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Ralf Schumacher im ausführlichen Zukunftsgespräch

Von Jonas Plümer
Ralf Schumacher spricht im Interview auf der DTM-Website über die erste Saison der Rennserie unter ADAC-Flagge, die Elektrifizierung des GT-Sports, seinen Sohn David Schumacher und die Zukunft.

Der ehemalige Formel-1 und DTM-Pilot Ralf Schumacher hat sich mittlerweile als TV-Experte bei Sky in der Formel 1 einen Namen gemacht und ist auch immer noch im Umfeld der DTM aktiv. Ob als Partner bei der Siegerehrung mit seinem «Schumacher Selection» Schaumwein oder als Vater von Mercedes-AMG-Fahrer David Schumacher. Auf der DTM-Website äußert sich Schumacher über den Motorsport in Deutschland, die Zukunft der DTM und Sohn David.

Deutschland hatte in diesem Jahr zwei Motorsport-Großevents, die auch sehr gut von Fans und Zuschauern angenommen wurden: die MotoGP am Sachsenring und den Rallye-WM-Lauf in Niederbayern. Das spricht doch für eine Motorsport-Begeisterung im Land?

Ralf Schumacher: «Ich glaube, dass viele Menschen durch das Thema Motorrad, die Freiheit genießen und die Natur erleben. Außerdem ist Motorradfahren etwas für den Otto-Normalverbraucher: noch einigermaßen erschwinglich im Vergleich zu vielen Sportwagen. Deshalb glaube ich, dass auch deswegen so viele Fans zur MotoGP gehen. Was da insbesondere am Sachsenring bei der MotoGP in den letzten Jahren aufgebaut worden ist, das sucht nicht nur im Motorsport weltweit seinesgleichen – meinen großen Respekt an alle, die solch ein Mega-Event stemmen! Und bei den Rennen ist bis zur letzten Kurve eine super Spannung. Das muss man den Motorrad-Rennen einfach lassen. Das ist super, auch ich schaue hin und wieder begeistert hin.»

… wie schaut es mit Rallye-Sport aus? Nach einer Pause war in diesem Herbst endlich wieder ein Rallye-WM-Lauf in Deutschland.

«Der Rallye-Sport ist etwas, den ich unheimlich respektiere. Es ist zwar sehr gefährlich und ich hätte ehrlich gesagt, nicht den Mut, sowas zu machen. Und ich bin immer wieder erstaunt über die Beifahrer, was die mit ihren Roadmaps machen, den Fahrer führen – das ist unglaublich, sowas finde ich toll. Mir selbst fehlt allerdings etwas das Gefühl dazu. Schade, dass wir in Deutschland eigentlich nur unsere Motorsport-Legende Walter Röhrl als Gallionsfigur für den Rallye-Sport haben. Sébastien Ogier ist nicht nur extrem erfolgreich, sondern dazu noch ein super sympathischer Typ – wir haben uns einige Male schon privat getroffen. Trotz seiner deutschen Frau Andrea Kaiser langt es für ihn aber leider dann doch nicht als Deutscher auf die Piste zu gehen (grinst).»

Es gibt immer wieder das Thema der GT3-Fahrzeuge, welche einen wesentlichen Teil des Motorsports inzwischen ausmachen. Das hängt auch vom Verbrenner-Thema ab. Außerdem wird immer über die Einsatzmöglichkeiten von Hybrid und Elektroantrieben auch im GT-Sport diskutiert. Wohin siehst Du die Entwicklung und mit welchen Konsequenzen?

«Ja, die GT3-Serien machen mir schon ein wenig Sorgen. Das fängt aber bei den Werken an, die sich das Geschäft leicht machen und teils eine – nennen wir es mal – «halb-schwangere» Unterstützung bei den Teams betreiben. Sie verlassen sich außerdem einfach zu sehr auf die Teams. Die haben aber nicht das Geld, um permanent Spitzen-Ingenieure zu zahlen, fixe Mechaniker und kompetente Mitarbeiter in allen Bereichen zu haben. Dementsprechend ist nachher das Ergebnis, so wie es ist.»

Elektro, Hybrid - kein Thema?

«Wenn man ehrlich ist, ist das nur ein Thema für die Formel 1. Die Autos im GT-Bereich wiegen jetzt schon 1,4 Tonnen und hätten dann einige Kilo mehr – der Batterie geschuldet. Im Moment wären die GT3-Autos einfach zu schwer und je mehr Masse sie haben, wird das irgendwann auch mal eine Sicherheitsfrage. Mir wäre es persönlich lieber, wenn man sich jetzt auf komplett CO2-neutrale Kraftstoffe einigt und man muss sehen, was die Zukunft bringt»

Lass uns auf die DTM blicken: In diesem Jahr war das erste Jahr in Verantwortung des ADAC. Es war ein anspruchsvolles Jahr mit einer soliden Grundlage. Wohin führt aus Deiner Sicht der Weg?

