KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Notbremse in der Rallye-WM

Von Toni Hoffmann
Da war die Subaru-Welt noch in Ordnung: Solberg 2007 in Japan

Da war die Subaru-Welt noch in Ordnung: Solberg 2007 in Japan

Driftet die Weltmeisterschaft in den Abgrund? Eine Frage, die sich im Dezember 2008 viele Fans plötzlich stellten. Wer glaubte, die weltweite Absatzkrise würde den Motorsport verschonen, der irrte.

Der erste Schock kam, als Honda am 6. Dezember seinen sofortigen Ausstieg aus der Formel 1 verkündete. Dieser Informations-Torpedo traf den Motorsport volle Breitseite. Natürlich gab es in der Formel 1 einige Wackelkandidaten, aber zu diesen wurde Honda primär nicht gerechnet.
 
Elf Tage später wurde die nächste «Bombe» in Japan gezündet. Suzuki, 2008 gerade erst mit zwei neu entwickelten SX4 WRC ins Rallye-Oberhaus aufgestiegen, gab seinen unmittelbaren Rückzug aus der Weltmeisterschaft bekannt. Insider hatten eine solche Meldung schon geahnt, sie kam also nicht so überraschend wie die von Honda.
 
Keine 24 Stunden später zog auch Subaru die Notbremse. Auch die «Blauen» vermeldeten ihren sofortigen Ausstieg. Dieser Treffer kam allerdings überraschend. Der WM-Dritte hatte schließlich noch Verträge mit seinen beiden Piloten Petter Solberg und Chris Atkinson für 2009 und brachte erst im Juni den neuen Schrägheck-Subaru an den Start. Keine Anzeichen für einen Rückzug. Seit dem Beginn der Fahrer-WM 1979 ist nun kein japanischer Hersteller mehr im Rallye-Oberhaus vertreten.
 
«Als Reaktion auf den Rückgang bei Automobilverkäufen im Zusammenhang mit der weltweiten Wirtschaftskrise, hat Suzuki umgehend geeignete Gegenmaßnahmen ergriffen, die auch die Überprüfung und Neubewertung der weltweiten Produktionszahlen beinhalten. Das Unternehmen glaubt, dass der rückläufige Trend noch einige Zeit anhalten wird und kein kurzfristiges Phänomen ist», meldete am 15. Dezember 2008 Suzuki Deutschland den Ausstieg.
 
Suzuki war ohnehin das Sorgekind in der letztjährigen WM mit hausgemachten Problemen, die letztlich auch auf fehlende Testkilometer beruhten. An der mangelnden WM-Erfahrung lag es beim Team nicht. Diese hatte sich Suzuki seit 2004 mit dem werksunterstützten Engagement in der Junior-WM, offizielle Werksteam sind dort nicht erlaubt, angeeignet. 2004 wurde Per-Gunnar Andersson im Suzuki Ignis Junioren-Champion, 2007 nochmals im Suzuki Swift.
 
Für den japanischen Aufsteiger begann die erste komplette Saison eigentlich hoffnungsvoll. Per-Gunnar Andersson holte beim Auftakt in Monte Carlo mit dem siebten Rang die ersten zwei Punkte für Suzuki, Teamkollege Toni Gardemeister wurde Zehnter. Eine «gelbe» Gefahr für die etablierten Teams wurde Suzuki jedoch nicht. Ein Problem reihte sich ans andere. Der SX4 durchlief in der Folgezeit fast die gesamte Palette an technischen Problemen - Motor, Aufhängung, Fahrwerk, Elektrik, Hydraulik, Lenkung, nur um einige zu nennen. Andere Probleme besorgten die Piloten durch Fahrfehler. Kurz vor Saisonende aber gab es etwas Sonnenschein. Im «Land der aufgehenden Sonne», in der japanischen Suzuki-Heimat, beendeten Andersson und Gardemeister den vorletzten WM-Lauf auf den Plätzen fünf und Sechs. Beim Finale in Wales, bei der Andersson mit dem dritten Rang nach der ersten Etappe das beste WM-Tagesresultat für Suzuki holte, erreichten Andersson und Gardemeister den fünften und siebten Rang. Ein versöhnliches Ende, dachten viele, bis zum 15. Dezember 2008. Fünfter WM-Platz mit 34 Punkten und noch 33 Zähler hinter dem privaten Ford-Team von Stobart waren am Ende doch zu wenig für ein Team, das zu Saisonbeginn den Anspruch anmeldete, 2009 zu siegen.
 
