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Meisterteam Abt: DTM-Titel mit bitterem Beigeschmack

Von Andreas Reiners
Nico Müller und Robin Frijns

Nico Müller und Robin Frijns

Abt hat sich den Teamtitel in der DTM vorzeitig gesichert. Die Stimmung wurde aber durch ein desaströses Rennen getrübt, denn der Fahrertitel gerät in Gefahr.

Das Timing für den Triumph war – sagen wir – unglücklich. Trotzdem wollte sich Thomas Biermaier die Stimmung nach dem Gewinn des Teamtitels nicht vermiesen lassen.

«Darauf können wir alle stolz sein. Auch wenn es ein harter Tag ist, glaube ich, dass es sehr verdient ist. Ich bin stolz auf die gesamte Truppe», sagte er nach einem für Abt gebrauchten 14. Saisonrennen.

Obwohl die Traditionsmannschaft den Teamtitel bereits so früh unter Dach und Fach brachte und damit ein ebenso erfolgreiches wie dominantes Jahr vorzeitig krönte, war die Stimmung ein wenig getrübt.

«Alle enttäuscht»

«Im Moment sind wir alle enttäuscht. Es war klar, dass es in einer Saison passieren kann, dass man so einen Tag hat, an dem viel Scheiße passiert. Heute war es so. Aber man kennt uns: Wir kommen stärker zurück», sagte Biermaier.

Keine Frage: War in den letzten Jahren Rosberg mit Team-Titelgewinnen 2017 und 2019 das Maß der Audi-Dinge, ist es in diesem Jahr Abt, das mit beiden Fahrern konstant performt. Sowohl im Qualifying, als auch im Rennen.

So steht Nico Müller (259 Punkte) an der Spitze der Fahrerwertung, Robin Frijns (243) auf Platz drei hinter Rosberg-Konkurrent René Rast (249).

Frijns ist mit 27 Punkten der beste Qualifier im Feld vor Müller und Rast (beide 21). Macht unter dem Strich 502 Punkte für Abt und 200 (!) Vorsprung auf das Team Rosberg mit Rast und Jamie Green (302 Punkte). Auch beim Fahrertitel lief alles nach Plan.

Bis zu diesem Sonntag.

Denn da lief so ziemlich alles schief, was schieflaufen konnte. Weshalb die Stimmung alles andere als titelreif war, denn Teamtitel hin oder her – natürlich will man in Kempten auch endlich wieder den Fahrertitel holen. Das gelang zuletzt 2009 mit Timo Scheider.

Das Desaster fing im Qualifying an, in dem Nico Müller nur Siebter wurde, Robin Frijns nur Achter. Der Niederländer blieb erstmals außerhalb der Top drei im Qualifying und sollte auch im Rennen die Hauptrolle spielen. Er crashte nach seinem Boxenstopp bei der Ausfahrt, fiel aus und löste so ein Safety Car aus, durch das Rast seinen zweiten Sieg sichern konnte, während Müller nur Neunter wurde.

Die beiden Pünktchen reichten für den Teamtitel, sorgten aber für einen Rückschlag in der Fahrerwertung.

Doch abgesehen von dem desaströsen Sonntag – dem ersten in dieser Form in diesem Jahr - was ist es, das Erfolgsgeheimnis bei Abt in diesem Jahr? «Die Kombination von Fahrer, Auto und Team macht uns schnell. Jeder ist fokussiert, arbeitet sehr hart, die Ingenieure, aber auch die Mechaniker», sagte Teamchef Thomas Biermaier SPEEDWEEK.com. «Wir haben eine gute Atmosphäre im Team. Wir arbeiten an den Details.»

Auf die kommt es in einer Serie wie der DTM an.

Müller und Frijns sind zum Beispiel miteinander befreundet. Auch ein Schlüsselaspekt? «Das ist schwer zu sagen», meinte Frijns. «Es sind so viele Dinge, die perfekt ineinandergreifen müssen, damit sich Erfolge einstellen. Aber die Atmosphäre, die wir in unserem Team haben, insbesondere in den letzten zwei Jahren, war immer sehr gut. Wir ziehen alle an einem Strang und versuchen, uns gegenseitig zu unterstützen. Ich denke, es trägt sicherlich mit zum Erfolg bei und bringt uns als Team auf ein höheres Level.»

Biermaier betont aber auch den Zusammenhalt zwischen den Fahrern und den Ingenieuren, die schon länger zusammenarbeiten. Auch das ist ein Faktor, den man nicht unterschätzen sollte.

Innerhalb des Teams herrscht Transparenz, es wird an einem Strang gezogen, Geheimnisse gibt es keine. All das sind kleine Stellschrauben, mit denen man den Unterschied machen kann. Die Crews der beiden Fahrer konkurrieren, pushen sich so aber auch.

Ex-Fußball-Profi hilft

Bei den Boxenstopps macht das Ex-Fußball-Profi Frank Wiblishauser. Er trainiert mit der Crews Kondition, Koordination und Stabilität. Wenn es unter den Audi-Fahrern eng zugeht, können die Stopps ganze Rennen entscheiden.

Abt hatte bereits im vergangenen Jahr gezeigt, dass man auf einem guten Weg ist. Da lag man mit 407 Punkten nur 40 hinter Rosberg. «Wir haben ein junges Team, junge Ingenieure, einen guten Anführer in Florian Modlinger», so Biermaier. Modlinger ist für die technische Seite bei den Kemptenern zuständig.

«Es hat vielleicht eine Weile gebraucht, aber in diesem Jahr passt alles zusammen. Wir sollten aber nicht zufrieden sein, denn sobald man sich zurücklehnt, verliert man. Wir werden weiterhin das Maximum anpeilen», sagte Biermaier. 

Hinzu kommt, dass es am kommenden Wochenende weitergeht mit dem vorletzten Rennwochenende. «Die Pause ist nur ein paar Tage, was gut ist. Dann müssen wir nicht zu lange an den Tag denken. Wir sind positiv gestimmt, weil die Pace gut war», so Biermaier.

Schließlich will man auch den Fahrertitel noch nach Kempten holen.

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