Formel 1: Carlos Sainz zurück zu Ferrari?

Stéphane Peterhansel: «Enorme Fahrfreude»

Von Toni Hoffmann
14-maliger Dakar-Sieger ist begeistert vom Antrieb des Audi RS Q e-tron, gute Zusammenarbeit mit Teamkollegen sowie Beifahrer Edouard Boulanger, ungebrochene Motivation auch im vierten Karrierejahrzehnt.

Stéphane Peterhansel, der 1988 erstmals an der Rallye Dakar teilgenommen hat, ist mit 14 Siegen einsamer Rekordhalter bei der berühmten Wüstenrallye. Vor seinem 34. Start bei dem Offroad-Klassiker und seinem ersten mit der Marke Audi gibt der Franzose einen Einblick in die Vorbereitung.

Audi ist eine Marke mit einer großen Motorsport-Tradition. Von den Rallye-Tagen mit dem quattro in den Achtzigern bis heute stehen die Vier Ringe für Pionierleistungen im Motorsport. Was bedeutet es für Sie, erstmals für Audi die Rallye Dakar zu fahren?

«Ich bin nicht nur ein großer Fan des Marathon-Rallyesports, sondern verfolge auch viele andere Motorsport-Disziplinen. Schon zu Gruppe-B-Zeiten habe ich Audi im Rallyesport bewundert. Ich bin wirklich stolz, jetzt dazuzugehören. Eines hat Audi immer ausgezeichnet: Egal, wo die Rallyeautos und Rennwagen angetreten sind, es ging immer um den Sieg. So ist es bis heute geblieben.»

Sie sind inzwischen in Ihrem vierten Karrierejahrzehnt und haben schon viele Entwicklungen begleitet. Was hätten Sie gedacht, wenn man Ihnen damals prophezeit hätte, dass Sie die Dakar einmal mit einem elektrischen Antrieb mit Energiewandler bestreiten würden?

«Ich hätte es wohl kaum geglaubt. Und das Schönste nach unseren bisherigen Tests ist, dass dieser Antrieb eine enorme Fahrfreude bereitet, die ich kaum für möglich gehalten hätte. Damit bahnt diese Idee den Weg dafür, dass elektrische Antriebe auch im Alltag immer mehr Freunde gewinnen. Uns stehen im RS Q e-tron zu jedem Zeitpunkt ungeheuer viel Kraft und Drehmoment zur Verfügung. So etwas kann kein Auto mit klassischem Verbrennungsmotor-Antriebsstrang leisten. Da es kein Getriebe gibt und ich nicht schalten muss, kann ich mich ganz aufs Lenken im Gelände konzentrieren. Noch ungewohnt ist für mich die Akustik. Der Energiewandler folgt mit seinen Drehzahlen und mit seiner Geräuschentwicklung nicht wie ein Verbrennungsmotor direkt den Gaspedalbefehlen.»

Als Fahrer muss man sich im Auto wohlfühlen und zufrieden sein. Welche Ratschläge haben Sie dem Ingenieursteam von Audi bei der Entwicklung gegeben?

«Audi kennt sich beim elektrischen Antrieb durch seine früheren Projekte bestens aus, sei es mit dem Hybridantrieb in Le Mans oder dem batterieelektrischen Antrieb in der Formel E. Wir Fahrer wissen genau, welche Anforderungen die Rallye Dakar an Chassis, Radaufhängungen und andere Komponenten stellt. Neben vielen Ideen im Detail, die eingeflossen sind, war unser genereller Ratschlag: Es kommt nicht auf die letzten Zehntelsekunden an, sondern auf Zuverlässigkeit.»

Fast alles ist neu in dem Projekt – das Einsatzgebiet für Audi, der innovative Antrieb, das entsprechend ausgelegte Chassis. Sie und Ihr Fahrerkollege Carlos Sainz, aber auch das Einsatzteam Q Motorsport kennen die Rallye Dakar dagegen bestens. Wie bewerten Sie diese einzelnen Faktoren?

