Formel 1: «Darauf kann man nicht stolz sein»

Pit Beirer (KTM): Kein drittes MotoGP-Team geplant?

Von Günther Wiesinger
In der vergangenen Saison unternahm die Pierer-Gruppe zahlreiche Anstrengungen, um ein dritten MotoGP-Team zu bekommen. Die Österreicher blitzten ab. Eventuell kommen sie erst 2027 – und dann mit MV Agusta!

Die Pierer Mobility AG ist 2017 in die MotoGP-WM eingestiegen und betreibt seit 2020 ein Kundenteam mit dem Tech3-Rennstall von Hervé Poncharal, der 2023 erstmals für die Zweitmarke GASGAS die Werbetrommel rührt. Bei den Bikes handelt es sich aber um baugleiche KTM RC16, auch wenn Brad Binder und Jack Miller seit dem Japan-GP (1. Oktober) mit Karbon-Chassis fahren und die GASGAS-Truppe (Pol Espargaró und Augusto Fernández) zumindest 2023 weiter mit dem Stahlrahmen antreten wird.

Für 2024 hatte die Pierer-Gruppe fünf MotoGP-Fahrer unter Vertrag, nämlich Binder, Miller, den Moto2-Titelanwärter Pedro Acosta sowie Pol Espargaró und Augusto Fernández. Doch die zwei Slots bleiben nach dem Rückzug von Suzuki für einen neuen Hersteller reserviert, obwohl BMW und Kawasaki keine Anstalten machen, in die Königsklasse einzusteigen.

Pit Beirer, Motorsport-Direktor der Pierer Mobility AG, will vorläufig nicht bestätigen, dass die Österreich weiter ein drittes MotoGP-Team anstreben – obwohl Ducati mit vier Teams dominiert.

«Wenn es jetzt wahllos neue ‘concessions» für namhafte Werke geben soll, muss man sich als Hersteller gut überlegen, ob man überhaupt Geld ein drittes Team für diese Rennserie und in dieser Sportart ausgeben will», erklärte Pit Beirer gegenüber SPEEDWEEK.com.

Die Dorna will jedoch die Marketing-Strategie der Pierer Mobility AG nicht unterstützen, die statt zwei KTM-Teams und einem GASGAS-Team womöglich 2024 lieber MV Agusta in die «premier class» zurückbringen würde – aber mit KTM-RC16-Motorrädern.

Stefan Pierer, der Vorstandsvorsitzende der Pierer Gruppe, schließt aber eine separate MotoGP-Entwicklung für GASGAS oder gar Husqvarna aus.

«Die MotoGP wird sich in Richtung Formel 1 entwickeln. Du wirst als Hersteller eine Motorenplattform haben wie in der Formel 1», meint der Steirer. «Die Teams werden sich dann durch ein anderes Chassis unterscheiden; die Antriebseinheiten bleiben identisch.»

Aber das könnte frühestens 2027 passieren, denn das aktuelle Reglement ist bis Ende 2026 festgeschrieben.

Pierer schließt allerdings nicht aus, «dass wir mit MV Agusta als eigene Marke in die MotoGP reingehen».

Husqvarna: Keine MotoGP-Pläne

Aber ein MotoGP-Engagement wäre für die Nobelmarke MV Agusta, die vorläufig nur 6000 Motorräder im Jahr absetzt, eine riesige Investition. Pierer besitzt über die KTM AG vorläufig 25,1 Prozent an MV Agusta Motor, 2026 wird er im Frühjahr die Mehrheit an dieser Premiummarke übernehmen.

Die Pierer-Gruppe gibt momentan für die drei GP-Klassen immerhin 70 Millionen Euro aus; 30 Millionen davon steuern Sponsoren und die Dorna bei.

Lässt sich bei den aktuellen Stückzahlen von MV Agusta eine MotoGP-Einstieg betriebswirtschaftlich verantworten? Um die Bikes MV Agusta bezeichnen zu dürfen, müsste eine eigene Motorenentwicklung betrieben werden. 

Pierer: «Irgendwann muss man einmal anfangen. MV Agusta hat schon sehr viele Weltmeistertitel gewonnen, unabhängig davon, dass sie jetzt im Luxusbereich tätig sind, schließe ich eine MotoGP-Beteiligung mit MV Agusta nach 2026 nicht aus.»

Fest steht: Die Pierer Gruppe wird nie mit der Marke Husqvarna in die MotoGP-WM einsteigen. Das ist im Marken-Konzept in Mattighofen nicht vorgesehen. Außerdem hat sich bisher das 2023 erstmals eingesetzte Husky-Moto2-Team mit Liqui Moly Intact (Fahrer: Darryn Binder, Lukas Tulovic) als riesige Enttäuschung für die erfolgsorientierten Ready-to-Race-Österreicher erwiesen.

