Budget-Balanceakt: Aston Martin und die Finanzen

Von Andreas Reiners
Aston Martin beziehungsweise R-Motorsport muss mit einem deutlich geringeren Budget auskommen als BMW oder Audi. Für das Team ist das in vielen Fällen ein schwieriger Balanceakt.

Über Geld wird in der DTM ungerne gesprochen. Ein gewisses Budget hat man oder hat man eben nicht. Zuletzt wurde die «Informationspolitik» ein wenig gelockert. Sprich: Es wurde offener darüber geredet.

So ist es zum Beispiel kein Geheimnis mehr, dass die beiden Audi RS 5 DTM das Kundenteam WRT für eine Saison etwa fünf bis sechs Millionen Euro kosten. Diese Information dürfte auch die Runde machen, um weiteren potenziellen Kundenteams zu zeigen, wie günstig die DTM inzwischen zu bestreiten ist.

Wobei günstig immer in Relation zu setzen ist. Denn für DTM-Verhältnisse mag das nicht allzu teuer sein, die Tatsache, dass nur WRT als Kundenteam angedockt hat zeigt aber, dass das Modell trotz Hersteller-Unterstützung und zahlreicher Einheitsbauteile kein Selbstläufer ist.

Florian Kamelger weiß das. Der Teamchef von R-Motorsport ist auch Geschäftsmann und damit knallharter Finanzjongleur.

Da passiert es, dass der kühle Kopf bei einem verunfallten Aston Martin Vantage DTM zuerst die anfallenden Kosten kalkuliert, ehe das Racer-Herz den Ausfall beklagt.

Essentielle Zahlen

Kamelger hat ebenfalls kein Problem damit, über gewisse Zahlen zu sprechen. Denn Zahlen sind wichtig, Zahlen sind essentiell für so ein ambitioniertes und recht ungewöhnliches Projekt wie das um Aston Martin/AF Racing/R-Motorsport/HWA/Vynamic. Und ebenso wichtig und essentiell ist es, die Zahlen in der DTM weiter zu senken.

Rund 20 Millionen Euro schwer ist das Budget von Aston Martin. Oder leicht, wenn man die finanzielle Ausstattung mit den Konkurrenten BMW und Audi vergleicht, die mindestens doppelt so hoch sein dürften. Eine Menge Holz.

«Professioneller Motorsport soll und darf Geld kosten», betont Kamelger im Gespräch mit SPEEDWEEK.com: «Die Autos sind hoch performende Autos und haben deshalb ihren Preis. Die Einheitsbauteile helfen bereits signifikant. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass die Autos immer noch an der Obergrenze der Kosten sind.»

Heißt: Die Kosten müssen weiter runter. «Da muss unternehmerisch ein großes Bild dahinter stehen, damit es funktioniert. Wir haben in unserer Vynamic das große Bild, deswegen können wir das unternehmerische Risiko auch nehmen. Aber die Zahlen sind groß», sagt Kamelger.

Vynamic ist ein Joint Venture aus AF Racing und HWA. AF Racing bringt den Zugang zum adressierten Markt und zu den Kunden ein. HWA wiederum ist auf die Entwicklung, den Einsatz und die Produktion von Rennwagen wie in der DTM und Kleinserien sowie zugehörige Servicedienstleistungen spezialisiert. Vynamic wird nicht nur für die Entwicklung und den Bau von Rennwagen, speziell der DTM-Fahrzeuge, sondern auch für die Kleinserien-Produktion von Hochleistungs-Fahrzeugen für die Straße verantwortlich sein.

Trotz verschiedener Einnahmequellen ist der Unterschied zur Konkurrenz von Grund auf beachtlich: «Der eine ist ein sehr kleiner Hersteller, das andere sind zwei große Konzerne. Die zwar auch sparen müssen, denen es aber trotzdem leichter fällt, hier und da mal zusätzlich etwas in die Hand zu nehmen, um etwas Performance herauszukitzeln», so Kamelger.

Das seien Gelder, die R-Motorsport teilweise gar nicht zur Verfügung habe, so Kamelger, der bei Änderungen in der DTM beides im Blick haben muss: Die Kosten, aber auch den Sinn hinter den Entscheidungen. Immer im Blick dabei: der Fan.

Verbesserungen, die der Fan sieht

Kamelger: «Für mich ist immer wieder wichtig: Es geht darum, Verbesserungen zu bieten in Bereichen, die der Fan sieht. Man muss darauf achten, was das Racing braucht und was nicht. Was begeistert den Fan und was sieht er nicht. Das ist es für mich. Gleichzeitig muss man hinterfragen, ob eine DTM so unglaublich viel Sensorik braucht, so viele Leute an der Strecke unbedingt notwendig sind.»

Ein aktuelles Beispiel sind die Testfahrten: Zwei Tage durfte R-Motorsport während der Saison aus dem Vorsaisons-Budget nachholen. Die Kosten für einen Testtag nähern sich der 100.000-Euro-Marke. Das will klug geplant sein, logistisch logisch. Weshalb R-Motorsport am Dienstag und Mittwoch an zwei Tagen hintereinander in Vallelunga testete.

«Für einen exklusiven Lizenznehmer eines Herstellers, aber trotzdem mit sehr angespannten Budgetverhältnissen fahrenden Rennstall, hat das schon einen ziemlichen Einfluss», so Kamelger. Angespannt im Sinne davon, dass man nur das ausgibt, was man als nötig erachtet. In gewisser Weise der Sparfuchs in einer DTM, die diesen Weg lange nicht kannte.

Heißt: Als kleinerer Mitstreiter muss R-Motorsport das DTM-Projekt immer wieder unternehmerisch hinterfragen. Muss sich die Kosten anschauen und sie nicht als gegeben hinnehmen. Nachdenken, klug handeln. «Man muss sich immer fragen: Kann man die Kosten runterbekommen? Oder vielleicht auch nicht? Das machen wir und der Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Aber klar ist: Da müssen wir mehr ran als die beiden anderen.»


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