Viele neue Herausforderungen für Schulz
Ein fünfter Platz ist das Ziel bei der Rallye Dakar
Wie kam es zu ihrer Zusammenarbeit mit dem BMW X-Raid Team?
Vor zwei Jahren ist die Rallye Dakar leider ausgefallen. Dieses Jahr wollte ich mit Carlos Sousa an den Start gehen, aber da ist uns der Sponsor nicht treu geblieben. Dann bin ich zu Mitsubishi und die haben ja leider auch zu gemacht. Sven Quandt hat mir das Angebot gemacht, mit Novitskiy zu fahren und das habe ich auch angenommen. Zwei Jahre saß ich nicht im Cockpit, aber dabei war ich eigentlich immer.
Wie klappt die Arbeit mit Leonid Novitskiy?
Ich habe in der Zwischenzeit so viel Russisch gelernt, dass ich im Auto russischen reden kann. Bisher klappt das ganz gut. Ich habe mir extra ein Buch mit den nötigen russischen Begriffen erstellt, in das ich immer noch reinschreibe – einfach die wichtigsten Wörter, so dass ich nicht lange denken muss. Bisher habe ich rund einen Monat für das Buch mit den Rallyeausdrücken gebraucht.
Aber es ist bestimmt eine neue Herausforderung für Sie?
Das ist es auf jeden Fall. Nicht nur die Sprache, auch Leonid als Person. Ich habe ihn ja vorher nicht gekannt. Die meisten Fahrer kenne ich, da ich nun doch schon lange genug dabei bin. Ich habe aber eine sehr positive Einstellung zu ihm – ich fühle mich neben ihm wohl, wenn er fährt. Das ist das Wichtigste, denn dann kann man seine Arbeit machen.
Würde Englisch im Notfall funktionieren?
(Lacht) In Notfall sicher! Zum Bremsen oder Gas geben, würde es sicherlich reichen. Das versteht er dann schon.
Was denken Sie über die kommende Rallye Dakar?
Bei der letzten Dakar habe ich so gut wie keine Erfahrungen. Ich war zwar drüben, bin aber nicht mitgefahren. Deswegen kann ich nur sagen, was die anderen sagen: Dieses Jahr war es hart und nächstes Jahr wird es härter.
Für Sie ist Südamerika also komplettes Neuland?
Für mich ist es wirklich eine neue Rallye. Ich war schon mal in Südamerika – ich bin dort zwei Mal mit Jutta gefahren, aber nicht in der Gegend. Eine Prüfung ist dabei, die wir vielleicht schon mal gefahren sind. Sonst ist für mich alles komplett neu.
Ist man in dem Fall sehr auf die Hilfe seiner Teamkollegen angewiesen?
Ja, aber ganz so viel können sie mir auch nicht sagen. Sie wissen auch nicht viel mehr, obwohl sie dieses Jahr schon dort waren. Sie kennen nur die Gegend, aber man muss trotzdem die Augen offen halten und einfach 100% nach dem Roadbook fahren. Laut Veranstalter ist das Roadbook wieder super – aber das ist ja immer so.
Ist Südamerika ein guter Ersatz für Afrika?
Das kann ich eigentlich erst nach der Rallye sagen. Aber rein vom fahrerischen Anspruch her, ist es okay. Es gibt extrem viele Zuschauer und es macht schon Spaß. Ich selbst bin aber so oft in Afrika gewesen, ich hätte nichts dagegen dorthin wieder zurückzukehren. Ich habe trotzdem auch meine Freude in einem anderen Land zu fahren. Es ist schon interessant.
Macht es etwas aus, wenn man zwei Jahre nicht mitfährt?
Das macht, glaube ich, nicht so viel aus. Ich denke, dass mit Novitskiy alles gut geht. Mit Sousa zu fahren oder jemand anderem, den ich kenne, würde ich mich sicherlich leichter tun. So wird es schon eine schwere Aufgabe. Bei der Marokko-Rallye lief es gut für uns. Die Verständigung hat geklappt und wir konnten schließlich auch zwei Bestzeiten einfahren. Wir sind nicht so weit von den anderen weg.
Wie sieht die Vorbereitung bis zum Januar aus?
Wir haben die Sportwoche in Berlin hinter uns gebracht. Das war nicht so 100%ig mein Fall, da ich nicht so gerne laufe. Aber die muss gemacht werden und ich fühle mich jetzt auch besser. Die Fahrzeuge sind weg und die Landkarten waren an der Reihe. Jetzt kommt es auch darauf an, den Kopf frei zu bekommen und nicht immer nur an die Rallye zu denken. Das ist schon immer meine Devise gewesen. Ich setzte mich nicht bis zum letzten Tag vor die Karten. Nach einer guten Vorbereitung versuche ich abzuschalten, dann fliege ich rüber und lasse alles auf mich zukommen.
Welches Ziel setzten Sie sich für die Dakar?
Wenn wir Fünfter werden, sind wir sehr glücklich. Das Ziel ist nicht vom Himmel heruntergerissen, sondern ist schon möglich. Ich bin mit Andrea Meyer damals auch Fünfter geworden. Für sie war es die erste Dakar im Auto. Man muss sich einfach mehr Zeit lassen als die anderen und darf keine Fehler machen. Lieber nicht so schnell fahren - er ist schließlich kein Vollprofi, aber er fährt einen guten Speed. Ich denke, ein fünfter Platz ist machbar.
Schließlich kommt es bei der Dakar auch nicht darauf an, immer Vollgas zu geben.
Genau! In Südamerika muss man die Augen offen halten und Chilé ist komplett neu für mich. Die anderen müssen sie auch bestehen und da habe ich eigentlich ein gutes Feeling. Bisher gab es nichts, das ich nicht geschafft habe.