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Von BoP hart getroffen: Wittmann und BMW-Teams sauer

Von Andreas Reiners
Marco Wittmann

Marco Wittmann

Für Marco Wittmann dürfte im Titelkampf der DTM nichts mehr zu holen sein. Der zweimalige Meister ärgerte sich in Hockenheim mit den BMW-Teams über die Einstufung des M6 GT3.

Marco Wittmann hat den Titel abgehakt. Schluss, Aus, vorbei. 41 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Liam Lawson (AF Corse) hat der Fürther vor dem Finale am kommenden Wochenende am Norisring – nachdem er zum ersten Mal in dieser Saison ohne Punkte blieb, und das gleich doppelt. Vor dem vorletzten Rennwochenende war er mit zehn Zählern Rückstand Zweiter.

«Wir haben uns im Prinzip verabschiedet. Das ist sehr enttäuschend, sehr frustrierend, wir haben das ganze Wochenende keine Performance gehabt im Vergleich zur Konkurrenz, wir hatten keine Chance», so der Walkenhorst-Pilot in Sat.1.

An ein Wunder glaubt der 31-Jährige nicht, auch wenn das Finale in Nürnberg ein Heimspiel ist. «Ich war immer ein Freund von Realismus. Man sieht den Abstand und alles andere wäre ein Wunder. Und daran glaube ich eher selten», sagte er.

Was ihm sauer aufstößt, ist der mögliche Grund für die beiden Nuller in Hockenheim: Beim BMW M6 GT3 wurde im Zuge der Einstufung bei der Balance of Performance der Ladedruck reduziert. Ein Umstand, den Wittmann sehr früh am Rennwochenende kritisiert hatte.

Zahlen sprechen für die Kritik

Die Zahlen sprechen für seine Kritik, denn Wittmann war von Anfang an weg vom Fenster, hatte am Samstag im Qualifying als 13. über eine Sekunde Rückstand auf die Pole-Zeit.

«Die BoP hat uns extrem hart getroffen. Es ist enttäuschend, wenn du siehst, dass du machtlos bist und dir der Titelkampf davonläuft. Wir kämpfen mit stumpfen Waffen», sagte er am Sonntag nach dem Qualifying, als er zwar auf Platz zehn fuhr, aber erneut mehr als 0,6 Sekunden Rückstand hatte.

«Es war deutlich zu sehen, dass alle BMW Fahrzeuge in der für Hockenheim vorgegebenen Konfiguration mit reduzierter Motorleistung ihre gewohnten Stärken etwa beim Top-Speed nicht zeigen konnten», kritisierte Rowe-Teamchef Hans-Peter Naundorf, der mit seinem Team die beiden weitere M6 einsetzt.

Eine Hoffnung am Sonntag war, dass die ITR einem kurzfristigen Test zur Überprüfung zugestimmt hätte, allerdings stimmte von den Konkurrenten nur Ferrari zu. Da die BoP seit dem vierten Rennwochenende im Laufe eines Wochenendes nicht mehr verändert werden kann, hätte es von allen Konkurrenten grünes Licht geben müssen.

«Dass die ITR einem kurzfristigen Test zur Überprüfung zugestimmt hätte, unterstreicht den vorhandenen Diskussionsbedarf. Leider kam dieser Test nicht zustande, aber wir hoffen sehr darauf, dass jetzt zumindest die Einstufung für den Norisring noch einmal überdacht wird», so Naundorf.

«Völlig unverständlich»

Sein Fahrer Timo Glock bestätigte: «Durch die BoP hatten wir von vornherein wenig Chancen, und es ist für mich völlig unverständlich, was dort bei der Einstufung gemacht wurde. Man hat eindeutig gesehen, dass es eine völlige Fehlentscheidung war.» Auch Glock und van der Linde aren sportlich chancenlos.

«Wir müssen mit der DTM analysieren, wo die Probleme lagen. So einen Verlust hinzunehmen ist hart und tut weh», so Wittmann.

Tatsächlich läuft die Analyse bereits, ein Ergebnis gibt es aber noch nicht. Für die ITR und die AVL, die für die BoP zuständig ist, ist der Ärger unangenehm. Die Verantwortlichen haben aus dem Thema die ganze Saison über ein Versteckspiel gemacht und Daten zur BoP trotz Anfragen nicht veröffentlicht.

Man muss dazu sagen: Bislang war die BoP allerdings auch kein großes Thema, weil sie im Großen und Ganzen funktionierte. Bis Hockenheim. Das vorletzte Rennwochenende ist ohne Frage ein ungünstiger Zeitpunkt, vor allem wenn es um den Titelkampf geht.

Michael Resl, Director Competition & Technology bei der ITR, erklärte auf Anfrage: «Wir analysieren intensiv wie die Unterschiede in der Simulation und der tatsächlichen Performance auf der Strecke beim BMW hier in Hockenheim zu Stande kommen. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir dazu leider keine valide Auskunft treffen, auch wenn das natürlich für die betroffenen Teams und speziell für die Fahrer, die mit dem Auto ans Limit gehen, nicht zufriedenstellend ist», so Resl: «Oberste Priorität bei allen Beteiligten hat jetzt die Ursachenforschung. Abhängig vom Ausgang der Untersuchungen und dem damit erlangten Kenntnisstand möchten wir nicht ausschließen, dass wir die BoP für den Norisring noch einmal anpassen.»

Für Wittmannn kommt das aber wohl zu spät.


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