Katastrophe droht: Der Hundehaufen muss an die Leine

Von Andreas Reiners
In der DTM knallte es zuletzt oft

In der DTM knallte es zuletzt oft

Der Titelkampf in der DTM ist vor dem sechsten Rennwochenende der DTM in Spa komplett offen. In Belgien ging es aber bereits vor den Rennen heiß her.

Denn es wurde Tacheles geredet, die jüngsten Beschwerden einiger Piloten über die Fahrweise kamen auf den Tisch und wurden mit Renndirektor Scot Elkins besprochen.

Elkins gilt dabei als Teil des Problems, denn der US-Amerikaner ist eher dafür, Rennen laufen zu lassen und setzt auf die Eigenverantwortung der Fahrer. Doch das führt dazu, dass Limits nicht nur ausgereizt, sondern auch übertreten werden. Und das inzwischen viel zu oft.

Am Freitag gab es eine Klarstellung im Regelwerk. «Die Fahrer müssen zwischen ihrem eigenen Auto und anderen Autos oder dem Rand der Strecke bei der Anfahrt und dem Ausgang einer Kurve einen ‚Rennraum‘ (mindestens eine halbe Fahrzeugbreite) lassen.».

Die Hoffnung ist, dass auf der Strecke wieder mehr Anstand herrscht. Denn geht es so weiter, könnte es problematisch werden, glaubt Tabellenführer Sheldon van der Linde.

«Wir haben viele Autos in der Startaufstellung, und dann ist an einem Punkt in der Saison eine Katastrophe programmiert», sagte van der Linde. «Wenn du 30 Profi-Rennfahrern die Möglichkeit bietest, so hart zu racen wie sie können, dann loten sie die Grauzonen aus und pushen sich gegenseitig, wo sie können.»

Zuletzt auf dem Nürburgring war der Streit um das Verhalten auf der Strecke ein Stück weit eskaliert, nachdem es bereits am Norisring im Samstagsrennen auf der Strecke wild zuging mit 16 Ausfällen. «Der Respekt ist nicht mehr da, jeder macht, was er will, wie ein kleiner Hundehaufen, der neu erzogen werden muss. Wie gesagt: So macht es keinen Spaß mehr», sagte der dreimalige Champion René Rast nach dem Nürburgring-Rennwochenende.

Seine Forderung: «Es muss härtere Strafen geben, damit sich die Jungs endlich mal an die Regeln halten», so Rast.

Früher habe es striktere Regeln gegeben, sagt Rast. Es galt die Vorgabe, dem Konkurrenten eine Wagenbreite Platz zu lassen. Ansonsten gab es eine Durchfahrtsstrafe.

In der GT3-Ära fehlte diese Vorgabe bislang, außerdem sind die Strafen zu lasch oder zu inkonstant, so die Kritik. Fakt ist: Mit Fünf-Sekunden-Strafen, wie sie oft ausgesprochen wurden, schockt die Rennleitung keinen Fahrer mehr, auch Gridstrafen schrecken offenbar nicht genug ab.

«Früher sagte der Renndirektor: 'Ich will nicht sehen, dass jemand den anderen auf der Außenseite von der Strecke schiebt und keinen Platz lässt'. Diese Regeln gibt es nicht mehr, es herrscht praktisch freies Fahren. Wenn jemand außen ist, macht man die Lenkung auf und schiebt ihn von der Strecke. Oder aber man bremst etwas später und schiebt den anderen raus», so Rast.

Früher habe man sich auf den anderen verlassen können, so Rast, der sein eigenes Vorgehen überdenken will, wenn sich nichts ändert. «Ich versuche, dem anderen Platz zu lassen. Aber wenn ich dann immer wieder der Dumme bin, mache ich das irgendwann nicht mehr. So weit möchte ich es aber nicht kommen lassen.» Er will hartes, aber faires Racing. Im Moment ist es nur hart.

Ein weiteres Problem im Vergleich zu früher: Waren die Class-1-Autos viel zu empfindlich und führten Berührungen oft zu vorzeitigen Ausfällen, kann mit den GT3-Autos munter reingehalten werden. Was viele dann auch ausnutzen, auch weil es keine künstlichen Überholhilfen wie das DRS gibt.

Rast fasst zusammen: «Das ist heute möglich, weil die Autos Kontakte dieser Art aushalten, es keine Regeln gibt, die dies verbieten und weil es so viele Autos im Feld gibt.» Zumindest die Regel wurde angepasst. Nun liegt es an den Fahrern, sie mit Anstand umzusetzen.


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