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Manuel Lettenbichler: Ein würdiger deutscher Champion

Von Carsten Steffen
Herausragende Fahrer (v.l.): Mario Roman, Manuel Lettenbichler und Trystan Hart

Herausragende Fahrer (v.l.): Mario Roman, Manuel Lettenbichler und Trystan Hart

Der 24-jährige Bayer Manuel Lettenbichler krönte eine herausragende Saisonleistung mit dem Gewinn der Hard-Enduro-Weltmeisterschaft. SPEEDWEEK.com blickt zurück.

2022 ist das zweite Jahr der Hard-Enduro-WM und diese Saison hat mit Manuel Lettenbichler einen überaus würdigen Weltmeister bekommen. Lettenbichler ist mit diesem Titel aktuell der einzige deutsche Weltmeister im Motorrad-Motorsport und darf darauf sehr stolz sein. Denn der sympathische Bursche aus Kiefersfelden ist nur bei sieben von acht Läufen angetreten, da er beim ersten Rennen in Israel verletzungsbedingt passen musste, und hat fünf der restlichen Rennen gewonnen. Darunter auch die großen Events Erzbergrodeo, Romaniacs und Hixpania. Die mit 2 Stunden deutlich ausgefallene Zeitstrafe bei den Romaniacs warf ihn zwar auf den 17. Platz zurück, aber mit einer grandiosen Aufholjagd belegte er immerhin noch den sechsten Platz und hielt den Schaden in Grenzen.

Mario Roman gewann das Minus 400 in Israel und holte danach – mit Ausnahme des Xross in Serbien – kontinuierlich Podiumsplätze. Die Sympathien der Fans auf der ganzen Welt hatte sich der Spanier spätestens bei den Romaniacs 2019 gesichert, als ein Video seiner Helmkamera veröffentlicht wurde und sich sein «Sorry Bro» viral verbreitete. Mario hatte auf einer Etappe gleich mehrere Fahrer beim Überholen unabsichtlich, aber unsanft berührt und das mit «sorry bro» kommentiert. Passiert ist keinem der Betroffenen etwas, aber der Spaß kannte keine Grenzen und es gab sogar entsprechende T-Shirts. 2022 bot sich Roman durch den Ausfall von Billy Bolt (Husqvarna), der die WM im Jahr zuvor knapp vor Lettenbichler gewonnen hatte, die Gelegenheit, ganz vorne mitzumischen. Mit dem Sieg in Israel und seiner Konstanz hat er bewiesen, dass er auf höchstem Niveau mithalten kann.

Was in der Saison 2022 von Roman bleibt, ist ein spanischer Vizeweltmeister, der unmittelbar nach dem Rennen Emotionen zeigt. Das ist insbesondere für eine Südländer, der selbstverständlich enttäuscht ist, sein Heimrennen und damit auch die WM als Zweiter zu beenden, mehr als verständlich. Im Interview mit SPEEDWEEK.com zeigte er zwar Anerkennung für Lettenbichlers Leistung, fühlte sich aber von der FIM wegen der Entscheidung, seinen Protest gegen die Gesamtwertung der Romaniacs abzulehnen, ungerecht behandelt. Wenig später veröffentlichte er auf Instagram einen Beitrag, in dem das Logo der FIM Hard-Enduro-WM auf eine unmissverständliche Art und Weise verändert wurde. Wir gehen davon aus, dass die FIM der Sache nachgehen wird. Fakt ist allerdings, dass er seine Chancen im Saisonverlauf nicht genutzt hat. Bei den Romaniacs wäre ein Sieg die richtige Antwort auf die von ihm als ungerecht empfundene Tatsache gewesen, dass Lettenbichler bei den Romaniacs nicht wie Graham Jarvis beim Erzbergrodeo für ein ähnliches Vergehen disqualifiziert wurde. Ein Sieg in Rumänien hätte die entsprechenden Punkte gebracht, um «Letti» über Leistung zu distanzieren. Roman hat aber selbst erkannt, dass er in dieser Saison sehr viel gelernt hat, und wir werden sehen, wie er diese Erkenntnisse in der kommenden Saison nutzen wird.

Eine herausragende Leistung über die gesamte Saison hinweg zeigte der 47-jährige Graham Jarvis auf seiner Husqvarna, die er nicht im Werksteam, sondern in seinem eigenen Team pilotierte. Grahams Leistung ist nicht hoch genug einzuschätzen, denn seine Kontrahenten sind gerade mal halb so alt wie «The Silent Assassin» und in dem Alter in diesem Sport noch solche Ergebnisse zu bringen, ist herausragend. Wer mitverfolgen konnte, wie herzlich und wertschätzend der sonst recht wortkarge Jarvis dem neuen Weltmeister im Ziel des Hixpania gratulierte, muss dem Briten über seine Fähigkeiten auf dem Bike hinaus außerordentlichen Kameradschaftsgeist bescheinigen.

Die ganze Hard-Enduro-Szene freut sich darauf, wenn Billy Bolt in der kommenden Saison wieder ins Geschehen eingreift. Bolt hatte sich 2021 mit Lettenbichler einen packenden Zweikampf geliefert. Beide hatten in dem Jahr viel miteinander trainiert und das Spiel auf ein neues Level gehoben, fast in eine eigene Liga. Die Entscheidung von Billy, sich unter der Saison einer OP am Handgelenk zu unterziehen, ist die richtige gewesen, denn so wird er in der kommenden Saison wieder zu 100 Prozent angreifen können.

Drei weitere Fahrer sollten nicht unerwähnt bleiben: Der Kanadier Trystan Hart (KTM), der Südafrikaner Matthew Green (KTM) und der Israeli Suff Sella, der in Alfredo Gomez’ Racing Team auf einer GASGAS unterwegs ist.

Hart wird nach aktuellem Leistungsstand derjenige sein, der – so er denn von seinem Team den Auftrag erhält, die gesamte Saison zu bestreiten – regelmäßig in den Top-5 zu erwarten ist. Mit seinem fulminanten Auftritt und dem dritten Platz beim Erzbergrodeo, dem Sieg beim TKO in den USA und dem zweiten Platz beim Outliers in seiner Heimat Kanada hat Trystan deutliche Ausrufezeichen gesetzt und Lettenbichler hält große Stücke auf seinen Markenkollegen.

Green sicherte sich vor Sella den Junioren-Weltmeistertitel und lebt nach eigenen Worten seinen Traum. Er hatte beim Abestone in Italien, als er vor seinem Idol Jarvis ins Ziel kam, einen emotionalen Moment, den er vor der Kamera nicht verbergen konnte. Green wird seinen Weg gehen und sich in den nächsten Jahren in der Top-10 etablieren. Sella ist 19 Jahre alt und dennoch bereits seit langem im Hard-Enduro-Zirkus dabei, steigert sich konstant und hat mit Gomez einen herausragenden Mentor.


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