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Farfus zur DTM Electric: «Verstehen die Leute nicht»

Von Andreas Reiners und Abel Cruz
Die DTM Electric soll 2023 ihr Debüt feiern

Die DTM Electric soll 2023 ihr Debüt feiern

Die DTM ist dabei, Elektro-Pläne in die Tat umzusetzen. Ex-DTM-Fahrer Augusto Farfus hat eine klare Meinung zur DTM Electric: Sie dürfe nicht von Ingenieuren gemacht werden.

Elektrorennsport hier, Nachhaltigkeit dort: Neue E-Rennserien entstehen, bestehende richten sich neu aus. Die Pure ETCR zum Beispiel ist die erste Tourenwagen-Elektro-Meisterschaft.

Sie versucht es mit einem innovativen Format, angelehnt an die WRX, sowie mit leistungsstarken Elektro-Tourenwagen. So leisten die Autos in der Regel 405 PS, zeitweise stehen den Fahrern von Cupra, Hyundai und Alfa Romeo 670 PS (500 kW) zur Verfügung.

Andere Serien, wie die DTM, wollen den elektrischen Weg ebenfalls gehen, aber auf eine andere Art und Weise. Die DTM Electric ist in der Vorbereitung, der Bolide leistet mit 880 kW knapp 1.200 PS, und damit nahezu doppelt so viel wie die letztjährigen DTM-Fahrzeuge (über 450 kW). Die Beschleunigung von 0 bis 100 km/h erfolgt in 2,4 Sekunden.

Die neue Elektro-DTM ist ein Teil der Zukunft. Wie groß, wird sich noch zeigen. «Es soll anfangs eine Parallelserie sein und dann soll es eine Verzahnung geben mit der DTM», sagte DTM-Chef Gerhard Berger. Der Startschuss soll 2023 erfolgen, in diesem Jahr sollen im Rahmen der DTM Demorunden gedreht werden. Fakt ist: Die Pläne werden unter DTM-Fans kontrovers diskutiert.

SPEEDWEEK.com hat sich mit Augusto Farfus unterhalten, der die alte DTM und auch die Pure ETCR kennt. Er warnt ganz grundsätzlich: «Ich denke, wir sollten nicht zulassen, dass ein Ingenieur eine Meisterschaft gestaltet. Wir müssen vorsichtig sein und vermeiden, einen Ingenieur das Reglement 'schreiben' zu lassen, denn sie lieben Technik, Strategie und 'Grauzonen', das ist es, was sie motiviert. Und die meiste Zeit verstehen die Leute das nicht», sagte Farfus.

Er nennt zwei Beispiele: Den zweiten Reifensatz (den weicheren Option-Reifen), der früher in der DTM benutzt werden konnte, wurde abgeschafft, ebenso wie die Performance-Gewichte. Warum? «Weil die Leute zu Hause - abgesehen von den super leidenschaftlichen - all das nicht verstehen und sich auch nicht dafür interessieren.» Der Option-Reifen wurde nach zwei Saisons eingemottet, die Gewichte nach unendlichen Diskussionen und Zoff Ende 2017.

Ein grundsätzliches Problem, das auch Mattias Ekström im Interview mit SPEEDWEEK.com zuletzt schon angesprochen hatte, ist allerdings die Länge des Events. Kurzweilig sollte der Motorsport der Zukunft sein, findet auch Farfus.

«Die Leute sind sonst gelangweilt und schalten ab. Die Leute lieben Fußball, weil ein Spieler in einem Moment das Ergebnis ändern kann, und deshalb nehmen die Leute zwei 45-minütige Halbzeiten in Kauf. In der Formel 1 suchen sie ständig nach Möglichkeiten, Änderungen einzuführen, die neue Generationen von Fans ansprechen, Generationen, die Online-Spiele lieben, weil die Spiele nicht ewig dauern - auch wenn sie stundenlang spielen -, weil diese Spiele spannend sind und sich das Ergebnis jederzeit ändern kann. Und das hält ihre Aufmerksamkeit aufrecht», sagte der Brasilianer.

Er wisse, dass es im Interesse der Ingenieure sei, Elektroauto-Rennen länger zu machen, «weil die Leute sonst immer sagen werden, dass Elektroautos wegen der Batterien nicht viele Runden fahren, aber wir sind hier, um die Leute zu unterhalten - das ist der Schlüssel», so Farfus.

Deshalb sagt er: «Der einzige Weg, neue Fans zu gewinnen, ist, sie an den Bildschirm zu fesseln. Und das bedeutet, dass die Rennen nicht ewig dauern dürfen. Ich weiß, dass wir die langjährigen Fans verlieren, aber viele Wettbewerbe passen sich an, um neue Fans zu gewinnen, und was wir in der Pure ETCR versuchen, ist, die Balance zwischen einem neuen Sendeformat und Regeln und einem Wettbewerb zu finden, der so viele Fans wie möglich anspricht. Wir sind noch weit vom Ideal entfernt, aber wir arbeiten sehr hart daran, diesen Punkt so schnell wie möglich zu erreichen.»


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