«Unser Ziel in der MotoGP sind weitere Podestplätze», stellte Pit Beirer fest, «Momentan ist das dritte MotoGP-Team bei uns nicht das grösste Thema. Wir werden jetzt keine Markenpolitik betreiben, das ist auch nicht meine Aufgabe. Mein Job ist es, die KTM aufs Podium zu kriegen und dafür zu sorgen, dass die GASGAS-Mannschaft knapp dahinter abschneidet.»

Ergebnis MotoGP-Rennen, Buriram (29.10.):

1. Martin, Ducati, 26 Rdn in 39:40,045 min
2. Bagnaia, Ducati, + 0,253 sec
3. Binder*, KTM, + 0,114
4. Bezzecchi, Ducati, + 2,005
5. Quartararo, Yamaha, + 4,550
6. Marc Márquez, Honda, + 5,362
7. Marini, Ducati, + 6,778
8. Aleix Espargaró**, Aprilia, + 7,303
9. Di Giannantonio, Ducati, + 7,569
10. Zarco, Ducati, + 9,377
11. Morbidelli, Yamaha, + 11,168
12. Mir, Honda, + 11,990
13. Bastianini, Ducati, + 12,323
14. Nakagami, Honda, + 14,537
15. Raúl Fernández, Aprilia, + 15,093
16. Miller, KTM, + 17,640
17. Augusto Fernández, KTM, + 21,307
18. Pol Espargaró, KTM, + 21,435
– Viñales, Aprilia, 3 Runden zurück
– Alex Márquez, Ducati, 14 Runden zurück
– Oliveira, Aprilia, 20 Runden zurück

*= 1 Platz zurück («track limits» in der letzten Runde)
**= 3-Sekunden-Strafe (2. Reifendruck-Vergehen der Saison)

Ergebnis MotoGP-Sprint, Buriram (28.10.):

1. Martin, Ducati, 13 Rdn in 19:41,593 min
2. Binder, KTM, + 0,933 sec
3. Marini, Ducati, + 1,841
4. Marc Márquez, Honda, + 3,503
5. Aleix Espargaró, Aprilia, + 3,581
6. Bezzecchi, Ducati, + 4,029
7. Bagnaia, Ducati, + 4,121
8. Alex Márquez, Ducati, + 6,727
9. Zarco, Ducati, + 7,323
10. Miller, KTM, + 9,240
11. Quartararo, Yamaha, + 9,339
12. Mir, Honda, + 10,356
13. Bastianini, Ducati, + 12,312
14. Raúl Fernández, Aprilia, + 15,390
15. Morbidelli, Yamaha, + 15,535
16. Pol Espargaró, KTM, + 15,644
17. Oliveira, Aprilia, + 17,753
18. Viñales, Aprilia, + 22,675
19. Nakagami, Honda, + 37,854
OUT: Di Giannantonio (Kupplung), Augusto Fernández (Sturz)

MotoGP-WM-Stand nach 33 von 39 Rennen:

1. Bagnaia, 389 Punkte. 2. Martin 376. 3. Bezzecchi 310. 4. Binder 249. 5. Aleix Espargaró 198. 6. Zarco 194. 7. Viñales 170. 8. Marini 164. 9. Quartararo 145. 10. Miller 144. 11. Alex Márquez 117. 12. Di Giannantonio 93. 13. Morbidelli 84. 14. Marc Márquez 81. 15. Oliveira 76. 16. Augusto Fernández 67. 17. Rins 54. 18. Nakagami 52. 19. Bastianini 45. 20. Raúl Fernández 40. 21. Pedrosa 32. 22. Mir 24. 23. Pol Espargaró 12. 24. Savadori 9. 25. Folger 9. 26. Bradl 8. 27. Pirro 5. 28. Petrucci 5. 29. Crutchlow 3.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 589 Punkte (Weltmeister). 2. KTM 321. 3. Aprilia 287. 4. Honda 166. 5. Yamaha 165.

Team-WM:

1. Prima Pramac Racing, 570 Punkte. 2. Mooney VR46 Racing 474. 3. Ducati Lenovo Team 444. 4. Red Bull KTM Factory Racing 393. 5. Aprilia Racing 368. 6. Monster Energy Yamaha 229. 7. Gresini Racing 210. 8. CryptoDATA RNF 120. 9. LCR Honda 112. 10. Repsol Honda 105. 11. GASGAS Factory Racing Tech3, 88.

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