Verstehen Sie Zandvoort? Blick hinter die Kulissen

Von Mathias Brunner
Die Formel 1 ist 2021 auf den niederländischen Traditionskurs Zandvoort zurückgekehrt. Aber kaum jemand weiss, wie diese wundervolle Strecke zum Namen und zu ihren Kurvenbezeichnungen kam.

Wir stehen vor dem Grand-Prix-Wochenende in Zandvoort, und die dominierende Farbe auf den Tribünen wird Orange sein: Zandvoort-Sportdirektor Jan Lammers spricht von mehr als 100.000 Fans, welche die Dünen an der Nordsee belagern werden – seit Monaten ist kein Ticket mehr zu haben.

Aber woher kommt eigentlich diese «Orange Army», die Fangemeinde der niederländischen Fussball-Nationalmannschaft und von Max Verstappen? Wieso die Farbe Orange, wo doch die niederländische Flagge aus Blau, Weiss und Rot besteht?

Tatsächlich war Orange durchaus Teil der Flagge, um 1630 tauchte die Trikolore erstmals mit Rot statt Orange auf, und das hat sich durchgesetzt – wegen nachlassender Popularität des Hauses Oranie.

Das Königshaus der Niederlande gründet auf Vorfahren aus dem Hause Oranien-Nassau und deren Farbe ist Orange. Denn die Oranier kommen aus Orange in Südfrankreich. Claudia von Chalon aus Orange ehelichte 1515 Heinrich III., den Grafen von Nassau und Herrn von Breda.

Rot, Weiss und Blau stehen für: Mut, Stärke und Werte (Rot), Ehrlichkeit und Frieden (Weiss) sowie Gerechtigkeit und Wachsamkeit (Blau).

Woher hat der Ort Zandvoort seinen Namen? Die Bezeichnung ist mehr als 900 Jahre alt und geht auf die Lage jener Siedlung zurück, wo zunächst Fischer ihrem Handwerk nachgingen. Der Ort lag ein wenig niedriger als die Umgebung, was einen natürlichen Wetterschutz bedeutete. Eine solche Furt im Sand wurde «sandevoerde» genannt, daraus entstand Zandvoort.

Die Kurvenbezeichnungen sind eine Mischung aus Hochachtung vor Herstellern und Menschen. Kurven wie Audi S-Bocht (12), Kumho-Bocht (15) oder cm.com-Bocht (10) erklären sich von selber. Lieber gehen wir auf die klassischen Bezeichnungen ein.

Tarzan (1)
Wo heute diese Rechtskurve nach der Start/Ziel-Geraden liegt, befand sich einst das Kartoffelfeld von Maarten Zwemmer. Der schaute recht wild aus, so dass ihn seine Freunde Tarzan nannten.

Gerlach (2/3)
Benannt nach dem 1957 hier tödlich verunglückten Sportwagenfahrer Dr. Willem Gerlach.

Hugenholtz (4)
Die heute stark überhöhte Kurve hiess zunächst Haarnadel. Als sich Streckenchef Hans Hugenholtz 1973 zur Ruhe setzte, wurde die Kurve nach ihm benannt. Hugenholtz hat nicht nur Zandvoort geleitet, sondern auch einige Rennstrecken entworfen, wie Suzuka, Zolder, Jarama sowie das Motodrom von Hockenheim! Hugenholtz starb 1995 im Gemeindeteil Bentveld von Zandvoort.

Hunserug (5)
Wörtlich: Hunse-Rücken. Die Bezeichnung geht auf Cas Hunse zurück, einem Manager des Königlich Niederländischen Motoverbands, der Zandvoort-Bürgermeister Henri van Alphen beim Bau der Rennstrecke beraten hat.

Slotemakerbocht (6)
Die Kurve ist nach Rob Slotemaker benannt, der nicht nur ein brillanter Allrounder war (Rallye, Sportwagen, Einsitzer), sondern schon 1954 eine Rennfahrerschulde gründete. Slotemaker kam in dieser Kurve 1979 ums Leben, im Rahmen eines Rennens um den Camaro Superstar Cup.

Scheivlak (8)
Bedeutet lediglich eine Grenze zwischen zwei Landstücken, wörtlich: Feld-Aufteilung. Der frühere Herzog Quarles van Ufford zog hier die Grenze zwischen öffentlichen Dünen und seinem Land.

Hans Ernst Bocht (12)
Benannt nach einem früheren Rennleiter von Zandvoort. Er führte die Strecke durch finanziell schwierige Jahre und war für den Umbau verantwortlich, der letztlich ermöglichte, dass die Formel 1 hier wieder auftreten kann.

Arie Luyendyk Bocht (16)
Die Kurve am Eingang zu Start und Ziel trägt den Namen des zweifachen Indy-500-Siegers. Das passt – denn die Kurve ist sogar noch mehr überhöht als die Kurven des Indianapolis Motor Speedway.


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