«Im nächsten Jahr kommen neue Hersteller, das wird der DTM sicherlich noch mal etwas mehr Push bringen dürfen, auch sportlich. Diese werden sicherlich super motiviert an das Thema heran gehen und vorne was reißen wollen. Das heißt aber auch, sie werden viel Geld investieren, viel testen, werden gute Leute abwerben und das wird natürlich sukzessive dann eine Spirale auslösen. Da sind nun alle Beteiligten gefragt, dies zu beobachten beziehungsweise frühzeitig einzudämmen. Einige bestehende Teams können da bestimmt noch einmal mithalten. Deshalb wird 2024 bestimmt eine spannende Saison werden.»

Kosten sind immer ein großes Thema und werden gerade auch in der DTM intensiv diskutiert. Wie sollte man agieren, was braucht es um die Kosten zu senken und den Sport am Leben zu erhalten?

«Man muss vorsichtig sein, indem man in der DTM versucht, sich ein bisschen «tot» zu sparen. Neue Technikpakete bei Reifen, Fahrzeugen und Teams haben in diesem Jahr sicherlich zu einem hohen Testaufwand geführt. Das ist ein Thema, das man im Blick haben und adressieren sollte. Der Testaufwand ist aber nur eine Facette, der GT3-Sport ist generell zu teuer geworden. Die Autos haben bei 400.000€ und auch darunter angefangen, neue Modelle Kosten nun bis zu 750.000 Euro. Ich glaube, mehr muss man dazu nicht sagen.»

Ein deutliches Zeichen der Loyalität und Planbarkeit hast Du in Sachen Partnerschaft mit der DTM gesetzt. Nächstes Jahr wird nach den Rennen weiter mit «Schumacher Sparkling» gefeiert. Ein Zeichen der Zufriedenheit mit dem Engagement?

«Ich bin mit der Zusammenarbeit bislang sehr zufrieden. Ich habe dem Motorsport sehr viel zu verdanken und wenn nicht in der DTM sich engagieren, wo sonst? Die Formel 1 ist finanziell noch zu groß für uns. Vielleicht ist das irgendwann etwas für die Zukunft. Aber mit dem ADAC die Partnerschaft auch neben der DTM in den anderen Serien umzusetzen, ist einfach gut und richtig.»

Wie ist denn die Rückmeldung über die Saison gewesen?

«Wenn Gäste oder jetzt sogar Fans meine Schumacher-Weine probiert haben, war das Feedback stets sehr positiv. Von dem her: ja, die Rückmeldungen sind wirklich gut und die Produkte kommen anscheinend sympathisch rüber.»

Abseits von Podium und Hospitality: Können sich auch die Fans im Fahrerlager auf mehr «Schumacher»-Präsenz freuen? Am Nürburgring war in diesem Jahr der Wein-Ausschank bereits im Paddock. Wird das Angebot ausgebaut?

«Das haben wir geplant. Das ist natürlich immer sehr aufwendig, auch finanziell. Ich schaue, dass wir nächstes Jahr eventuell schon früher als geplant die nächste Stufe hinbekommen, weil es am Nürburgring im Fahrerlager trotz des Wetters wirklich gut angenommen wurde.»

Mit den letzten Fragen schauen wir auch auf Deinen Junior David. Wie fällt Dein Jahresfazit zu seiner Saison aus?

«Was David betrifft, der ist jetzt im GT-Bereich angekommen. Das dauert einfach etwas, bis man diese Autos versteht. Natürlich hat David auch Fehler gemacht, aber vom Grundspeed war er deutlich schneller als im Jahr davor. Wir haben ziemlich lange gebraucht, um ein Problem am Auto zu finden. Das haben wir leider erst zum letzten Rennwochenende abstellen können. Das hat man auch gleich im Qualifying gesehen. Das Ganze hat mich echt total geärgert, deshalb habe ich das Team angesprochen. Aber das ist nun mal so im Motorsport, da ist keine Absicht dahinter, sondern da muss man sich einfach ein bisschen mehr Mühe geben und mehr ins Detail schauen. Aber es war auch sehr schwierig in diesem Jahr überhaupt in diesem Feld.»

Wohin führt Davids Weg?

«Da sind wir derzeit noch in Gesprächen.»

Nochmals ein Themenwechsel: Du hast eine neue Partnerschaft gestartet und beschäftigst Dich mit Gebrauchtwagen. Wie kam es dazu?

«Bei einer Umfrage ist mein Name im Zusammenhang mit den Begriffen ‚Vertrauen‘ und ‚Kompetenz‘ beim Thema Automobil «aufgeploppt». Wir haben uns mit den Kollegen von «wirkaufendeinauto.de» unterhalten und ich finde das wirklich sehr interessant, was dort gemacht wird: Das System ist sehr fair, es besteht keine Verpflichtung, man bekommt einen Preis genannt und kann überlegen. Ich habe es anders auch schon selbst erlebt, als ich das eine oder andere Auto beim Händler verkaufen wollte. Ich glaube die neuen Spots mit mir als Markenbotschafter von wirkaufendeinauto.de kommen ganz gut an, das freut mich (grinst).»

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