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Mike Rockenfeller: «Das spricht immer für Audi»

Von Andreas Reiners
Mike Rockenfeller und Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich

Mike Rockenfeller und Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich

Mike Rockenfeller war 2012 der beste Audi-Pilot. Im zweiten Teil des SPEEDWEEK.de-Interviews spricht er über seinen schweren Unfall und die Treue zu seinem Arbeitgeber.

Inwiefern hat dein schwerer Unfall 2011 deine Fahrweise verändert?

Als ich letztes Jahr Le Mans gefahren bin, habe ich an der einen oder anderen Stelle gemerkt, dass ich über etwas nachgedacht habe, über das ich sonst nie nachgedacht hätte. Wenn ich einen überholt habe und gemerkt habe, dass er die gleiche Tendenz wie damals der Ferrari hatte, habe ich kurz mal gezuckt. Ein paar Runden hat es gedauert, dann war es aber auch weg. Sonst habe ich das nie gemerkt. Ich war ja auch nicht schwer verletzt. Es sah schlimm aus und ich hatte Glück, aber für mich hat das keinen Unterschied gemacht danach.

Muss das in einem Rennfahrer drin sein? So wie bei einem Fußballer und einem Kreuzbandriss zum Beispiel?

Pauschal ist das schwer zu sagen.  Wenn ich monatelang im Krankenhaus gelegen hätte oder im schlimmsten Fall dem Tode nahe gewesen wäre, hätte das vielleicht für eine Veränderung gesorgt. Aber ja, wahrscheinlich ist es wie beim Fußballer und bei jedem Menschen, der von klein auf etwas macht. Ich sehe Rennsport ja auch nicht als Gefahr.

Wie wichtig ist es dann, sich sofort wieder ins Auto zu setzen?

Du musst fit sein, dann kannst du auch wieder fahren. Aber vom Kopf her: bei mir war nicht einmal beim nächsten Rennen am Norisring, auch wenn das sehr schwach war, irgendwas anders. Ich kann mich auch kaum an etwas vom Unfall erinnern. Es war auch nie so, dass ich davon geträumt habe oder nachts aufgewacht bin. Ich hatte da wohl Glück. Das einzige, was mich gestört hat war, dass wir gut in dem Moment waren und wieder aufgeholt hatten. Die Chance in Le Mans zu gewinnen hat man nicht oft. Nachdem ich gemerkt habe, dass mir nichts passiert ist habe ich nur gedacht: ‚Scheiße, scheiße, scheiße, das Rennen ist gelaufen.‘ Da ist man im ersten Moment aber auch natürlich nicht ganz zurechnungsfähig.

Du gehörtest zu den konstantesten Piloten letztes Jahr. Was fehlt noch zu einem Spitzenplatz?

Ein schnelleres Auto. Ich selbst bin absolut in der Lage, mit den anderen Spitzenpiloten mitzuhalten.

Wo musst du dich noch verbessern?

Es gibt immer Dinge, die man verbessern muss. Letztes Jahr zum Beispiel war ich von den Audi-Piloten mit dem Material, das ich hatte, der beste. Konstanz gehört immer dazu. Und wenn das Auto schnell ist, ist es relativ einfach. Ich fahre schon lange DTM, aber erst zwei Jahre auf Top-Material. Und ein Jahr davon hatte ich einen schweren Unfall, also muss man das immer relativieren. Ich glaube, dass ich das kann. Sonst hätte ich mich letztes Jahr nicht für die DTM, sondern für Sportwagen entschieden. Ich habe mir das letzte Jahr vom Material her natürlich anders vorgestellt. Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich mich vielleicht anders entschieden. Aber das weiß man nie, so ist Motorsport. Aber ich bin Vierter geworden, ich hatte ein gutes Jahr, auch wenn es nicht zufriedenstellend ist. Für mich persönlich war es also ein Erfolg. Ganz so falsch war die Entscheidung also nicht.

Was ist dein Ziel für die neue Saison?

Selbst wenn das Auto nicht das schnellste ist, kann man immer noch die Meisterschaft gewinnen. Sonst hätte man ja gar keine Motivation. Das Ziel ist, das Beste herauszuholen.

Hast du das letztes Jahr geschafft?

Von zehn Rennen war ich bei achteinhalb bis neun zufrieden mit meiner Leistung. Da konnte ich immer sagen, ich habe alles gegeben und nicht bewusst einen Fehler gemacht. Ich versuche mich, in der neuen Saison zu verbessern. Da gibt es sowohl bei mir als auch beim Team Phoenix Potential. Wir haben im Winter hart daran gearbeitet.

Wenn es 2013 wieder nicht für ganz vorne reicht: Was machst du dann?

Da werde ich mir dann im Winter überlegen. Es ist ja immer die Frage, ob man eine Wahl hat. Das ist ja kein Wunschkonzert. Am Ende entscheidet das mein Chef. In der Vergangenheit konnten wir die Entscheidungen immer zusammen treffen. Dann schaut man, wie die Perspektiven sind, wie Audi mich sieht und wie ich das Ganze sehe. So wird es dann auch wieder laufen. Das kann man jetzt noch nicht sagen. Wenn dieses Jahr nicht mehr drin ist, muss ich sagen können, dass ich das Beste herausgeholt habe.

Kommt für dich ein Wechsel innerhalb der DTM in Frage?

Nein, eigentlich nicht. Manchmal ist ein Wechsel vielleicht ganz gut, um Neues kennenzulernen. Aber was Audi mir bietet – Le Mans und DTM zu fahren – können mir BMW und Mercedes nicht bieten. Das spricht immer für Audi.

Hilft dir eigentlich die Ausbildung zum KFZ-Mechaniker in der DTM?

Da ich noch nicht so erfolgreich war, kann ich sagen, dass es nicht so viel hilft (lacht). Ich glaube, dass ein technisches Verständnis grundsätzlich hilfreich ist. Bei mir hatte die Ausbildung aber einen anderen Hintergrund. In der DTM ist es auch nicht so ausschlaggebend.

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