Der plötzliche Rückzug von Subaru war hingegen für die gesamte Szene ein Schlag ins Gesicht. Den hatte nun wirklich keiner auf der Rechnung. Die dritte Kraft in der Rallye-WM nach Citroen und Ford konnte immerhin eine bessere Jahresbilanz als 2007 aufweisen. Chris Atkinson fuhr mit zwei Ehrenrängen und drei dritten Plätzen fünf Mal in die Medaillenränge. Und Subaru feierte mit dem Ehrenrang von Petter Solberg in Griechenland eine gelungene Premiere des neuen Schrägheck-Impreza, der sich im technischen Bereich konstanter als der alte mit Stufenheck zeigte. Jedoch letztlich nicht genug für Subaru, dem Hattrick-Weltmeister bei den Marken 1994 bis 1997. Mit den leider zu früh verstorbenen Colin McRae (1995), beim Hubschrauber-Absturz am 15. September 2007 ums Leben gekommen, und Richard Burns (2001), am 25. November 2005 an Krebs gestorben, sowie mit Solberg 2003 hatte Subaru dreimal das Fahrer-Championat gewonnen. Der letzte Subaru-Sieg datierte jedoch aus dem September 2005 mit Solberg in Wales, wo Sébastien Loeb wegen des tödlich verunglückten Michael Park, Beifahrer von Markko Märtin im Peugeot 307, auf den nahen Sieg und auf die vorzeitige Titelverteidigung verzichtet hatte.
 
Das meldete Subaru Deutschland am 16.Dezember 2008: «Fuji Heavy Industries Ltd. (FHI), Mutterkonzern von Subaru, gab heute seinen Rückzug aus der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) zum Saisonende 2008 bekannt. In den vergangenen 19 Jahren in der WRC hat FHI mit Prodrive zusammengearbeitet. Ziel der motorsportlichen Kooperation war die Verbesserung der öffentlichen Wahrnehmung der Marke Subaru. FHI ist der Überzeugung, dass die ursprünglichen Ziele der Teilnahme an der WRC erreicht sind. Dennoch ist bei der Betrachtung der WRC-Aktivitäten im Rahmen der zukünftigen Subaru-Markenstrategie zu berücksichtigen, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für unsere Unternehmungen sich durch den schnellen Rückgang der Weltwirtschaft dramatisch verschlechtert haben. Präsident Ikuo Mori betonte, dass diese Entscheidung extrem schwer gewesen sei - nicht zuletzt mit Blick auf die zahllosen Fans, die so viele Jahre lang dem legendären blau lackierten Impreza World Rally Car zugejubelt haben: «Wir möchten unseren Fans unsere tief empfundene Dankbarkeit für ihre starke und treue Unterstützung weltweit aussprechen. Sie bleiben ein unschätzbarer Wert für uns.»
 
Schon glaubten einige, die Marken-WM gestorben zu sehen, schreibt doch der internationale Automobilverband (FIA) für ein WM-Prädikat die Teilnahme von mindestens drei Herstellern vor. Mitnichten, denn die FIA hat sich mit der Wertung der M2-Hersteller, den B-Teams, die zum Beispiel 2009 an mindestens acht der zwölf WM-Läufe teilnehmen müssen, selbst eine Hintertür offen gelassen.
 
Citroen und Ford hatten im Dezember 2008 unmittelbar nach den beiden Schockmeldungen aus Japan ihr Engagement für 2009 nochmals bestätigt. In der M2-Wertung haben sich wieder die beiden mehr oder weniger privaten Ford-Teams von Stobart aus England und Munch’s aus Argentinien für die nächste Saison eingeschrieben. Natürlich läuft nun alles auf einen Zweikampf zwischen Citroen und Ford hinaus, aber war es im letzten Jahr anders? Die DTM lebt mit zwei Marken auch nicht schlecht.

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