Morddrohungen wegen Alonso-Strafe

M-Sport Ford-Piloten auf Sardinien ohne Fortüne

Von Toni Hoffmann
Die Piloten von M-Sport Ford verließen die italienische Mittelmeerinsel Sardinien, die fünfte Station der Rallye-Weltmeisterschaft, ohne WM-Punkte, teils wegen eigenen Verschuldens, teils wegen technischen Versagens.

Nach dem Hoch in Portugal kam wenig später auf Sardinien das Tief. Ford ist auf der Suche nach Schadensbegrenzung. Bei der Italien-Rallye Sardinien, dem für das Material wohl härtesten WM-Lauf des Jahres, hat Gus Greensmith im Team M-Sport Ford einen siebten Platz in der Topkategorie WRC, nicht jedoch in der Gesamtwertung, eingefahren. Teamkollege Teemu Suninen im zweiten Ford Fiesta WRC kam eine Position dahinter ins Ziel. Genau wie Nachwuchspilot Adrien Fourmaux im Fiesta Rally2 mussten sie ihre Fahrzeuge am ersten Tag der Veranstaltung vorzeitig abstellen. Nach dem Neustart unter Rally-2-Regeln konnten alle drei das große Potenzial des Ford Fiesta auf den brutalen Schotterpisten der Mittelmeerinsel aber unter Beweis stellen.

Gus Greensmith und sein neuer Copilot Stuart Loudon hatten in der vorletzten Wertungsprüfung (WP) am Freitag gerade die fünftschnellste Zeit markiert, da riss sie in der finalen WP des Tages ein Defekt der Kraftübertragung aus dem Rennen. Nach dem Neustart am Samstag bremste ein Elektrikproblem das britische Duo erneut ein und kostete einen Platz unter den ersten Fünf. Angesichts dieser Rückschläge beeindruckte die abgeklärte Fahrt des 24-jährigen Youngsters über die tückischen, engen Schotterstraßen umso mehr.

Im zweiten Ford Fiesta WRC mit Ecoboost-Turbobenziner musste Teemu Suninen schon früh Lehrgeld bezahlen: Nach rund 20 Kilometern der ersten WP rollte er den Allradler übers Dach. Das Auto des Finnen landete zwar wieder auf den Rädern, eine Weiterfahrt erwies sich aber als unmöglich. An den beiden Folgetagen zeigte der 27-Jährige dann, warum ihm das Team M-Sport Ford nach der Arctic Rally im Februar erneut ein World Rally Car anvertraut hatte: Suninen und sein Beifahrer Mikko Markkula fuhren konstant schnell, lernten viel über das Verhalten der Schotterreifen und sammelten wertvolle Daten fürs Team.

In der WRC2-Wertung stellte Adrien Fourmaux sein großes Potenzial unter Beweis. Auch der Franzose und sein belgischer Beifahrer Renaud Jamoul fielen am Freitag wegen eines Unfalls aus, meldeten sich am Samstag dann mit zwei WP-Bestzeiten im Fiesta Rally2 eindrucksvoll zurück. Sie belohnten sich und das Team mit Platz sechs in der hart umkämpften Nachwuchsklasse.

«Die Italien-Rallye Sardinien gehört zu jenen Läufen, die Mensch und Material bis zum Limit ihrer Leistungsfähigkeit fordern – praktisch jedes Team hat deshalb die eine oder andere Enttäuschung erlebt», beschreibt M-Sport-Teamchef Richard Millener die extreme Charakteristik des fünften WM-Laufs. «Das macht es für uns allerdings nicht einfacher, dieses Wochenende zu verarbeiten. Wenn ich mir unser Tempo und unsere potenziellen Platzierungen anschaue, schmerzt der Rückblick. Teemu Suninen hat diesmal besonders viel Erfahrung gesammelt. Er fuhr bis auf den ersten Tag absolut zuverlässig. Die vielen Kilometer und sein Verständnis des Autos werden ihm bei seinem nächsten Einsatz weiterhelfen. Für Gus Greensmith tut es uns unheimlich leid: Er konnte bei beiden Zwischenfällen an den ersten Tagen überhaupt nichts machen. Wir gewinnen und verlieren gemeinsam als Team. Fürs nächste Mal müssen wir aber sicherstellen, dass er ohne technische Schwierigkeiten die Position erreichen kann, die er verdient. Adrien Fourmaux hat uns wieder damit erstaunt, dass er mit nur vier Jahren Rallye-Erfahrung praktische jede Art von Rallye Auto schnell bewegen kann. Sein Fehler am Freitag ging sicherlich auch auf den Wechsel zwischen zwei Fahrzeugen zurück - doch mit seinem Abschluss der Rallye, mit seinem erweiterten Wissen über das Auto und mit seinen Bestzeiten hat er sein Potenzial wieder bewiesen.»

