Extrem-Enduro bleibt ohne WM
Jeder Extrem-Enduro-Veranstalter kocht sein eigenes Süppchen
Im Oktober 2009 liessen sich fünf Raubtiere namens Karl Katoch (Erzbergrodeo), Martin Freinademetz (Red Bull Romaniacs), Steve Ireland (Tough One), Fabio Fasola (Hell’s Gate) und Uli Hanus (Roof of Africa) zusammen mit Dompteur Jeff Pakosta (Throttle Entertainment) im Münchner Flughafen ablichten, um der Welt mitzuteilen, dass man mit der «World Extreme Enduro Championship» (WXEC) einen Zirkus gründete, in dem sich die fünf «wichtigsten» Veranstaltungen zu einer Weltmeisterschaft zusammengeschlossen haben.
Man kündigte 2009 für das Jahr 2010 eine Warm-up-Saison an, in der noch kein Titel vergeben, aber das verbindliche Reglement der WXEC festgelegt und Sponsoren gewonnen werden sollten. Ganz toll sollte alles werden, ein richtig attraktives Preisgeld für die Fahrer wurde versprochen. Die Industrie, die Fahrer und die Zuschauer waren sich einig: Ja, der immer populärer werdende und medienwirksame Extrem-Enduro-Sport hat eine Weltmeisterschaft verdient.
Euphorisch machten sich die Fahrer aus aller Welt an die Arbeit, um sich auf die WM entsprechend vorzubereiten. Dazu gehört eine langfristige Planung – auch im Bereich der persönlichen Sponsoren, die nun mit einer WM und der damit verbundenen erhöhten Wirksamkeit ihres Engagements geködert werden konnten. Keine Einigkeit. Nun gibt es aber Raubtiere, die im Rudel jagen. Weil sie wissen, dass sie gemeinsam schneller ans Ziel, zur Beute, kommen. Im WXEC-Zirkus – man kann es wirklich nicht anders nennen – hat man sich allerdings bereits gegenseitig zerfleischt, bevor man überhaupt in die Nähe der Beute gelang. Denn die bekannten Herren vom Münchner Foto konnten sich partout nicht darauf einigen, wie die Jagd denn im Detail angegangen und die Beute (Reglement, Erlöse, Rechte usw.) aufgeteilt werden soll. Sicher keine einfache Sache, aber auf jeden Fall lösbar.
Doch Dompteur Jeff Pakosta konnte die Meute mit ihren unterschiedlichen Vorstellungen, aber kaum unterschiedlich grossen Egos, nicht bändigen. Das Tuch war nach über einem Jahr der Verhandlungen zerschnitten und die an der Serie interessierten Sponsoren am Ende vergrault. Doch nun griff sich Pakosta unmittelbar vor der Siegerehrung der Red Bull Romaniacs in Sibiu das Mikrofon, um der versammelten Extrem-Enduro-Elite zu verkünden: Man sei über die Querelen der Vergangenheit nicht glücklich. Aber die WXEC fände nun statt, allerdings ohne das Erzbergrodeo! Das erste Rennen der Serie solle mit der Roof of Africa Ende November 2011 in Lesotho stattfinden und der Extrem-Enduro-Weltmeister auf dem letzten Event, der Red Bull Romaniacs, 2012 gekürt werden. Hört, hört.
Wurden Details wie Reglement, Preisgelder, Punktesystem usw. verkündet? Fehlanzeige! Gibt es eine schriftliche und verbindliche Information? Nein! Gab es eine Reaktion im Publikum? Nicht die geringste! Im Gegenteil, diese Ankündigung hat keiner ernst genommen. Warum auch, nach dieser Vorgeschichte? Und wie soll das mit dem ersten Rennen 2011, dem letzten aber 2012, also saisonübergreifend, funktionieren, wenn die Verträge fast aller Fahrer über ein Kalenderjahr laufen? Es ist unfassbar und – mit Verlaub – eine Farce, wenn man nach fast zwei Jahren Chaos nun erneut eine Weltmeisterschaft (!) ankündigt, die ganz offenkundig schon wieder nicht in trockenen Tüchern, also verbindlich definiert und verlässlich organisiert ist. Stell dir vor, es ist Weltmeisterschaft und keiner geht hin.