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BMW und der Stresstest: Ist der M4 DTM titelreif?

Von Andreas Reiners
Marco Wittmann

Marco Wittmann

Die Saison 2020 wird anders, stressiger, gwöhnungsbedürftig. Die große Frage: Wie konkurrenzfähig wird der BMW M4 DTM sein?

Marco Wittmann macht keinen Hehl daraus, dass es anders werden wird. Seltsam. Gewöhnungsbedürftig. Die DTM startet am 1./2. August in ihre «Corona-Saison», so spät wie nie, dazu mit Sicherheits- und Hygienekonzept, angepasstem Kalender und erst einmal auch ohne Fans.

«Ein bisschen Wehmut», so Wittmann, ist also auch dabei, aber natürlich auch große Erwartungen. Denn Wittmann will endlich wieder um den Titel fahren.

Es wird wieder Zeit

2014 und 2016 holte er sich die Meisterschaft, danach war er zwar stets der beste BMW-Fahrer, war auch immer dabei im Titelkampf, wurde aber am Ende nur Fünfter, Vierter und Dritter. 

Heißt: Es wird mal wieder Zeit.

Keine Frage: Wittmann taucht auch 2020 wieder auf jeder Favoritenliste auf, auch DTM-Chef Gerhard Berger hat ihn auf dem Zettel, wie er verriet.

Doch in der DTM ist es nun aber wie in anderen Motorsport-Serien auch: Es kommt auf den Fahrer an, aber nicht nur. Heißt: Wittmann braucht ein Siegerauto, was er zum Beispiel 2019 nicht hatte, da war der BMW M4 DTM gegen den Audi RS 5 DTM chancenlos.

BMW hatte mehr mit den Vibrationen zu kämpfen, die der neue Vierzylinder-Turbomotor ausgelöst hat. Und keine Frage: Für die Spannung wäre es essentiell, dass der BMW mithalten kann.

BMW hat einiges dafür getan, um sich für 2020 besser aufzustellen. Angefangen beim Personal: Im Kader wurden Bruno Spengler und Joel Eriksson aussortiert, dafür sind Lucas Auer und Jonathan Aberdein neu dabei. Außerdem hat man sich mit Bergers Ex-Renningenieur Maurizio Leschiutta verstärkt, der vom Audi-Kundenteam WRT weggelotst wurde.

BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt verrät, dass man tatsächlich Schritte nach vorne gemacht hat.

«Unser Paket war nicht wirklich stabil und am Saisonende auch nicht mehr stark genug, weil uns Zuverlässigkeitsprobleme zu schaffen machten. Über den Winter haben wir jeden Stein umgedreht und hoffentlich die meisten Probleme im Rahmen der Regeln aussortiert», sagte er. Meint aber auch: «Im Moment sieht es gut aus, wie gut, das weiß man immer erst unter Wettbewerbsbedingungen.»

Auch Glock optimistisch

BMW-Star Timo Glock bestätigte im ran-Interview, dass es bei den Testfahrten so aussah, als agierten beide Hersteller auf Augenhöhe. «Und ich hoffe ehrlich gesagt auch, dass wir tatsächlich auf Augenhöhe sind. Allerdings müssen wir das dann auch auf die Strecke bringen. Bei den Tests weiß man ja nie so recht, wer mit welchen Zusatzgewichten oder Ähnlichem fährt, so dass die Zeiten zum Teil nicht zu einhundert Prozent aussagekräftig sind. Aber ich bin schon guter Hoffnung», sagte er.

Wittmann ist ebenfalls optimistisch, dass BMW aufholen konnte. «Ich glaube, wir haben über den Winter in erster Linie viel am Auto gearbeitet, um die Defizite, die wir in der Saison 2019 hatten, auszumerzen. Für uns alle war das Thema Turbomotor neu. Damit hatten wir viel zu kämpfen. Die technischen Probleme aus der Vorsaison haben wir aber im Winter gut in den Griff bekommen», sagte Wittmann.

Wittmann: Deutlich konkurrenzfähiger

Daneben hat er versucht, an sich selbst zu arbeiten – anhand von Daten und Videos der vergangenen Rennen. «Ich hoffe, dass wir gut gerüstet sind und einen Schritt nach vorn gemacht haben. Ich denke, dass wir deutlich konkurrenzfähiger sind als 2019», so Wittmann.

Deshalb ist für ihn klar: «Das ultimative Ziel ist auf jeden Fall der Titel. Wenn du wie ich schon zwei Titel in der Tasche hast, dann gibst du dich nicht mit Platz zwei oder drei zufrieden. Grundvoraussetzung dafür, am Ende des Jahres um den Titel kämpfen zu können, ist aber natürlich erst einmal, Siege und Podiumserfolge einzufahren.»

Die DTM startet Anfang August sofort durch: Der Auftakt in Spa hat es in sich, denn er ist ein Zwei-Tages-Event auf einer Strecke, die für die meisten Piloten fremd ist. Heißt: Einmal Training, dann geht es sofort ins Qualifying. Kein Platz für Fehler, kaum Zeit zur Eingewöhnung.

«Es ist natürlich ein extrem komprimiertes Wochenende, an dem alles passen muss. Dass wir nach 15 Jahren zum ersten Mal wieder in Spa fahren, macht es für alle ein bisschen schwierig», weiß Wittmann.

Zur Vorbereitung gab es im Juli einen Testtag für Audi und BMW, damit beide Hersteller ein gewisses Set-up mitbringen. «Aber ich mag solche Herausforderungen. Man hat nicht viel Zeit zum Überlegen, weil es Schlag auf Schlag geht und einfach passen muss», so Wittmann.

Im Stressmodus

Wie in der ganzen Saison, denn große Pausen gibt es nicht, bis Mitte Oktober werden acht der neun Rennwochenenden durchgepeitscht, erstmals gibt es sogar einen «Triple-Header». Auch zwischen den Rennen gibt es also kaum Verschnaufpausen, keine Zeit für große Analysen.

Es muss also alles passen, jeder Handgriff, jede Taktik, das Auto, die Logistik, alles. Verpasst man am Anfang den Anschluss, kann es das schon gewesen sein für die Saison, denn groß ausprobieren kann man nicht.

Wittmann findet’s cool. Noch.

«Du bist richtig on fire und im Stressmodus», sagte er. Und lacht: «Mal sehen, wie es nach dem letzten Wochenende ist.»

Denn keine Frage: 2020 wird anders.

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