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Mattias Ekström: «Trinken bis zum Umfallen»

Von Andreas Reiners
Auf Entzug: Mattias Ekström

Auf Entzug: Mattias Ekström

DTM-Pilot Mattias Ekström im SPEEDWEEK.de-Interview über Aberglauben, die kommende Saison und Trinkgelage.

Herr Ekström, sind Sie nach der langen Winterpause schon auf Entzug?

Sicher! Aber meine Winterpause war trotzdem spannend, weil ich jede Testfahrt gemacht habe. Ich bin jeden Monat einmal Rennauto gefahren. Dann habe ich noch ein zweites Kind bekommen, ein kleines Mädchen. Außerdem habe ich noch Sport gemacht, mein Winter war nicht langweilig.

Man sagt, wenn ein Rennfahrer ein Kind bekommt, ist er eine Sekunde langsamer…

Beim ersten Kind ist er eine Sekunde langsamer, beim zweiten ist er zwei Sekunden schneller. Letztes Jahr mit einem Kind hat es ja nicht funktioniert, deswegen haben wir jetzt das zweite Kind bekommen.

War die Formel 1 eigentlich nie eine Option für Sie?

Nein. Wenn man ein armer Junge aus den schwedischen Wäldern ist, dann dauert es ewig, bis man Geld für den Formelsport hat. Man muss ja von unten bis oben fahren, um eine Chance zu haben. Die Voraussetzungen habe ich nicht gehabt. Und ganz ehrlich: Ich bin auch froh! Ich habe so viel erlebt mit der NASCAR, Rallye, DTM und ein bisschen Le Mans. Ich bin glücklicher als viele Formel-1-Fahrer, die vergeblich versucht haben Weltmeister zu werden.

Mit der letzten Saison sind Sie vermutlich nicht so zufrieden…

Nein, es gibt viel Verbesserungspotential. Was den allgemeinen Fahrspaß angeht war ich von Audi immer verwöhnt. Mein Auto hat immer gemacht, was ich wollte. Das war letztes Jahr nur teilweise so und wir waren auch nicht immer schnell unterwegs. Aber dafür haben wir die Wintertests gehabt, um zu verbessern, was man verbessern kann. Das eingefrorene Reglement kommt uns aber nicht entgegen.

Wo steht Audi denn im Vergleich zu den anderen beiden Herstellern?

BMW ist dieses Jahr Meisterschaftsfavorit, dann kommt Mercedes. Wir werden kämpfen, um vorne mitzufahren. Wir haben an der Fahrbarkeit gearbeitet. Gerade bin ich glücklicher, aber ob wir schnell genug sind, das sehen wir beim ersten Qualifying. Es ist schwer zu sagen, wo wir gerade stehen, aber ich habe ein gutes Gefühl.

Die Formel 1 macht immer ein Geheimnis um die Testfahrten. Ist das in der DTM auch so, dass gepokert wird?

Jeder fährt das, was er vorhat. Keiner fährt mit leerem Tank und voller Motorleistung und perfektem Setup, um tolle Rundenzeiten zu fahren und zu zeigen, wo der Hammer hängt. Man bekommt ja keine Punkte dafür. Man versucht die Rennabstimmung zu verbessern. Aber das kann man alles als Maßstab vergessen. Der wahre Maßstab kommt in Hockenheim in der Quali.

Sind Sie eigentlich abergläubisch?

Mal ja, mal nein.

Sie haben 2004 Titel geholt, dann wieder 2007, drei Jahre später. Jetzt sind 6 Jahre vergangen, das ist das Doppelte von drei. Sie wären also wieder dran.

Jetzt bin ich voller Aberglauben, das passt doch perfekt. Meine Startnummer ist die 11. Denn 11 bedeutet Doppelmeister und nächstes Jahr träume ich von der 111. Spaß beiseite: Jeder Fahrer glaubt und hofft, dass es ein gutes Jahr wird. Gutes Omen hin oder her: Wir müssen schnell genug sein.

Jamie Green ist Ihr Teamkollege. Sie sind beide erfolgreiche Alphatiere. Ist das ein Vor- oder ein Nachteil?

Das ist perfekt. Ich habe viel Respekt vor Jamie auf der Strecke. Wir kommen gut klar. Wir hatten unsere Unfälle, aber neben der Rennstrecke ist er ein super netter Mensch. Er ist schnell und professionell. Ich bin sicher, dass ein starker Fahrerkader das A und O für ein erfolgreiches Team ist.

Warum ist Sebastien Loeb für Sie der beste Rennfahrer aller Zeiten?

Er macht sehr wenig Fehler, er hat sehr viele erfolgreiche Jahre hinter sich. Auf Schnee, Eis, Asphalt und Schotter. Er ist über so viele Jahre sehr diszipliniert geworden und er ist immer ein fairer Sportler.

Was fehlt Ihnen dazu, der beste Rennfahrer der Welt zu sein?

Dafür muss man in der Formel 1 oder Rallyefahrer und dann noch konstant gut über viele Jahre sein. Dass man auch mit nicht so guten Autos seine Plätze und Siege einfährt, macht einen guten Rennfahrer aus. Wenn das Auto einen Tick zu viel untersteuert, bin ich selbst einen Tick zu schwach. Das mag ich nicht an mir selbst. Ich kann zwar nicht darüber lachen, ich habe aber versucht, es zu verbessern. Die richtig guten Fahrer wie Schumacher oder Loeb, die haben die Fähigkeiten, auch die schlechten Tage zu guten zu machen.

Von der Mama gibt es bei den Rennen immer Haferbrei. Was gibt es denn, wenn Sie den Titel holen?

Ich war noch nie richtig besoffen in meinem Leben. 2004 war ich ein bisschen betrunken, auch 2007 war ich ein bisschen betrunken. Aber ich hab mir vorgenommen, wenn ich noch einmal Meister werde, dass ich mir jemanden hole, der auf mich aufpasst. Und dann trinke ich, bis ich nicht mehr stehen kann. Das habe ich in meinem Leben noch nie probiert. Ich war noch nie so besoffen, dass ich nicht mehr stehen konnte. Aber das muss in einem guten Umfeld sein und jemand muss auf mich aufpassen. Nicht in der Öffentlichkeit.

Haben Sie sich schon Gedanken gemacht, was Sie nach dem aktiven Rennsport machen?

Ja, das mache ich oft. Ich kann mir alles Mögliche vorstellen. Ich muss etwas mit Menschen machen. Wenn sich im Sport etwas ergibt, wäre das toll. Technik oder Sport sind ein Muss. Wenn man das kombinieren kann, dann gerne.

Wäre Teamchef in der DTM etwas für Sie?

Ich weiß nicht, ob ich dafür gut genug bin. Aber ich lasse mich überraschen, was kommt. Arbeitslos werde ich nicht, da bin ich sicher.

Wie lange wollen Sie noch fahren?

So lange ich konkurrenzfähig bin. Ich denke aber, dass ich mit einer 4 vorne nicht mehr im Motorsport aktiv bin. Mit 39 würde ich sicher kündigen.

Welches Rennen möchten Sie nochmal fahren?

Ich würde gerne nochmal die Schweden-Rallye fahren. Und ganz ehrlich: Einen Formel-1-Test würde ich auch gerne einmal machen. Kein Rennen, nur einen Test, um zu probieren, wie so ein Test ist. Und dann noch ein paar Mal DTM-Meister werden. Das wäre schon mein Traum-Karriereende.

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