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Ilka Minor: Höhenangst und Schlangenphobie

Von Toni Hoffmann
Evgeny Novikov (Li.) und Ilka Minor

Evgeny Novikov (Li.) und Ilka Minor

Eine ungünstige Startposition von Evgeny Novikov und Ilka Minor wirkte sich auf die Australien-Rallye aus – ein schleichender Plattfuß warf sie weiter zurück.

Die im Jahr 1932 errichtete Sidney Harbour Bridge in Australiens Opern-Metropole Sidney ist quasi eine begehbare Brücke – der 134 Meter hohe und 52.800 Tonnen schwere Stahlkomplex kann seit 1998 bestiegen werden, der imposante Brückenbogen wurde entsprechend adaptiert. Im Vorfeld der Rallye Australien wurden die Rallyepiloten auf eben diese Brücke gesandt, um ein wenig Höhenluft zu schnuppern. Genau darin lag für Ilka Minor die Herausforderung: «Ich gebe es gerne zu: Ich habe Höhenangst. Trotzdem bin ich mitgegangen, doch in der Magengegend hatte ich ein flaues Gefühl dabei. Der Ausblick war natürlich unbeschreiblich schön und es ist ja auch alles mit Gittern abgesichert, trotzdem: Wenn dir da oben schwindlig wird, möchte ich lieber nicht in das Seil fallen, mit dem wir abgesichert wurden.»  

Schlangen überall  

Bei der Rallye selbst mangelt es bekanntlich nicht an Herausforderungen - in «Down Under» jedoch, wo die Sonderprüfungen zum Teil auch durch den Regenwald führen, kommt eine weitere «Prüfung» dazu: Giftschlangen!  

Und zwar in einem Ausmaß, dass sich die Veranstalter dazu entschlossen haben, die Journalisten noch einmal per Aushang vor den Reptilien zu warnen. Ilka lacht: «Das ist ganz sicher nicht übertrieben. Zuletzt gab es immer wieder Schlangen, sogar im Hotel wurden welche gesichtet, eine hing von einem Baum hinab, zum Balkon hin. Ich erinnere mich nur zu gut an den Ausfall mit Henning Solberg, als wir mitten im Regenwald einige Kilometer zu Fuß zurücklegen mussten. Henning hat vor Schlangen eine derartige Angst, dass er einfach nicht mehr aufhörte, davon zu reden. Wobei ich selbst weniger vor den Schlangen am Boden Angst habe, als vor jenen, die sich vom Baum hinab lassen, denn die sieht man nicht und sie sind verdammt schnell.»  

Ungeliebte Straßenfegerfunktion  

Verdammt schnell hätten Evgeny Novikov und Ilka Minor im Qualifying vor dem Rallyestart sein müssen, doch diesmal reichte es dort nur für Platz sieben. Was sich auf das gesamte Wochenende auswirken sollte: Denn die vierte Startposition war auf dem losen Untergrund ein schwerer Nachteil. Ilka erklärt: «Eigentlich hat nur der vor uns startende Jari-Matti Latvala eine brauchbare Spur in den Schotter gefahren, die Strecken waren für uns also noch sehr ‚rollig‘, wir mussten noch sehr viel loses Gestein von der Strecke fegen.» Wie schwer dieser Nachteil wiegt, zeigt die Performance von Latvala am Freitagvormittag, an dem selbst der VW-Werkspilot nur auf Platz acht lag, wenige Sekunden hinter Novikov/Minor. Am Samstag war es noch schlimmer, denn nun waren Novikov/Minor mit Startposition drei das erste Spitzenteam, das nun die Spur für den Rest des Feldes zog.  

Ein Höhepunkt der zweiten Etappe war die rund 50 Kilometer lange «Nambucca»-Prüfung, auf der das Qatar M-Sport-Duo am Vormittag wegen der Funktion als Straßenfeger nicht über Platz acht hinauskam. Umso größer waren die Hoffnungen für den zweiten Durchgang am Nachmittag. Ilka erklärt: «Im zweiten Durchgang relativiert sich der Nachteil, da die Spuren bereits gezogen wurden.»  

Schleichender Plattfuß auf «Nambucca»  

Doch plötzlich fühlte sich das Ford Fiesta RS World Rally Car seltsam an: «Zunächst hat Evgeny gefragt, ob wir einen Platten haben. Doch das Gefühl war anders als es bei einem Reifenschaden üblich ist, wir haben dann eher eine beschädigte Radaufhängung vermutet. Als wir dann endlich draufkamen, dass es sich um einen schleichenden Plattfuß handelte, war es zu spät, um stehen zu bleiben und das Rad zu wechseln. Das hätte uns dann noch mehr Zeit gekostet, als wir ohnehin schon verloren haben.»  

Konkret waren es rund vier Minuten, welche jedoch den achten Gesamtrang nicht in Gefahr brachten. Nach vor kämpfen war jedoch nicht mehr möglich, denn auf Platz sieben fehlten die besagten vier Minuten. So hatte man am finalen Sonntag erneut eine schlechte Startposition, allerdings waren die Zeitabstände bereits am Vormittag deutlich geringer.  

Platz drei auf der Power Stage  

Im besseren zweiten Durchgang am Nachmittag schließlich fand das russisch-österreichische Duo zu seiner üblichen Form zurück: Zwei vierte Plätze und Platz drei auf der abschließenden Power Stage sind ermutigend. Ilka nickt: «Das waren die Rückstände nur noch wenige Sekunden und der zusätzliche WM-Punkt für Platz drei auf der Power Stage ist auch nicht schlecht.»  

So beendeten Evgeny Novikov und Ilka Minor die Australien-Rallye auf Platz sieben – Schlangen hat Ilka heuer übrigens keine gesehen, dafür konnte sie etwas anderes beobachten: «Als wir mit dem Plattfuß herumgerollt sind - wir haben dann auch den hinter uns fahrenden Andreas Mikkelsen vorbeigelassen - konnte ich ein bisschen aus dem Fenster schauen. Da sah ich einen Mann mit einem Schild, auf dem war auf Deutsch übersetzt das Wort ‚Umweltvandalen‘ zu lesen. Mir ist klar, dass wir dort tatsächlich durch den Regenwald fahren und ich akzeptiere den Protest, dieser ist absolut nachvollziehbar. Zugleich hoffe ich doch, dass die ortsansässigen Tiere nicht wegen uns für immer im Schockzustand erstarren werden. Ich denke vielmehr, dass sie uns längst wieder vergessen haben.»   

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