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Martin Tomczyk: «Trophy-Meister in die DTM»

Von Gerhard Kuntschik
Martin Tomczyk

Martin Tomczyk

Der frühere DTM-Champion (2011) Martin Tomczyk ist seit einigen Monaten sportlicher Leiter für DTM und die Nachwuchsserie DTM Trophy. Wir haben mit ihm gesprochen.

Im Einvernehmen mit Serienchef Gerhard Berger arbeitet der 40-jährige Rosenheimer an der ständigen Verbesserung des «Produkts». Zum Status quo vor dem Saisonfinale in Hockenheim nahm Tomczyk im Gespräch mit SPEEDWEEK.com Stellung.

Man hört, dass das Interesse an der DTM für 2023 ungebrochen groß ist. 27 Autos sind derzeit am Start, aber in der Nachwuchsformel Trophy waren es in Spielberg nur 17. Ist das ein Grund zur Sorge?

Auf dem Red Bull Ring fehlte mit Mikaeel Pitamber ein Fahrer krankheitsbedingt, dazu die beiden Autos nach dem Rückzug des T3-Teams im Lauf der Saison, also wären es eigentlich mal 20 Fahrzeuge gewesen. Das war das Ziel zu Beginn der Saison: Eine Zwei vorn stehen zu haben. Es ist perspektivisch die Bestrebung in der DTM Trophy, mehr als 20 Fahrzeuge am Start zu haben. Wir verfolgen in der DTM Trophy, wie auch in der DTM, das 'One Driver, one Car'-Konzept, also keine Fahrzeug-Teilung zweier Piloten, die sich das Budget aufteilen. Daher ist das Aufbringen der finanziellen Basis in diesem Konzept aufwendiger, hat aber vor allem einen Mehrwert in der Zusammenarbeit der Teams mit dem jeweiligen Fahrer und in der Einschätzung von dessen Performance.

Was erwartest Du für 2023?

Die Anfragen geben mir ein gutes Gefühl, dass wir ein größeres Feld haben werden. Der logische nächste Schritt, der die DTM Trophy nochmal attraktiver machen wird, ist der Aufstieg des Meisters in die DTM. Das haben wir schon von der Esports-Serie in die DTM Trophy. Der Esports-Meister Kevin Siggy bekommt 2023 ein voll finanziertes DTM-Trophy-Cockpit. Ich bin guter Dinge, dass wir es auch schaffen, den DTM Trophy-Meister in die DTM zu bringen. Da müssen wir an vielen Schrauben drehen, da steckt viel Budget dahinter.

Wird es funktionieren?

Ich bin optimistisch, dass wir in den nächsten Wochen einen Partner dafür haben. Es ist angedacht, dass der DTM Trophy-Meister einen subventionierten Fixplatz in der DTM bekommt. Das ist für mich ein logischer Schritt. Die Verknüpfung Trophy und DTM ist bereits durch einige Teams, die in beiden Serien antreten, eingeleitet. Auch in Sachen Reglement orientiert sich die DTM Trophy an der DTM. Der Aufstieg des DTM Trophy-Meisters in die DTM macht also sportlich Sinn.

Welche Schlüsse ziehst Du aus den Erfahrungen der heurigen DTM-Saison für nächstes Jahr? Was läuft gut, was sollte verbessert werden?

In Sachen Balance of Performance macht unser Dienstleister AVL einen sehr guten Job. Auf dem Nürburgring hatten wir 23 Autos in acht Zehntelsekunden, auf dem Red Bull Ring Samstag 24 in einer Sekunde. Die Leistungsdichte wird durch die BoP sehr gut zusammengehalten. Das ist ein guter Grundstein, den wir auch haben müssen. Die Ausgeglichenheit garantiert, dass die fahrerische Leistung genau dargestellt wird. Auch die Beobachtung der Track Limits durch unseren Partner Alkamel und dessen kamerabasiertes System ist eine Novität. Alle Verstöße werden durch die Kameras sofort aufgezeichnet, das Bild wird noch einmal kontrolliert und mit der Enter-Taste am Computer wird der Verstoß publik gemacht. Alle Bilder können bei Bedarf von jedem einzelnen Fahrer eingesehen werden. Es gab noch keinen Irrtumsfall, der eine Rücknahme nötig gemacht hätte. Dieses System ist bei uns bisher exklusiv in Verwendung.

