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Show ist Show, und Racing ist Racing!

Kolumne von Marcus Lacroix
DTM-Stadionevent in München

DTM-Stadionevent in München

Einige Gedanken zum Stadion-Event der DTM in München.

Die meisten der – in der Regel selbst ernannten – «echten Motorsport-Fans» lehnen so einen DTM-Stadion-Event pauschal und kategorisch ab. Zu künstlich, Zirkus, Kirmes, langweilig, was auch immer da vor und nach der Veranstaltung zu hören und zu lesen war. Ich kann das nachvollziehen, weil es mir sehr ähnlich geht. Und nicht nur mir, wie ich in vielen Gesprächen am Wochenende in München erfahren konnte.

Die Idee, die DTM zum Volk zu bringen, statt nur darauf zu warten, dass es von selber kommt, ist zunächst mal nicht verwerflich. Ich bin mir sicher, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil der Menschen, die am Wochenende ins Olympiastadion gekommen sind, bis dato mit der Rennserie nicht viel am Hut gehabt hat. «Und wenn nur ein Teil von ihnen Geschmack an der DTM findet, haben wir etwas erreicht», sagt Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich.

Und wer sich zwischendurch mal auf die Tribünen gesetzt hatte, musste fast den Eindruck bekommen, die Leute hätten tatsächlich ihren Spass. Die Stimmung jedenfalls war ziemlich gut. Das Rahmenprogramm mit den Red Bull X-Fighters, den Supermoto-Jungs (unter die sich nach seinem Ausscheiden am Sonntag auch Timo Scheider mischte) oder Stuntdriver Terry Grant übrigens auch. Das Ganze in den wunderschönen Olympiapark gebettet, daneben noch einiges zu gucken in der Markenwelt, ein bisschen Musik von Frau Heinzmann oder wem auch immer, und dann kann sowas durchaus ein netter mehrstündiger Zeitvertreib für die ganze Familie sein.

Deswegen gefällt es dem Race-Puristen trotzdem nicht, schon klar. Aber eben: Um den geht’s bei der Nummer auch gar nicht in erster Linie. Der war, sofern er aus dem bayerischen Bereich kommt, ohnehin zwei Wochen vorher am Norisring.

Doch jetzt kommt das ganz grosse, fette, unterstrichene und laute ABER: Ein Show-Event ist ein Show-Event und muss das auch bleiben. Ein reguläres Meisterschaftsrennen ist etwas ganz anders. Auch wenn es sicher für Veranstalter und Zuschauer die attraktivere Variante wäre, wenn es für das Stadion-Treiben Punkte gäbe.

Eine klassische DTM-Veranstaltung läuft nach einem bekannten, überschaubaren und logischen Modus ab. Wer schnell im Qualifying ist, startet vorne, wer schnell im Rennen ist, fährt meist auch eine gute Platzierung ein. Jeder kennt das Reglement, weil es immer gleich ist.

Im Stadion ist das anders, weil der Erfolg von Zufällen und äusseren Umständen abhängig ist. Etwa, welchem Gegner ein Pilot zugewiesen wird. Beispiel Achtelfinale Sonntag: BMW-Kalifornier Joey Hand hätte mit seiner Zeit von 1:53,5 vier andere Duelle gewonnen – aber leider nicht das gegen seinen Kontrahenten Mattias Ekström. Nur auf Zeit kann man auch nicht gehen. Dann hätten Bruno Spengler und Adrien Tambay beide in die Röhre geguckt, als es in ihrem Achtelfinale zu regnen begann.

Schon am frühen Morgen in der Vorausscheidung musste man auf Bahn 2 fahren, um weiterzukommen. Die war nämlich schneller. Auf zwei synchron gespiegelten Bahnen exakt gleiche Bedingungen zu schaffen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Also müssen alle Fahrer auf derselben Strecke fahren – und das wiederum geht nur, wenn sich die Fahrspuren irgendwo mit Hilfe einer Brücke kreuzen (so wie beim Race of Champions). Sonst kapiert wieder keiner auf der Tribüne, wer gerade vorne ist, siehe letztes Jahr.

Wäre es in München um Punkte gegangen, hätte die Rennleitung viel härter durchgreifen müssen. Es standen nämlich auch andere ausser Roberto Merhi beim einen oder anderen Start leicht ausserhalb ihrer Startbox. Von einigen Zuckern vor Erlöschen der Ampel ganz zu schweigen. Renndirektor Sven Stoppe hielt sich mit Sanktionen zurück, und das war auch gut so. Weil bei einem Show-Event halt die Show das Wichtigste ist. Wer sich ungerecht behandelt fühlt, macht die Faust im Sack und geht sich ein Stück Kuchen holen. Bei einem Meisterschaftslauf wäre das anders.

Und wie soll man überhaupt bepunkten? Nach demselben Schema wie bei einem normalen Rennen? Sind drei Tage auf Messers Schneide in Zandvoort gleich viel wert wie zwei Tage Mickey-Maus-Piste im Stadion? Lohnt es sich wirklich, für einen Event ein komplett neues Sportliches Reglement zu schreiben (das müsste man, wenn es ein Wertungslauf wäre)? Also bitte ...

Deswegen lasst bitte den Quatsch mit den Punkten! Gegen einen Show-Event ist nichts einzuwenden, weil die Hersteller selber wissen müssen, ob ihnen das den finanziellen und logistischen Aufwand wert ist. Und dann soll einfach weiterhin jeder selber entscheiden, ob er hingeht oder nicht. Ist ja ein ziemlich freies Land hier.

Ganz nebenbei: Noch ist gar nicht klar, ob der noch bis 2013 laufende München-Vertrag überhaupt erfüllt wird. Den Organisatoren um Olympiapark-Geschäftsführer Ralph Huber bläst seitens Anwohner und Umweltschützer ein ganz eisiger Wind ins Gesicht. Deswegen, auch wenn momentan keiner drüber spricht, hat die ITR bereits erste Gespräche mit den Betreibern des Friedrich-Ebert-Stadions in Berlin-Tempelhof geführt.

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