KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Wie sehr schadet der DTM-Ausstieg der Marke Audi?

Von Andreas Reiners
Audi musste nach dem angekündigten Ausstieg aus der DTM eine Menge Kritik einstecken. Auch, weil die Ingolstädter die Formel E der Tourenwagenserie vorziehen. Bleibt dadurch für das Image etwas hängen?

Das Geschrei war groß, als Audi Ende April ankündigte, nach der Saison 2020 den Stecker zu ziehen und aus der DTM auszusteigen. Vorher hatten dies zwar auch schon Mercedes (Ende 2018) und Aston Martin (Anfang 2020) getan, allerdings bedeutet das Audi-Aus eine echte Überlebenskrise, denn aktuell ist für 2021 nur BMW übrig. «Totengräber der DTM» war deshalb immer wieder zu hören.

Klar: Das ist zu wenig, um die Serie vernünftig fortzusetzen. Dass Audi dann auch noch die eigene Ausrichtung noch mehr auf die Formel E lenkte, stieß vielen Fans zusätzlich noch übler auf. Denn ein Vorwurf, der immer wieder vorgetragen wird: Formel E ist kein Motorsport und das Ende des traditionellen Motorsports.

Hinzu kam zuletzt immer wieder geäußerte Kritik der bisherigen Partner wie BMW oder auch DTM-Chef Gerhard Berger, der Stil des Abschieds unter dem neuen CEO Markus Duesmann sei nicht in Ordnung gewesen.

Kritik, die geballt kam. Kritik, die auch ihre Spuren hinterlässt?

Audis Motorsportchef Dieter Gass weist die Totengräber-Vorwürfe zurück. «Ich sehe das ganz anders, weil wir über die letzten Jahre diejenigen gewesen sind, die viel dafür getan haben, dass die DTM am Leben bleibt», so Gass zu SPEEDWEEK.com.

Seine Beispiele: «Wir haben letztes Jahr ein Kundenteam an den Start gebracht. Wir bringen 2020 in neuntes Auto, das dazu führt, dass wir ein Starterfeld haben, wie es sein soll. Von daher verstehe ich die Kritik eigentlich gar nicht», sagte Gass und verwies zudem darauf, dass Audi das Commitment zur DTM bis 2020 gegeben und dies schljcht nicht verlängert habe. Ein kleiner, aber feiner zu Unterschied zu einem Ausstieg trotz Bekenntnis.

Gass zur Formel E: «Die Mobilität verändert sich, und die Elektromobilität ist auf dem Vormarsch. Die Formel E ist anders als die Serien, die wir bislang kennen. Sie ist aber auch bewusst anders. Mit Vorteilen und auch Nachteilen. Ich finde, dass grundsätzlich in den gegebenen Bedingungen guter Rennsport geboten wird.»

Wie viel bleibt nach einem Ausstieg für eine Marke hängen, was das Image betrifft? «Ich glaube, das verflüchtigt sich. Wir haben in der DTM tolle Erfolge gefeiert und das wird in den Köpfen hängen bleiben», sagte Gass.

Mercedes ging 2018 einen ähnlichen Weg, zog sich wegen der Formel E aus der DTM zurück, gab der Serie dabei aber einen längeren Vorlauf. Und, so betonen es BMW und Berger, soll das Ganze stilvoller abgewickelt haben. Hängen geblieben ist für die Stuttgarter durch den Rückzug allerdings auch nichts, auch wenn das Geschrei bei der Verkündung auch hysterisch war.

Für Gass selbst ist es nicht der erste Ausstieg, er hat bereits das eine oder andere Ende eines Motorsportprogramms erlebt wie zum Beispiel bei Toyota in der Formel 1 oder auch Audis Le-Mans-Engagement, als das neue Auto quasi fertig war. Jetzt der DTM-Rückzug. Wie persönliche Niederlagen fühlen sich diese Ausstiege allerdings nicht an, betont er.

Gass: «Solche Gedanken sind mir nicht durch den Kopf gegangen. Wir waren in der Zeit in zwei hochwertigen Programmen werksseitig beteiligt, DTM und Le Mans. Da ist es ganz normal, dass es Veränderungen gibt, die auch aufgrund der heutigen Situation wegen der Coronakrise anstehen.»


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