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Red-Bull-Aus nach Eklat? Bergers bitteres DTM-Fazit

Von Andreas Reiners
Das Finale hinterlässt einen bitteren Beigeschmack

Das Finale hinterlässt einen bitteren Beigeschmack

Es hätte so schön sein können. Ein gut besuchtes Saisonfinale auf dem Norisring, schönes Wetter und eine dramatische Titelentscheidung. Tja, hätte…

Gerhard Berger war am vergangenen Sonntag auf der großen Pressekonferenz nach dem letzten Rennen noch guter Dinge. Da referierte er erschöpft – aber zufrieden - nach einem anstrengenden Rennwochenende: «Das ist das, was die Fans brauchen, was der Sport braucht. Wir haben unsere Ziele erreicht.»

Wichtig für Berger, da er die DTM inzwischen auf eigenes wirtschaftliches Risiko führt: die Rückkehr der Fans trotz Corona-Krise. «Wir haben Licht am Ende des Tunnels gesehen. Wenn es keine weiteren Hürden gibt, werden wir die Fans 2022 zurückhaben. Sie haben am Norisring gezeigt, dass sie gewillt sind, zurückzukommen.»

Überraschendes Highlight

Sein persönliches Highlight überraschte ein wenig. «Arjun Maini auf dem Podium», so Berger. Der erste Inder in der Geschichte der DTM war am Samstag am Norisring als Zweiter auf das Podium gefahren, hatte insgesamt immerhin 48 Punkte eingefahren. «Einen indischen Fahrer auf Platz zwei zu haben, ist etwas Neues für die DTM. Ihn hatten wir nicht so auf der Liste, das war großartig», so Berger, der bereits über 2022 sprach.

In Zukunft wolle man wachsen, «größer werden. Mehr Leute an der Strecke, größere Events, mehr Autos, mehr konkurrenzfähige Teams. Wir arbeiten daran Schritt für Schritt. Stabilität haben wir erreicht, das war das Wichtigste. Jetzt müssen wir hart arbeiten, um den nächsten Schritt zu machen.»

Doch der dürfte nicht so einfach werden wie erhofft.

Denn mit ein wenig Abstand fällt das Fazit der ersten Saison ein wenig differenzierter aus, nach ein paar schlaflosen Nächten ist bei Berger Ernüchterung eingekehrt. Und das, obwohl viele Dinge in der neuen GT3-DTM gut funktioniert haben.

Doch klar: Das immer noch viel diskutierte Finale mit dem Abschuss des Gesamtführenden Liam Lawson durch Kelvin van der Linde und der Mercedes-Teamorder ist nun mal der letzte Eindruck, der bleibt.

Es ist ein schlechter Eindruck, sehr viele Fans haben deutlich zum Ausdruck gebracht, was sie von dem Rennen und der Titelentscheidung halten. Und da Berger stets klarstellt, dass man das Ganze nun mal für die Fans mache, ist das Feedback der Anhänger essenziell.

Und das Feedback war nach dem Norisring-Eklat teilweise desaströs.

«Was ich klar sagen muss: Beide Themen, die Mercedes-Stallorder und das Manöver von van der Linde, haben nicht nur Diskussionen ausgelöst, sondern der DTM einen Schaden zugefügt», stellte Berger am Donnerstag in der Bild klar: «Das tut mir wahnsinnig leid für alle Beteiligten, die zur Attraktivität der DTM in dieser Saison beigetragen haben und die alles dafür getan haben, dass die DTM für hartes, faires Racing bis zum letzten Rennen steht, bei dem der Beste gewinnt. Das ist uns im Finale leider nicht gelungen und schießt uns in der Gunst der Fans weit zurück.»

Dass ein Hersteller so viel unternimmt, um den offenbar immer noch prestigeträchtigen Titel zu gewinnen, ist für Berger kein Trost. «Das müssen die Fans entscheiden, ob sie so einem Vorgehen auch etwas Positives abgewinnen können. Ich als Sportler kann das jedenfalls nicht, weil beim Fahrertitel eine Verwässerung stattgefunden hat», sagte er.

Aus der Situation lernen

Sein Fazit: Die aktuelle Diskussion zeige, so Berger, «dass die Hersteller, in welcher Form auch immer, zwar engagiert sind, aber auch Einfluss nehmen. Das ist positiv, darf aber keine Auswirkung auf die Fairness haben», so der Österreicher. «Ich persönlich sehe Lawson auch nicht als Verlierer, da er nicht verloren hat, sondern aus dem letzten Rennen genommen wurde. Er hat sich sportlich fair verhalten und ist für mich der moralische Sieger.»

«Was 2022 betrifft: Wenn wir das aktuelle Thema aufgearbeitet haben, setzen wir natürlich alles daran, aus der Situation zu lernen und neue Autos, Fahrer und Teams in die DTM zu holen», so Berger.

Wichtig wird es aber auch sein, Teams aus dieser Saison zu halten. Denn ob Bergers nachträgliche Kritik reicht, um Red Bull und AF Corese an Bord behalten zu können, ist offen. Eine Entscheidung soll nach Informationen von SPEEDWEEK.com in der kommenden Woche fallen.

Der Hintergrund: Die Gefühle nach der Premierensaison des Experiments Red Bull – AF Corse – Lawson/Albon/Cassidy in der DTM waren höchst gemischt. Gerüchteweise soll in obersten Red-Bull-Ebenen eine Beendigung der Präsenz nach nur einer Saison überlegt worden sein. Ganz im Gegensatz dazu war die Saison bis zu diesem Zeitpunkt als eine höchst erfolgreiche und zufriedenstellende beurteilt worden. Doch der bittere Beigeschmack durch den Lawson-Abschuss lässt die Verantwortlichen das Engagement noch einmal überdenken.


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