Neu ist auch der Renndirektor…

Mit Scot Elkins haben wir ein wenig den 'American Way of Racing'in die DTM geholt. Wir haben im Winter gemeinsam das Reglement überarbeitet, komplizierte Formulierungen herausgenommen. Für Scot sind Tourenwagen und DTM neu, aber die Fahrer vertrauen ihm. Er wird von den Piloten geschätzt.

Wie bei einigen Fahrern kann es auch bei Elkins, der ja auch Renndirektor der Formel-E-WM ist, Überschneidungen im Kalender geben. Wo liegt seine Priorität?

(Schmunzelt) Ich gehe momentan davon aus, dass wir - nach einem Blick in die Kalender - 2023 kaum bis keine Überschneidungen haben werden. Es ist unser Ziel, Scot als Renndirektor zu halten.

Gibt es neue Ideen im organisatorischen Bereich?

Ideen gibt es immer. Auch kurzfristige, die sich plötzlich bei einem Event ergeben. Bestimmt gibt es auch nach der Saison konstruktive Diskussionen über Verbesserungen – in sportlichen Belangen, noch mehr Attraktionen und Möglichkeiten für die Zuschauer vor Ort und für die Fans vor dem Bildschirm. Wir versuchen, die gute und stabile Basis stets zu optimieren.

Wird sich beim Rahmenprogramm etwas ändern?

Wir sahen in Spa, dass alte Formel-1-Autos super gut ankommen beim Publikum, schon allein wegen des Sounds. Aber das muss nicht auf jeder Strecke funktionieren. Wir haben die DTM Classic mit den früheren DTM- und DRM-Autos, da bekamen wir heuer ganz tolle Reaktionen. Die Fans spüren das Rennsportflair dabei besonders. Wir wollen jedenfalls mit unseren Angeboten an die Fans ein möglichst breites Spektrum abdecken. Bis zu E-Karts und Hüpfburgen für die Kinder, die auch Unterhaltung wollen. Es hilft nichts, wenn es nur den Eltern gefällt und sich die Kinder langweilen. Weil dann müssen auch die Eltern heimgehen.

Wir kommt ihr mit dem Elektroprojekt voran? Gibt es schon den lang gesuchten strategischen Partner?

Wir sind in Gesprächen für die DTM Electric. Das ist eines der größten Motorsportprojekte weltweit. Die gesamte Entwicklung geht von uns aus. Wir treiben das Projekt weiter mit den Partnern Mahle und Schaeffler voran. Wir konnten in Spielberg ein Soundmodell von Schaeffler präsentieren. Am Ende wird der Fan entscheiden, ob die DTM Electric akzeptiert wird. Wir versuchen, ein einzigartiges Projekt auf die Beine zu stellen, das sich von anderen vor allem bei der Performance abhebt, aber auch vom Design. Und wir wollen Emotion reinbringen.

Hält der Zeitplan bis zum Debüt 2024?

Wir streben 2024 als Beginn an, da wollen wir damit auf der Strecke sein.

Mit welcher Teilnehmerzahl?

Das ist ein ganz neues Feld, das es so noch nicht gab. Auch das Rennformat wird anders sein. Das Teilnehmerfeld muss sich ergeben. Wir konzentrieren uns zunächst intensiv auf die Entwicklung des Fahrzeugs. Danach beschäftigen wir uns mit dem Rennformat und dem Teilnehmerfeld.

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