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Hürtgen: Dumme Sprüche kamen immer aus dem Umfeld

Von Andreas Reiners
Claudia Hürtgen

Claudia Hürtgen

Claudia Hürtgen blickt auf eine lange Motorsport-Karriere, jetzt wagt sie mit der Extreme E eine neue Herausforderung. Den DTM-Einstieg von Sophia Flörsch lobt sie, sie sieht aber noch viel Nachholbedarf.

Claudia Hürtgen wagt noch einmal etwas ganz Neues. 49 Jahre alt ist die gebürtiger Aachenerin, sie gehört mit Erfolgen unter anderem in verschiedenen Touren- und Sportwagen-Championaten sowie mehreren Langstreckenrennen zu den erfolgreichsten Rennfahrerinnen in Europa und geht ab dem 3./4. April in der neuen Extreme E an den Start.

Beim Team Abt Cupra XE ist sie Teamkollegin von DTM-Legende Mattias Ekström. Ein wichtiges Thema der neuen Elektro-Rennserie ist neben Umwelt und Elektrifizierung die Gleichstellung. Beide werden sich daher im Cockpit abwechseln, jedes der insgesamt neun Teams besteht aus einem Mann und einer Frau.

Hürtgen ist zu einer Zeit im Motorsport groß geworden, als der Sport ein noch viel größerer Machsport war als er heute immer noch ist. Sie verrät, dass das Verhältnis unter den Fahrern damals völlig in Ordnung war, die dummen Sprüche gab es vor allem aus dem Umfeld der Fahrer.

«Da fielen dann so Sätze wie: ‚Ey, die da ist vor dir gefahren!‘. Oder aber: ‚Du lässt dich von einer Frau schlagen?‘. Ich bin dann immer lächelnd weitergegangen», sagte sie.

Ihr damaliger Förderer, der heutige Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko, gab ihr damals den Rat: «‚Claudia, Neider musst du dir erarbeiten. Alles andere bekommst du geschenkt, also schau nach vorne.‘»

Auch heute werden sich Frauen wohl noch den einen oder anderen dummen Spruch anhören dürfen. Hürtgens Rat: «Voller Fokus auf das Ziel, auf das, was man erreichen möchte. Und volle Performance zeigen und versuchen, das Maximale aus dem Paket herauszuholen, und dabei nicht nach rechts und links schauen. Wenn die Rundenzeiten passen, kann man die Kommentare wunderbar weglächeln. Das ist das schönste Gefühl.»

Dass Sophia Flörsch, die von ähnlichen Sprüche-Erfahrungen wie Hürtgen berichtet hatte, in die DTM einsteigt, findet Hürtgen «sehr positiv. Irgendwann muss sie den Schritt aus dem Formelsport nach rechts oder links machen. Das Sportwagen-Projekt hat sie ja auch noch. Zusammen mit Abt in der DTM ist definitiv spannend, ich hoffe auch erfolgreich.»

Generell findet sie allerdings, dass die Entwicklung, was Frauen im Motorsport betrifft, besser sein könnte. Denn was fehlt, liegt auf der Hand: Dass eine Frau wirklich mal in einer Serie um den Titel fahren kann oder sogar einen gewinnt, «da sind wir von entfernt. Siege sind wichtig, auch zum Beispiel in einem GT Masters. Mit meinen Siegen dort kann ich heute noch angeben», lacht sie. Sieben waren es übrigens insgesamt zwischen 2009 und 2018.

Trotz der ganzen Initiativen, die es inzwischen gibt, um das Thema zu fördern und anzutreiben, kommt es vor allem auf Leistung an. «Am Ende müssen sich die Frauen in den Klassen mit den Gegnern messen, die dort fahren. Wenn man im zweiten Jahr einer Meisterschaft fährt, müssen Rennsiege her. Wenn das mal eine Frau schafft und dann in ein Nachwuchsprogramm kommt, könnte das zielführend sein. Aber die ganz großen Budgettöpfe sind dann offenbar doch nicht da oder werden anders genutzt», sagte sie.

Hinzu kommt: Bereits im Kartsport müssen 100.000 Euro oder auch mehr hingelegt werden. «Das ist in meinen Augen der falsche Weg. Es braucht eine Vision, ein Ziel, konkrete Schritte. Die Budgets müssen überschaubar sein, und irgendwann muss man als Fahrer in ein Förderprogramm kommen», sagte sie.

Solche Möglichkeiten gebe es noch nicht, allerdings gebe es im Kartsport auch noch keine Fahrerinnen, die aktuell um Siege kämpfen. Hürtgen: «Da muss man ansetzen, sich auf ein, zwei Fahrerinnen konzentrieren und ihnen die Möglichkeiten geben, sich so aufzustellen, dass sie gewinnen können. Ein reines Damenteam in der WEC zum Beispiel ist ein tolles Projekt, aber ganz sicher keine langfristig ausgerichtete Strategie.»


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