KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Mies/de Phillippi blicken auf ADAC GT Masters-Saison

Von Felix Schmucker
Champions des ADAC GT Masters: Christopher Mies (li.) und Connor de Phillippi

Champions des ADAC GT Masters: Christopher Mies (li.) und Connor de Phillippi

In einem dramatischen Finale krönten sich die beiden Audi-Piloten Christopher Mies und Connor de Phillippi in Hockenheim zum Champion des ADAC GT Masters 2016. Nun schauen sie im Doppelinterview auf ihren Triumph zurück.

Herr Mies, Ihre GT3-Karriere ist gesäumt von vielen Erfolgen. Wo reiht sich der Titelgewinn im ADAC GT Masters ein?
Christopher Mies (CM): «Ich wollte das ADAC GT Masters, seit ich 2009 eingestiegen bin, immer gewinnen. Ich war in einigen Jahren sehr nah dran, das Ziel zu erreichen - letztendlich aber nicht nah genug. 2016 hat es nun geklappt. Mir haben viele Menschen zu diesem grossen Triumph gratuliert, was mich sehr gefreut hat und was auch gleichzeitig zeigt, wie beliebt die Serie ist.»

Für Sie, Herr de Phillippi, war es der erste grosse Titelgewinn in Ihrer Karriere. Wie stolz sind Sie?
Connor de Phillippi (CDP):«Der erste Amerikaner zu sein, der eine so bedeutende Serie wie das ADAC GT Masters gewinnt, macht mich sehr stolz. Zu meinen Freunden und meiner Familie nach Hause zu kommen war ein grossartiges Gefühl. Allen war bewusst, wie lang und hart mein Weg bis zu diesem Erfolg war.»

Hätten Sie vor Saisonbeginn 2016 damit gerechnet, dass Sie um den Titel kämpfen werden?
CM: «Auf jeden Fall. Ich wusste, dass ich mit Connor einen der schnellsten Fahrer des Feldes als Teamkollegen an meiner Seite habe und mit Montaplast by Land-Motorsport ein Team, das sich unheimlich schnell entwickelt und viel lernt. Wir Fahrer, die Ingenieure und Mechaniker waren schon vor den ersten Rennen in Oschersleben eine eingeschworene Truppe. Das ist die Basis, um im Motorsport Erfolg zu haben.»

CDP: «Ich war in meinen Vorhersagen etwas zurückhaltender. Ich hatte nicht unbedingt erwartet, auf Anhieb den Titel zu gewinnen, aber ich war mir sicher, dass wir eine starke Rolle in der Gesamtwertung spielen würden. Ich wollte mindestens ein Rennen gewinnen und ein paar Podestplätze erreichen. Je länger die Saison voranschritt und je wahrscheinlicher es wurde, dass wir zu den Titelaspiranten gehören könnten, je mehr habe ich auch daran geglaubt.»

Das Saisonfinale 2016 in Hockenheim war eines der dramatischsten der Serienhistorie, gerade im zweiten Rennen. Wie haben Sie die entscheidenden Szenen erlebt?
CM: «Es waren sehr emotionale Minuten für mich, da mir kurz vor dem Fahrerwechsel ein Fehler unterlaufen ist. Dieser hätte uns beinahe den Titel gekostet. Zum Glück ist es für uns gut ausgegangen. Der Unfall von unserem Titelkonkurrenten Jules (Gounon) war natürlich tragisch, aber Gott sei Dank ging es ihm schnell wieder gut. Ich halte ihn für einen sehr guten Fahrer.»

CDP: «Das Saisonfinale hat mich um fünf Jahre altern lassen. Von der ersten bis zur letzten Runde habe ich mich wie in einer Achterbahn gefühlt. Besonders schlimm war es, als Christopher abseits der Strecke durch den Kies fuhr. Als ich das Auto übernommen habe, wusste ich, dass es nicht leicht werden würde, aber ebenso, dass noch nichts verloren war. Wir hatten noch 30 Minuten Zeit. Unser Team sagte mir über Funk, dass ich alles dafür geben muss, mindestens Achter zu werden. Als ich dann über die Ziellinie gefahren bin und wusste, dass es gereicht hat, ist mir ein riesiger Stein vom Herzen gefallen.»

An welchen Moment der Saison 2016 erinnern Sie sich ausserdem gern?
CM: «An unseren ersten Saisonsieg am Nürburgring. Das war wirklich eine grosse Erlösung. Wir waren in einigen Rennen zuvor schon sehr dicht dran, zu gewinnen. Das Team hat immer hart gearbeitet, wir sind uns die Seele aus dem Leib gefahren - es hat bis dahin leider immer ein Quäntchen Glück gefehlt.»

CDP: «Sehe ich genauso. Auch für mich war der Sieg in der Eifel etwas ganz Besonderes. Es war nicht nur eine Erleichterung, sondern auch ein Wendepunkt in unserer Saison. Auf einmal lagen wir wieder in Schlagweite zu den Tabellenführern.»

Welchen Anteil am Titelgewinn hat Ihr Team Montaplast by Land-Motorsport?
CM: «Für Aussenstehende mag es immer wie eine Floskel klingen, wenn man seinem Team für die tolle Zusammenarbeit dankt. Aber in unserem Fall kann ich behaupten: Es ist keine Floskel. Schon die Testtage vor der Saison liefen wirklich gut, wir haben das Fahrwerk entwickelt und haben versucht, aus jeder Situation das Beste zu machen. Jeder Mitarbeiter im Team hat einen grossen Anteil.»

Und der Audi R8?
CDP: «Das war mein erstes Jahr im neuen Audi R8. Es hat von Anfang an gepasst wie bei keinem anderen Auto in meiner Karriere zuvor. Je wohler man sich fühlt, desto besser und konzentrierter fährt man auch. Der Audi ist sehr feinfühlig, was kleinere Änderungen angeht. Somit hatten wir viele Möglichkeiten in puncto Feintuning, um die richtige Balance zu finden.»

Wo stehen Ihre Meisterpokale?
CM: «Ich gebe Pokale generell immer dem Team, ausser ich habe einen besonderen Bezug dazu. Bei mir zu Hause stehen nur einige Pokale. Zum Beispiel jener aus der FIA-GT3- Europameisterschaft 2009, der Siegerpokal vom 24-Stunden-Rennen Nürburgring 2015, der Pokal vom Sieg in der Asian Le Mans Series und nun auch der Pokal vom ADAC GT Masters. Alle befinden sich unter meinem Fernseher im Wohnzimmer.»

CDP: «Ich habe die Trophäe direkt neben meinem feuerfesten Shirt, das ich mir von jedem Teammitglied signieren liess, platziert. Beides wird mich immer an diesen tollen Erfolg erinnern, den mir niemand mehr nehmen kann.»

Gibt es schon Pläne für die Motorsportsaison 2017?
CM: «Mein Wunsch ist es unter anderem, auch im kommenden Jahr wieder mit Montaplast by Land-Motorsport im ADAC GT Masters zu starten.»

CDP: «Es ist noch nichts zu 100 Prozent fix. Gern würde ich aber zusammen mit Christopher den Titel im ADAC GT Masters verteidigen.»

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