Juan Manuel Correa im China-GP: Langer Weg zurück

Von Mathias Brunner
​Motivations-Turbo für den in Ecuador geborenen US-Amerikaner Juan Manuel Correa: Der 20-Jährige nahm für Alfa Romeo Racing erstmals an einem virtuellen Grand Prix teil, am WM-Lauf von Shanghai.

Den 31. August 2019 wird Juan Manuel Correa nie vergessen. Im Formel-2-Rennen von Spa-Francorchamps konnte der in Quito (Ecuador) geborene US-Amerikaner eine Kollision mit dem Wagen von Anthoine Hubert nicht verhindern. Der 20jährige Correa erlitt lebensgefährliche Verletzungen, der Franzose überlebte den Aufprall nicht.

Seither kämpft Correa um seine Gesundheit. Ein wichtiger Schritt dabei ist der Rennsport, auch wenn der wegen der Coronakrise derzeit nur virtuell stattfinden kann. Der in Miami lebende Correa hat für Alfa Romeo Racing erstmals an einem von der Formel 1 veranstalteten, virtuellen Rennen teilgenommen, am Grossen Preis von China, als Stallgefährte von Antonio Giovinazzi aus Italien. Es lief nicht ganz nach Wunsch für den Italiener: Als er auf Rang 8 lag, bröselte die Datenleitung zusammen, Ausfall.

Juan Manuel fuhr bei seinem Debüt im virtuellen GP-Sport auf den achtbaren 14. Platz. Correa meinte nachher: «Es war klasse, in diesem Feld mit tollen Fahrern mitzumachen. Ich bin mit meinem Einsatz recht zufrieden. Meine Quali war nicht die beste, im Formel-1-Spiel gibt es zahlreiche Abstimmungsmöglichkeiten, und da bin ich noch weit davon entfernt, alles aus dem Wagen zu holen.»

«Ich konnte mich schnell auf Rang 9 verbessern und entschied mich dann, den Stopp recht lange hinauszuzögern. Damit rückte ich bis auf den fünften Platz hoch, aber nach meinem Stopp war ich nur noch 15. Ich lag hinter dem Real Madrid-Torhüter Thibaut Courtois, der für Red Bull Racing antrat und der sehr gut unterwegs war. Kurz vor Schluss konnte ich ihn mir kaufen.»

Der lange Weg zurück

Anfang November 2019 durfte Alfa Romeo Racing-Junior Juan Manuel Correa nach langem Spitalaufenthalt endlich nach Hause, nach Miami. Im November sprach der Formel-2-Fahrer erstmals über den Horror-Crash, den Tod seines Rennfahrerkollegen Anthoine Hubert und das Ausmass seiner eigenen Verletzungen.

Der Rennfahrer sagte: «Es handelte sich in Spa-Francorchamps um eine unglückliche Verkettung, in welche vier oder fünf Autos verwickelt waren. Als ich durch Eau Rouge raste, fuhr ich über Trümmerteile vom Wagen von Alesi, welche unter meinen Vorderrädern steckenblieben, sie anhoben, so dass ich geradeaus fuhr – voll ins Auto des armen Anthoine Hubert.»

«Ich brauchte einige Wochen, um alles zu verkraften, es ist nicht leicht, das zu verstehen, besonders dann nicht, wenn du unter Schmerzmitteln stehst. Ich brauchte Zeit um das Geschehen zu akzeptieren, aber ich bin Pragmatiker. Niemand kann an dem, was passiert ist, etwas ändern. Also muss ich versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Natürlich bin ich abgrundtief traurig, Anthoine war ein Freund, aber nun muss ich sehen, dass ich wieder aufs Gleis komme. Das wäre auch in seinem Sinne.»

«Der Unfall hat mein Leben verändert, körperlich und geistig. Wenn du eine solche Nahtod-Erfahrung hast, dann öffnet dir das die Augen über den Rennsport hinaus. Es gab Momente im Krankenhaus, da war ich nicht sicher, ob ich noch Rennfahrer sein wollte. Mir wurde klar: Es gibt Wichtigeres als Autorennen. Racing ist noch immer meine Leidenschaft, aber ein solcher Unfall zeigt dir die Prioritäten – und meine Priorität besteht aus meiner Familie und meiner Gesundheit.»

«Ein Freund hat mich gefragt, ob mein Traum von der Formel 1 nun vorbei sei. Ich habe ihm gesagt: Ein Unfall stellt einen Traum nicht einfach ab, aber er lässt dich darüber nachdenken, was du für diesen Traum zu investieren bereit bist. Ich habe für mich beschlossen, meinen Traum weiter zu verfolgen.»

Wie also geht es Correa wirklich? Der Rennfahrer erklärt: «Einfach gesagt haben die Ärzte mein rechtes Bein neu zusammengebaut, das linke ist weit weniger schwer verletzt, da reichte eine Operation. Das rechte hingegen erfordert weitere Eingriffe und eine lange Reha, wir reden hier von einem Jahr. Es ist wahrscheinlich, dass ich mein Bein nie wieder normal benutzen kann. Aber ich werde darauf hinarbeiten, wieder Gas geben zu können.»

«Ich habe vom rechten Schienbein sechs Zentimeter Knochen verloren, das wächst wieder nach, das Bein steckt in einer besonderen Schiene, wie man auf meinen Fotos sehen kann. Der Knochen wächst um einen Millimeter pro Tag. Es wird danach darum gehen, den Knochen mehr und mehr zu belasten. Dann kommen die ganzen Metallteile raus. Abhängig von der Mobilität entscheiden wir dann, ob weitere Operationen vonnöten sind.»

«Zuerst haben mir die Ärzte gesagt, ich würde zwei Jahre brauchen, um wieder auf die Beine zu kommen. Aber mein Körper erholt sich schneller. Ich schätze, in gut einem Jahr weiss ich, wie weit ich mich erholen kann. Es hilft dabei sicher, Sportler zu sein. Das gilt auch für das Lungenversagen, den ich erlitten habe, worauf ich ins Koma versetzt werden musste. Ich glaube, wenn ich nicht in körperlich so guter Verfassung gewesen wäre, hätte ich nicht überlebt.»

«Der Aufprall geschah mit 70g, aber ich war nie bewusstlos. Als ich das den Ärzten gesagt habe, haben sie mir zunächst nicht geglaubt. Vor dem Aufprall habe ich all meine Muskeln angespannt. Ich wollte selber aussteigen.»

«Als ich aus dem Koma erwachte und mir klar wurde, woran ich bin, sagte ich mir: Gut, jetzt gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder ich liege hier und fühle mich deprimiert oder ich fange an zu kämpfen. Ich bin ein Fighter. Ich bin vom Gedanken beseelt, wieder Formel 2 zu fahren und es eines Tages in die Formel 1 zu schaffen. Dafür kämpfe ich.»

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