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Sébastien Ogier: «Ziel ist die Titelverteidigung»

Von Toni Hoffmann
Sébastien Ogier

Sébastien Ogier

Ogier vor der Rallye Schweden, dem Ort des ersten Volkswagen Triumphes 2013, der Franzose würde «den Polo R WRC gegen nichts auf der Welt tauschen», auf der Liste der Hauptkonkurrenten: Robert Kubica.

Volkswagen Werkspilot Sébastien Ogier (F) hat bei der Rallye Monte Carlo seine Siegesserie mit dem Polo R WRC fortgesetzt. Der Franzose errang zusammen mit Co-Pilot Julien Ingrassia (F) den ersten Sieg der Saison 2014 in der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC). Mit guten Erinnerungen geht es nun zur Rallye Schweden: Im vergangenen Jahr holten Ogier/Ingrassia dort den ersten Sieg für Volkswagen. Im Interview lässt der WM-Führende die erfolgreiche Saison 2013 Revue passieren und spricht unter anderem über die Aussichten in Skandinavien, seine härtesten Konkurrenten sowie den Druck als Titelverteidiger.

Sébastien Ogier, Gratulation zum ersten Sieg in diesem Jahr – und dann gleich bei der «Monte»!
«Danke, was für ein perfekter Saisonauftakt! Das Team hat einen fantastischen Job gemacht. Ich bin überglücklich. Die Rallye Monte Carlo bei diesen schwierigen Bedingungen zu gewinnen, ist ein großartiges Gefühl – vor allem, weil die ‚Monte‘ wieder ein WM-Lauf ist. Und erst recht, wenn man die letzten Tage dort betrachtet: die Aufholjagd bei dem extremen Regen und dann das Schnee-Chaos am Col de Turini.»

In Schweden wird noch mehr Schnee auf den Wertungsprüfungen liegen. Wie gefällt Ihnen diese Rallye?
«Die Rallye Schweden ist eine meiner Lieblings-Rallyes im Kalender. Im vergangenen Jahr haben wir hier für Volkswagen unseren ersten Sieg geholt und uns ein tolles Duell mit Sébastien Loeb geliefert. Das war wahrscheinlich die beste Rallye in meiner bisherigen Karriere. Wir waren die gesamte Zeit, genau wie Loeb, am absoluten Limit und mussten in jeder Minute 100 Prozent Leistung abrufen. Am Ende hat es sich ausgezahlt und wir haben diese extreme Herausforderung gewonnen.»

Insgesamt eine herausragende Leistung von Ihnen, Julien Ingrassia und Volkswagen, gleich im Debüt-Jahr alle WM-Titel zu gewinnen. Hätten Sie das erwartet?
«Wenn jemand Julien und mir vor Saisonbeginn neun Siege plus den WM-Titel prophezeit hätte, hätten wir ihn wohl vorsorglich zu unserem Teamarzt geschickt. Vor dem Saisonstart weiß man eigentlich nie, wie gut das Auto im Vergleich zur Konkurrenz ist. Besonders dann, wenn man wie wir mit dem Polo R WRC ein komplett neues Auto entwickelt hat. Nach den ersten Siegen in Schweden, Mexiko und Portugal hatten wir aber sehr schnell die Gewissheit, dass unser Gesamtpaket ziemlich gut ist – und in diesem Jahr geht’s schon wieder gut los!»  

Spüren Sie durch den WM-Titel mehr Druck als 2013?
«Ich fühle vor allem Stolz. Den WM-Titel kann uns niemand mehr nehmen. Das Ziel in diesem Jahr ist ganz klar die Titelverteidigung. Volkswagen hat vergangenes Jahr zehn der 13 Rallyes gewonnen, das ist nur schwer zu toppen – aber wir wollen es versuchen.»

Was war im Rückblick der schönste und emotionalste Moment der vergangenen Saison?
«Ganz klar: der Weltmeistertitel in Frankreich. Der Moment, in dem Julien und ich bei der Power Stage das Ziel überquert haben und wussten: ‚Wir haben es geschafft, wir sind Weltmeister!‘ Für uns hat sich in diesem Augenblick ein Traum erfüllt, für den wir lange gearbeitet haben. Jeder gratuliert dir und umarmt dich – in diesem Moment sind die Emotionen überwältigend.»

Gab es auch im Weltmeisterauto, dem Polo R WRC, einen Moment, der besonders in Erinnerung geblieben ist?
«Vergangenes Jahr in Mexiko gab es eine kuriose Situation, als wir auf der Wertungsprüfung ‚Otates‘ unterwegs waren. Bei Kilometer 32 mussten wir plötzlich eine Vollbremsung hinlegen, weil uns ein geschlossenes Viehgatter den Weg versperrte. Für einen Sekundenbruchteil haben wir uns angeschaut, dann ist Julien aus dem Polo R WRC gesprungen, hat das Tor geöffnet – und weiter ging’s. Glücklicherweise haben uns die Stewards die verlorenen 37 Sekunden wieder gutgeschrieben.»

Wer ist Ihr härtester Konkurrent in diesem Jahr?
«Zunächst einmal mein Teamkollege Jari-Matti Latvala. Außerdem bin ich sehr gespannt, wie sich Thierry Neuville mit dem Hyundai-Team in Schweden präsentiert, nachdem sie bei der ‚Monte‘ so viel Pech hatten. Citroën darf man nie unterschätzen. Das ist ein starkes Team und sie haben mit Mads Østberg und Kris Meeke auch zwei starke Fahrer. Und natürlich habe ich Robert Kubica auf der Liste, besonders nach seiner Vorstellung am ersten Tag bei der Rallye Monte Carlo. Er ist unglaublich schnell auf Asphalt, da merkt man seine Formel-1-Vergangenheit. Schade, dass er bei der ‚Monte‘ durch den Unfall vorzeitig aufgeben musste.»

Kubica ist nicht der erste Formel-1-Pilot in der Rallye-Szene …
«Es ist großartig für den Rallye-Sport, dass er sich dafür entschieden hat. Robert ist definitiv ein Gewinn für die Weltmeisterschaft – als Fahrer und als Mensch. Ich freue mich darauf, gegen ihn zu fahren. Und ich bin gespannt, was er in den ausstehenden zwölf WM-Läufen der Saison zeigen wird. Speziell jetzt in Schweden auf Eis und Schnee.»

Was macht für Sie den Rallye-Sport aus und was ist das Besondere daran?
«Wir fahren 13 Rallyes pro Saison unter nahezu 13 verschiedenen Bedingungen – in der Hitze Australiens und in der Kälte Schwedens. Mal fahren wir auf Schnee und Eis, dann wieder auf Schotter oder Asphalt. Es geht durch die Berge, durch Städte oder übers Land. Dazu kommen die vielen Fans an der Strecke. Und was noch ganz wichtig ist: Hinter jedem Erfolg einer Fahrer-Crew steht eine tolle Mannschaft – Rallye ist Teamsport. Rundstreckenrennen sind sicher auch anspruchsvoll und haben ihren Reiz, aber im Moment würde ich den Polo R WRC gegen nichts auf der Welt tauschen.»

Wie halten Sie Ihre Motivation über das ganze Jahr hoch – wird es nie langweilig?
«Insgesamt bin ich rund 250 Tage im Jahr auf Reisen. Wenn ich zu Hause bin, freue ich mich auch mal auf mein Sofa oder ich mache Sport in der Natur wie Joggen oder Mountainbiking. Zeit für Langeweile bleibt da kaum.» (lacht)

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