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Maximale Risikobereitschaft: Wie lange geht das gut?

Von Ivo Schützbach
Ricky Brabec gewann 2020 als erster US-Amerikaner die Rallye Dakar auf dem Motorrad. Der Honda-Star beendete damit die 19-jährige KTM-Dominanz – und nahm jede Gefahr in Kauf.

Zwischen 1999 und 2019 gewann KTM 18 Mal in Folge die Dakar, 2008 ist die größte Rallye ausgefallen. 2020 wurde diese Serie vom famosen Ricky Brabec beendet: Der 29-Jährige aus Mira Loma in Kalifornien gewann die Motorrad-Wertung als erster US-Amerikaner und sorgte für den erste Honda-Sieg seit Gilles Lalay 1989!

Brabec kam bei der ersten Dakar in Saudi-Arabien 2020 gute 16 Minuten vor dem Zweiten Pablo Quintanilla (Husqvarna) und 24 Minuten vor 2019-Sieger Toby Price (KTM) ins Ziel. Der Österreicher Matthias Walkner (KTM) landete mit 35 Minuten Rückstand auf Platz 5.

«Brabec scheut das Risiko auf seiner Honda nicht», sagte KTM-Berater Heinz Kinigadner wenige Tag vor dem Start der Rallye Dakar 2021 am 3. Januar. «Er denkt nicht so weit wie die erfahreneren Piloten, die alle schon ihre Oberschenkelbrüche hinter sich haben. Hinzu kommt, dass er keinen Fehler machte und eine Top-Leistung ablieferte. Gegen so einen zu bestehen – den musst du fast in einen Fehler treiben. Wir haben mit Daniel Sanders auch so einen dabei, der den großen Abflug noch nicht hinter sich hat. Wenn der mal passiert, dann fängst du das Denken an. Wenn du weißt, wie lange es dauert, bis du zu Hause in einem Krankenhaus bist.»

«Das Gefährlichste, was man machen kann, ist ‚off piste‘, also ohne Straßen, schnell zu fahren», erklärte Walkner, Dakar-Sieger 2018 in Südamerika. «Das war in diesem Jahr extrem oft der Fall, weil sich in Saudi-Arabien die Wüste als riesige Sandfläche darstellt. Man stellt sich unter Wüste oft eine Dünenlandschaft vor. In Südamerika gab es auch Gesteinswüsten. Oder ausgetrocknete Salzseen. In Saudi-Arabien haben wir nur flache Sandwüsten gesehen, da gab es nichts außer Sand. Das war extrem schnell; da sind wir die ganze Zeit zwischen 140 und 165 km/h gefahren. Auf solchen Unterlagen kann man keine Gefahrenstellen im Roadbook markieren. Kein Mensch weiß, wie es hinter der nächsten Kuppe und beim nächsten Übergang oder hinter der nächsten Kurve ausschaut. Du musst also wirklich überlegen: ‚Wie viel Risiko bin ich bereit einzugehen? Wie schnell fahr‘ ich da drüber?‘ Einer wie Sanders springt jede Sandkuppe mit Abrisskante hinunter. Der fährt wie ich, als ich angefangen habe Rallye zu fahren. Da denkst du dir, dass das ja nur zwei oder drei Meter sind. Aber wenn du das 500 Mal am Tag machst, dann spürst du das am Abend.»

Wie bremst man solche Draufgänger ein? «Zu meiner Rallye-Zeit haben wir gesagt, dass wir keinen ins Team aufnehmen, der unter 30 ist», erinnerte sich der zweifache Motocross-Weltmeister Kinigadner. «Viele der besten Motorradfahrer der Welt hat es bei der Dakar arg zerrissen, die seither im Rollstuhl sitzen oder tödlich verunglückt sind. Das ist ein Rennen, bei dem fährst du auf Messers Schneide, wenn du vorne fahren willst. Die Motorräder sind heute viel mehr Motocrossbikes, als die Wüstenschiffe, die wir damals hatten. Das ist nicht vergleichbar. Und dann kommt eine Generation Fahrer hinzu, die über jede Düne hinausspringt. Ich habe auch zu den Risikobereiten gehört, aber das gab’s bei uns nicht: Über jede Düne springen, ohne zu wissen, was dahinter ist. Das hätte auch mein Motorrad damals nicht zugelassen. Heute ist eine Risikobereitschaft wie im Motocross da, ständig an die 100 Prozent. Wir hatten früher Reserven, weil wir nur mit 80 oder 90 Prozent fuhren.»

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