«Das Schöne ist: Jeder weiß, was zu tun ist. Niemand macht Audi etwas vor bei der Entwicklung wettbewerbsfähiger Rennwagen. Wir Fahrer bringen Jahrzehnte Motorsporterfahrung mit, und das Team von Sven Quandt ist seit rund einem Vierteljahrhundert im Offroad-Rallyesport äußerst erfolgreich. Ich habe schon dreimal die Rallye Dakar mit ihm gewonnen. Mit Carlos Sainz habe ich in den vergangenen Jahren ein schönes Vertrauensverhältnis aufgebaut. Wir teilen viele Ansichten, wodurch wir gut zusammenarbeiten. Mattias Ekström ist neu im Offroad-Rallyesport, hat aber auf der Rundstrecke eine Ausnahme-Karriere hingelegt und war schon Rallycross-Weltmeister. Zudem kennt er Audi Sport in- und auswendig. Das ist eine gute Mischung, von der jeder profitiert.»

Die meisten Erfolge haben Sie mit Jean-Paul Cottret als Navigator gefeiert. Nun ist Edouard Boulanger Ihr neuer Beifahrer. Was schätzen Sie an ihm am meisten?

«Wir teilen dieselbe Leidenschaft für unseren Sport. Er kommt aus dem Motorradsektor, in dem auch ich angefangen habe, und er ist seit vielen Jahren im Offroad-Sport zu Hause. Er ist tüchtig, ruhig, wissbegierig und arbeitet auf absolutem Profi-Niveau. Sonst hätten wir die Rallye Dakar 2021 niemals zusammen gewinnen können. Ich freue mich, ihn an meiner Seite zu haben, denn wir ergänzen uns perfekt.»

Für Audi bedeutet die Rallye Dakar 2022 die Premiere, noch dazu mit einem neuen Fahrzeugkonzept. Vor dem Hintergrund Ihrer Erfahrungen: Was halten Sie für realistisch?

«In der Tat fahren wir zuvor keine Rallye mehr, sondern konzentrieren uns auf unser Testprogramm. Hinzu kommt, dass sich der Charakter der Rallye Dakar 2022 aufgrund des Streckenverlaufs deutlich ändert. Diese Herausforderung muss man überhaupt erst bestehen. Es gilt also, nach vielen Tausend Kilometern Wüste ohne große Rückschläge ins Ziel zu kommen. Wenn uns das gelingen sollte, würde ich mich über ein Ergebnis unter den besten fünf freuen.»

Inwiefern ändert sich der Charakter der Rallye durch die Streckenführung in Saudi-Arabien?

«2021 waren wir noch auf sehr felsigem Untergrund unterwegs. Im nächsten Januar erwarten uns die Dünen im Empty Quarter. Ich freue mich schon sehr auf die Wüste. Das erinnert mich an die Zeiten der Rallye Dakar in Afrika. Als Motorsportler geht es für uns keineswegs alleine um Geschwindigkeit. Für mich sind die Landschaften, die ihre ganz eigenen Herausforderungen besitzen, mindestens ebenso bedeutend. Ich war in meinem Leben schon in den Wüsten Afrikas, Südamerikas, Asiens und der Arabischen Halbinsel unterwegs. Ich glaube, uns steht eine schöne, klassische Wüstenrallye bevor.»

Wohl kein anderer Motorsportler hat die Rallye Dakar so oft bestritten wie Sie, zudem sind Sie der erfolgreichste. Woraus ziehen Sie immer wieder aufs Neue Ihre Motivation?

«Das ist nicht sehr schwierig: Es ist einfach meine Leidenschaft, und ich will unseren Sport und seine vielfältigen Strecken und Landschaften immer wieder aufs Neue entdecken. Ich benötige keine Extra-Motivation, um Jahr für Jahr zur Rallye Dakar zurückzukehren.»

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