Ford – Fortsetzung der erfolgreichen Hellas-Story
Hirvonen hofft auf einen weiteren Akropolis-Sieg.
Vor der Saisonhalbzeit hält die Rallye-Weltmeisterschaft für das Werksteam Ford Abu Dhabi noch einmal einen richtigen Kracher bereit: Die Rallye Griechenland (16. bis 19. Juni) zählt für die Fahrer, ihre Fiesta RS World Rally Cars und die Reifen von Michelin zu den härtesten Herausforderungen des gesamten WM-Kalenders. Trotz des materialmordenden Charakters dieses unter Fans nur als «Akropolis» bekannten Klassikers kann Ford im Land der Hellenen auf eine stolze Erfolgsbilanz zurückblicken, die allein bei den letzten zehn Veranstaltungen sieben Siege umfasst.
Die Autos leiden auf den griechischen Schotterpfaden vor allem unter zum Teil fussballgrossen Felsbrocken auf den Pisten, dem gnadenlos hartkantigen Untergrund und den hohen Temperaturen von deutlich über 30 Grad Celsius, wie sie im Sommer in dieser Region vorherrschen. Die im Cockpit nochmals grössere Hitze ist es auch, die den mollig angezogenen Fahrern – unter ihren Sicherheitsoveralls müssen sie feuerfeste Unterwäsche mit langen Ärmeln und Unterhosen tragen – bei der dreitägigen Veranstaltung stark zusetzt. Neben körperlicher Fitness kommt es auf ständige Flüssigkeitszufuhr an, um eine gefährliche Dehydrierung zu vermeiden.
Mikko Hirvonen und Beifahrer Jarmo Lehtinen wissen gut, was nötig ist, um die Rallye Griechenland zu gewinnen: Sie standen 2009 bei der bisher letzten Ausgabe der «Akropolis» auf dem höchsten Treppchen. «Früher waren die Prüfungen dieser Rallye noch brutaler als heute», referiert Hirvonen, der aktuell auf Platz zwei in der Fahrerwertung liegt. «Heute gibt es auch etwas weniger harte Passagen, doch auch dort liegen viele Felsen herum – und heiss ist es unverändert hier.»
Die Hitze ist für den 30-Jährigen eine besondere Herausforderung: «Es kommt schon vor dem Start darauf an, viel getrunken zu haben. Auch körperliche Fitness zählt – aber das gilt eigentlich für jeden WM-Lauf. Ich werde mein Sportprogramm auch nach der Ankunft in Griechenland fortsetzen, das hilft hoffentlich bei der schnellen Akklimatisierung.»
Wie geht er diese Rallye aus taktischer Sicht an? «Mit viel Glück kann es funktionieren, vom Start bis zum Ziel am absoluten Limit über alle Prüfungen zu rauschen. Aber meistens zahlt sich eine intelligentere Fahrweise aus. An vielen Stellen lohnte es sich, den Wagen zu schonen – auch wenn Ford eine grosse Tradition besitzt, besonders robuste und widerstandsfähige Rallye-Autos zu bauen. Nach unseren Testfahrten hier in Griechenland weiss ich, dass dies auch für den Fiesta RS WRC gilt.»
Jari-Matti Latvala und Miikka Anttila haben ebenfalls eine klare Vorstellung davon, wie gnadenlos die «Akropolis»-Rallye sein kann. 2009 fuhren sie bei dieser Veranstaltung mit Rang drei ihr bisher bestes Ergebnis ein. «Griechenland ist die härteste Rallye der ganzen Saison», bestätigt der 26-Jährige. «Die Liste mit ausgefallenen Teilnehmern nimmt stets bedrohliche Ausmasse an. Es gibt Passagen mit recht guten und ebenen Schotterwegen, auf denen wir es voll fliegen lassen können. Speziell auf der zweiten Etappe warten aber auch Abschnitte, wo es vor allem darauf ankommt, das Auto und die Reifen nicht zu überfordern. Hier gewinnt zumeist nicht der schnellste Fahrer mit dem schnellsten Auto, sondern der, der sich das Potenzial seines Materials am cleversten einteilt.»
Nach den Testfahrten im vergangenen Monat fühlt sich Latvala gut vorbereitet. «Der Ford Fiesta RS WRC hat auf den steinigen Pisten einen starken Eindruck hinterlassen», so der Finne. «Wir sind dabei auch in der Dunkelheit gefahren, um die Bedingungen kennen zu lernen, wie sie auf der Nachtprüfung am Samstag vorherrschen werden – dort könnte bereits eine Vorentscheidung fallen. Bei Windstille müssen wir damit rechnen, dass über der Strecke stehender Staub die Sicht aller Fahrer mit Ausnahme des Ersten stark behindert. Starke Zeitverluste wären die Folge.»
Die Rallye selbst beginnt am Donnerstag, 16. Juni, mit der Startzeremonie am Fusse der Akropolis in Athen. Im Gegensatz zu 2009 verlegten die Veranstalter das Rallye Zentrum jedoch von der Hauptstadt ins 90 Kilometer westlich gelegene Loutraki. Die Freitagsetappe führt in den Norden in die Region des Golfs von Korinth, wo klassische Prüfungen entlang des Mount Kallidromo auf dem Programm stehen. Am Samstag geht die wilde Fahrt über den Kanal von Korinth auf die Peloponnes Halbinsel – hier wird die letzte Wertungsprüfung des Tages nach Sonnenuntergang gefahren. Ein spannungsteigerndes Element, das die Rallye-Weltmeisterschaft lange vermissen liess. Die finale Etappe am Sonntag reicht in die Region östlich von Loutraki und beinhaltet auch die abschliessende „Power Stage“, auf der die drei Schnellsten wieder bis zu drei WM-Sonderpunkte erobern können. Insgesamt umfasst die diesjährige «Akropolis»-Rallye Griechenland 18 Wertungsprüfungen über eine Gesamtlänge von 348,8 Kilometer.