Greensmith meinte: «Mit der Art und Weise, wie ich dieses Wochenende gefahren bin, kann ich zufrieden sein. Ein oder zwei WP liefen besonders gut – umso bitterer wiegt es, dass sich diese Fortschritte wegen der technischen Schwierigkeiten nicht im Ergebnis widerspiegeln. Dennoch sollte uns die Zuverlässigkeit unserer Autos bei dieser harten Rallye Mut machen. Bei meinen Problemen handelte es sich um isolierte Einzelfälle. Bei der jetzt folgenden Analyse und unseren Planungen für den nächsten WM-Lauf kommen wir wieder in die Spur und verfolgen weiter das Ziel, unter die ersten Fünf zu fahren.»

Suninen erklärte: «Ein anderer Verlauf hätte uns natürlich glücklicher gemacht – der erste Tag lief für uns wahrhaftig nicht gut. Das ist vor allem deshalb schade, weil wir Samstag und Sonntag einen guten Rhythmus aufbauen konnten und viel über die Performance der Pirelli-Reifen auf Schotter gelernt haben. Auch die Herausforderung, am Samstag als Erster auf die Strecke zu müssen, hat mir viel Neues aufgezeigt. Du kannst wirklich Zeit herausholen, wenn du die Strecke auch ohne vorgezeichnete Spuren richtig auf der Ideallinie angehst. Jeder WM-Lauf bringt dich weiter, doch bei dieser Rallye konnten wir froh sein, überhaupt das Ziel zu erreichen.»

Fourmaux führte an: «Wir versuchen immer, auf jeder Wertungsprüfung und die gesamte Rallye hindurch Druck zu machen. Der Zwischenfall am Freitag geht auf eine unglückliche Verkettung mehrerer Dinge zurück - zum einen musste ich mich nach dem Gastspiel im Fiesta WRC wieder an den Fiesta Rally2 gewöhnen, zum anderen fehlte es mir wohl ein bisschen an Erfahrung. Die Aerodynamik der beiden Versionen unterscheidet sich riesig voneinander, das musste ich auf die harte Tour lernen. Am Samstag haben wir uns für ein aggressiveres Setup entschieden und einige Dinge ausprobiert, bis ich mich richtig wohl fühlte und attackieren konnte. Der Erfolg zeigt sich in den beiden Bestzeiten, die das Team für all die Anstrengungen an diesem Rallye-Wochenende voll verdient hat.»                                     

 

Endstand nach 20 Prüfungen

 

Pos.

Team/Nat/Fahrzeug

Zeit/Differenz

1

Ogier/Ingrassia (F), Toyota

3:19:26,4

2

Evans/Martin (GB), Toyota

+ 46,0

3

Neuville/Wydaeghe (B), Hyundai

+ 1:05,2

4

Katsuta/Barritt (J/GB), Toyota

+ 6:11,2

5

Huttunen/Lukka (FIN), Hyindai R5

+ 9:31,7

6

Östberg/Eriksen (N), Citroën R5

+ 9:39,2

7

Rossel/Curia (F), Citroën R5

+ 10:37,7

8

Lopez/Vallejo (E), Skoda R5

+ 11:03,7

9

Solans/Sanjuan (E), Citroën R5

+ 11:26,3

10

Bulacia/Ohannesian (BOL/RS), Skoda R5

+ 11:34,6

 

Fahrer-WM nach 5 von 12 Läufen

 

Pos.

Team/Nat/Fahrzeug

Punkte

1

Sébastien Ogier (F), Toyota

106

2

Elfyn Evans (GB), Toyota

95

2

Thierry Neuville (B), Hyundai

77

4

Ott Tänak (EE), Hyundai

49

5

Takamoto Katsuta (J), Toyota

48

6

Kalle Rovanperä (FIN), Toyota

44

7

Dani Sordo (E), Hyundai

30

8

Craig Breen (IRL), Hyundai

24

9

Gus Greensmith (GB), Ford

22

10

Adrien Fourmaux (F), Ford

20

 

 

Hersteller-WM nach 5 von 12 Läufen

 

Pos.

Team/Nat/Fahrzeug

Punkte

1

Toyota Gazoo Racing WRT

231

2

Hyundai Shell Mobis WRT

182

3

M-Sport Ford WRT

82

4

Hyundai 2C Competition

28

Siehe auch

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