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Abt-Teamchef Biermaier: Gründe für Flörsch-Fehlstart

Von Andreas Reiners
Sophia Flörsch

Sophia Flörsch

Sophia Flörsch kehrt nach der Le-Mans-Pause zum fünften Event in Spielberg zurück. Für sie soll es ein Neustart werden, wie Abt-Teamchef bei SPEEDWEEK.com ankündigt. Er nennt auch Gründe für die Probleme.

Die Vorfreude bei Sophia Flörsch ist groß. Nach den ersten drei Rennwochenenden hatte sie zuletzt am Nürburgring pausiert, weil sie beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans an den Start ging. Nun kehrt sie zum fünften DTM-Event in Spielberg zurück.

«Der Red Bull Ring ist eine meiner Lieblingsstrecken, auf die ich mich immer mega freue. Wir hatten dort einen Testtag, von daher weiß ich auf jeden Fall schon ein wenig, wie sich die Strecke im GT3 anfühlt», sagte sie.

Bislang kämpft sie in der GT3-DTM noch mit Anlaufschwierigkeiten, ihre beste Platzierung ist der 15. Platz. Die Gründe für die Probleme sind vielfältig, aber keine Überraschung, wie Abt-Teamchef Thomas Biermaier im Gespräch mit SPEEDWEEK.com erklärt. «Es sind alle mit unterschiedlichen Erwartungen in die Saison gestartet, sie selbst auch. Dass es schwer wird, haben wir von der ersten Runde an gesagt. Genauso ist es auch gekommen», sagte er.

Lenkung ist ein Grund

Ein Grund für den Rückstand auf die eigenen Teamkollegen Kelvin van der Linde und Mike Rockenfeller, der mit bis zu 1,5 Sekunden teilweise deutlich ist: die elektronische Space-Drive-Lenkung. «Das Thema Lenkung spielt eine kleine Rolle im Kopf», so Biermaier. In Zolder habe sie 80 Prozent ihrer Zeit in den drei Schikanen verloren, was an der Lenkung gelegen habe, so Biermaier: «Da muss man sie in Schutz nehmen.»

Die Lenkung ist noch nicht perfekt, betonte auch Markus Winkelhock, der Flörsch am Nürburgring vertrat und bei der Entwicklung maßgeblich beteiligt war, bei SPEEDWEEK.com: «Im Regen habe ich das gemerkt: Bei schnellen Lenkbewegungen ist das Feedback nicht so, wie ich es haben will. Dann hast du nicht das 100-prozentige Vertrauen und fährst einen Tick unter dem Limit. Und dann fehlen dir ein paar Zehntelsekunden.»

Sein Rat: «Man muss so nah wie möglich an das Limit heranfahren, das Auto aber nicht überfahren. Man muss die Rutschgrenze vom Auto kennen und da ein bisschen drunter bleiben. Dass das Auto sich so wenig wie möglich bewegt. Und je mehr Erfahrung im Auto, desto besser.»

Zur Lenkung kommen aber weitere Faktoren. «Der eigene Druck, den sie sich aufbaut, ist relativ groß», sagt Biermaier. Ein Beispiel, das der Abt-Teamchef nennt: «Sie hat schon gute Leistungen gezeigt, wie zum Beispiel am Lausitzring, als sie sieben Zehntelsekunden hinter der Spitze lag. Aber anstatt darauf aufzubauen, positiv zu sein, setzt sie sich zu sehr unter Druck.»

Er stellt klar: «Sie hat den Speed, sie wird momentan unter Wert geschlagen.»

Noch mehr Fokus

Biermaier macht allerdings keinen Hehl daraus, dass er vollen Fokus erwartet. Er deutet an, dass der offenbar nicht zu 100 Prozent da ist. «Ich finde, dass man den Fokus halten sollte und nicht zu viel machen sollte. Zwei Serien im Motorsport, dann die Social-Media-Themen – weniger ist oft mehr. Da sollte der Fokus auf einer Sache liegen – und das voll durchziehen, von A bis Z», sagte Biermaier.

Der zweimalige DTM-Champion Timo Scheider hatte zuletzt im ran-Podcast Kritik an Flörsch geübt. Auch hier ist der Fokus das Stichwort. «Sophia muss aufpassen. Sie läuft mit einem Brand Manager, einem Manger, einem Videografen und ihrem Vater durch die Gegend», so Scheider: «Ich habe wahrgenommen, dass ein paar Leute sagten: ‚Ob das alles so gut ist?‘»

Flörsch selbst hatte erklärt, dass die Umstellung auf die GT3-DTM nicht einfach sei, auch angesichts des ständigen Wechsels zwischen der DTM und ihrem zweiten Programm in der WEC.

Zwei Programme? Ekström kann es

Und genau das – zwei Programme im Wechsel - ist nicht zu unterschätzen. Bei Abt kennen sie exakt einen Fahrer, der das in all den Jahren ohne Probleme hinbekommen hat, und das war Mattias Ekström.

Biermaier nennt Routinier Mike Rockenfeller als positives Beispiel, wie man sich in eine neue Serie reinfuchsen kann. So hat der Meister von 2013 seine Fahrweise verändert, bremst mit links, nachdem er es zunächst mit dem rechten Fuß tat. «Der war kein großer Fan von GT3-Autos», so Biermaier: «Er hat aber gearbeitet, gearbeitet, gearbeitet. Er hat den Ehrgeiz, den Leuten nochmal zu zeigen, dass er ein guter Rennfahrer ist. Sein Fokus gilt komplett der DTM.»

Bei Flörsch spielt aber auch der Kopf eine große Rolle. «Wenn du nicht frei im Kopf bist, wenn du kein Vertrauen hast, ist es schwierig, in jeder Sportart. Bei ihr war es die große Erwartungshaltung, dann kamen ein paar Tiefschläge, und dann bist du in der Spirale, wo es abwärts geht», sagte Biermaier.

Draufhauen ist da der falsche Weg, weiß der Teamchef. «Wir müssen sie unterstützen, Ratschläge geben, und ihr helfen. Und das muss sie annehmen.»

Neustart in Spielberg

Spielberg soll ein Neustart werden. Ein Reset. Alles auf null sozusagen. Er deutet an, dass es in den ersten Wochen auch mal geknallt hat. «Es hat ein paar Unstimmigkeiten gegeben, weil sie nicht zufrieden waren mit den Ergebnissen», verriet Biermaier: «Wir sind als Team aber nicht so schlecht. Jetzt hatte man einen Cut und muss gemeinsam Gas geben: Alles, was Vergangenheit ist, ist Vergangenheit. Alle müssen aus Fehlern lernen: Wir haben Fehler gemacht, Sophia hat Fehler gemacht, das Umfeld hat Fehler gemacht. Es ist keiner nachtragend. Wir möchten einen Rennfahrer, der hart arbeitet, sich den Arsch aufreißt und Gas gibt. Das erwarten wir von uns selbst auch», so Biermaier.

Was man wolle, so der Teamchef: «Dass wir hart und intensiv arbeiten, um die richtige Antwort auf der Strecke geben zu können. Sie macht Schritte, sie kann schnell sein. Sie muss jetzt konstant auf eine Runde schnell sein und dann im Rennen konstant gut fahren.»


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