Bedingungen boten wie der bevorstehende WM-Lauf. Zugleich genießt das Team den Vorteil, bei der Wahl der Chassis freie Hand zu haben, und greift für die Rallye Türkei - die mit signifikant geringeren Durchschnitts- und Höchstgeschwindigkeiten aufwartet als zuvor die WM-Läufe in Finnland und Deutschland – wieder auf den Ford Fiesta WRC in der vorherigen Aerodynamik-Konfiguration zurück.

«Es ist lange her, dass uns die Rallye-WM mit einer komplett neuen Veranstaltung konfrontiert», erläutert M-Sport-Teamchef Malcolm Wilson. «Ich denke, uns steht ein wirklich interessantes Rallye-Wochenende bevor. Wir hatten zwar bereits Gastspiele in der Türkei, doch die fanden in einer ganz anderen Region statt. Für die Teams sowie die Fahrer und Beifahrer ist alles neu: Wir können noch auf keinen Datenschatz zurückgreifen, auch die Crews fangen mit ihrem Aufschrieb bei Null an. Ich bin gespannt, wer diese besondere Aufgabe am besten meistert. Sébastien Ogier und Elfyn Evans konnten sich bei jeweils zweitägigen Tests in Griechenland auf die neue Herausforderung vorbereiten, Teemu Suninen konnten wir nicht fahren lassen - aber er ist ein schneller Lerner und genießt den Vorteil, dieses Mal mit dem gleichen Erfahrungsschatz an den Start gehen zu können wie alle anderen Teilnehmer.»

Aus Sicht von Ford besonders erfreulich: Der türkische WM-Lauf erlebt eine wahre Fiesta-Armada. Nicht weniger als 35 Wettbewerbsfahrzeuge basieren am kommenden Wochenende auf dem in Köln-Niehl produzierten Erfolgs-Kleinwagen. So nehmen neben den drei World Rally Cars des Werksteams und einem weiteren Fiesta WRC für Yazeed Al-Rajhi gleich zehn der ebenfalls allradgetriebenen Fiesta R5 teil, acht von ihnen werden für die WRC2-Meisterschaft gewertet. Hinzu kommen 21 Ford Fiesta R2 mit dem 1,0 Liter großen EcoBoost-Dreizylinder-Turbomotor, die zumeist um die Junioren-Weltmeisterschaft kämpfen. Dort haben noch neun Fahrer die mathematische Chance auf den Titel - so auch Julius Tannert aus Zwickau, der gemeinsam mit seinem österreichischen Beifahrer Jürgen Heigl auf Platz fünf der Tabelle liegt.

Einen Monat bevor die Rallye-WM der Türkei zuletzt einen Besuch abgestattet hat, durften Sébastien Ogier und Beifahrer Julien Ingrassia ihren ersten Sieg auf höchster Ebene bejubeln. Heute, acht Jahre später, kann das Erfolgsduo auf 43 Laufsiege und fünf WM-Titel zurückblicken. Auf dem Weg zur erfolgreichen Titelverteidigung steht den beiden Franzosen an der türkischen Riviera ein hartes Stück Arbeit bevor: Zumindest auf der ersten Etappe muss die Ford Fiesta WRC-Besatzung als zweites Fahrzeug auf die dann noch staubigen Wertungsprüfungen. Dennoch haben sich Ogier und Ingrassia eine starke Punkte-Ausbeute zum Ziel gesetzt.

«Die Rallye Türkei wird interessant, denn niemand weiß wirklich genau, was uns erwartet», so Ogier. «Seit langer Zeit steht uns wieder einmal eine komplett neue Veranstaltung bevor, und da hilft es uns auch nicht, dass wir 2010 schon einmal in diesem Land einen WM-Lauf absolviert haben - am kommenden Wochenende wird alles ganz anders sein. Beim Abfahren der Prüfungen steht uns viel Arbeit bevor, denn Julien muss für jeden einzelnen WP-Kilometer einen ganz neuen Aufschrieb erstellen. Das ist eine spannende Herausforderung, auf die ich mich aber freue. Wir haben uns das bestmögliche Resultat zum Ziel gesetzt, aber der lose Schotter, der uns am ersten Tag als zweites Fahrzeug auf der Strecke erwartet, macht es nicht leichter. Viele ziemlich schnelle Konkurrenten, die nach uns kommen, werden von freigefahrenen Spuren profitieren. Wichtig für uns ist, speziell auf der ersten Schleife am Freitagmorgen nicht den Kontakt zur Spitze zu verlieren - danach schauen wir dann weiter.»

Elfyn Evans und Daniel Barritt sehen einer gänzlich neuen Herausforderung erwartungsvoll entgegen. Die beiden Briten haben sich bestmöglich auf den zehnten von 13 WM-Läufen vorbereitet und wollen speziell von ihrer späten Startposition profitieren.

«Wir wagen einen Schritt ins Unbekannte», betont Evans. «Uns steht ein interessantes Wochenende bevor. Ich bin schon ganz gespannt darauf, was die Rallye Türkei zu bieten hat. Mit einiger Sicherheit wird es sehr heiß, darauf müssen wir uns einstellen. Zudem sollen die Prüfungen einen sehr losen Schotterbelag besitzen, das müsste uns speziell auf der ersten Etappe in die Karten spielen - zugleich könnten sich die Bedingungen aber auch als sehr rau erweisen, das würde uns alle betreffen. Wir haben in Griechenland auf sehr grobem Geläuf getestet, der Fiesta WRC ist ausreichend robust dafür. Wir werden unsere intensive Vorbereitung auch in der kommenden Woche fortsetzen und wollen auf jeden Fall im Kampf um ein Topresultat ein Wörtchen mitreden.»

Gleiche Bedingungen für alle: Teemu Suninen kann bei der Rallye Türkei darauf vertrauen, dass seine Kontrahenten ausnahmsweise keinen Vorteil aus ihrem größeren Erfahrungsschatz ziehen. Obwohl er auf Testfahrten vor diesem WM-Lauf verzichten musste, kommt der junge Finne dennoch für eine vordere Platzierung in Betracht: Suninen gilt als Schnelllerner und darf sich am Freitag als WM-Zwölfter über seine späte Startposition freuen.

«Die meisten WM-Läufe, die wir in diesem Jahr gefahren sind, waren komplett neu für mich - in der Türkei starten wir alle mit dem gleichen Wissenstand, denn Testfahrten vor Ort waren nicht erlaubt», unterstreicht der 24-Jährige. «Das macht die Dinge natürlich besonders interessant und könnte für uns von Vorteil sein, denn niemand genießt einen Erfahrungsvorsprung. In punkto Abstimmung diskutiere ich mit meinen Teamkollegen, was sie vorhaben. Letztendlich müssen wir aber unser eigenes Set-up finden. Da ich noch nie die Türkei besucht habe, reisen wir etwas früher an, um uns mit allem vertraut zu machen. Ich denke, es wird auch von den Temperaturen sehr heiß und anstrengend. Dennoch wollen wir ein gutes Ergebnis abliefern.»

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